
"Volles Haus" konnte Helmut Schwartl, zweiter Vorsitzender der Energieinitiative Rhön und Grabfeld, verkünden, als er rund 40 Gäste in der Gaststätte Rosario in Bad Neustadt zu einem Vortragsabend mit dem Thema "Regionale Wärmewende, Wärmenetze, Wärmeplanung – was kommt auf uns zu?" begrüßte.
Es gebe annähernd 19 Millionen Wohngebäude in der BRD, wovon früher oder später der größte Teil zwangsläufig mit der "Wärmewende" konfrontiert werden wird, berichtete er. Mit Michael Gottwald, Mitglied der Geschäftsleitung der Rhön Grabfeld Wärme GmbH und Leiter des Bereiches Wärme und erneuerbare Energien bei der Bayerischen Rhöngas sowie Bürgermeister der Gemeinde Unsleben, gab es einen Referenten, der über jahrzehntelange Erfahrung mit dieser Thematik verfügt.
Projekte der Rhöngas in Rhön-Grabfeld
"Seit 60 Jahren ist die alarmierende Klimasituation bekannt", betonte Gottwald. Mittlerweile würden sich viele Kommunen mit diesem Teil der Energiewende beschäftigen und nach Lösungen suchen. Von den vielen Rhöngas-Projekten, die er aufzeigte, seien beispielhaft genannt: Das bereits sechs Kilometer lange Netz in Bad Königshofen wird voraussichtlich weiter ausgebaut werden. Die Wärmeversorgung ist zu 98 Prozent erneuerbar. Aktuell können mit der dort abgegebenen Wärmemenge umgerechnet 400 Wohngebäude beheizt werden.
Für ein neu geplantes Wärmenetz in Mellrichstadt sei ein innovatives Konzept in Arbeit, mit dem Ziel, Abwasser und industrielle Abwärme zu nutzen und als Wärmequelle für die Nutzung von Wärmepumpen zu verwenden. Die Gespräche dazu liefen äußerst konstruktiv.
Die Biomethan-Aufbereitungsanlage in Unsleben speise bereits acht Prozent des hergestellten Bioerdgases ins Erdgasnetz ein. Die Kapazitäten ließen sich durch neue Technologien ausweiten. Auch in Oberelsbach gebe es ein Wärmenetz mit innovativen Wärmeerzeugungslösungen, beispielsweise mit der Erzeugung von Holzgas, welches ein Blockheizkraftwerk antreibt.
Ein Wärmenetz taugt nicht für alle Kommunen
Gottwald berichtete noch von weiteren "erneuerbaren" Projekten der Rhöngas GmbH und den jeweiligen technischen Besonderheiten. Doch nicht für jede Kommune sei ein Wärmenetz die geeignete Form der Wärmewende. Schranken setzten unter anderem die Frage der Wirtschaftlichkeit, so die Zahl und die Lage der möglichen Anschlüsse im Verhältnis zu den notwendigen Investitionen.
Wärmenetze könnten also einen guten Teil der Wärmewende abdecken, aber eben auch nicht vollständig, da auch Biomasse-Potenziale begrenzt sind und andere kapitalintensive Technologien eingesetzt werden müssen. Zudem empfahl er zwecks Akzeptanz unbedingt die Bürger mitzunehmen, zum Beispiel durch die Bildung von Genossenschaften.
Auch für den Fall, dass kein Anschluss an ein Wärmenetz möglich ist, nahm der Referent ausführlich Stellung. Im Einzelfall sei hier aufgrund der Vielzahl von Möglichkeiten der Rat eines Energie-Beraters notwendig. Wie sehr das Thema den Teilnehmerkreis bewegte, zeigte im Anschluss die lebendige Frage- und Diskussionsrunde.
Als "hochinteressant und hochkompetent" wertete Schwartl die Ausführungen Gottwalds. Das Ziel, Transparenz in die komplexe Thematik zu bringen und Orientierung zu geben, habe er erfüllt.