zurück
STERNBERG
Raue Sitten in den zwölf heiligen Nächten
Von unserem Mitarbeiter Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 23.12.2011 14:24 Uhr

Seit Jahren sammelt Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert Bräuche rund um die Advents- und Weihnachtszeit. Viele sind in Vergessenheit geraten, andere werden noch gepflegt.

Bekannt sind heute noch die „Zwölf Heiligen Nächte“. Zwar haben sie nicht mehr die Bedeutung wie einst, aber es ist interessant, zu erfahren, wie man in früheren Zeiten diese Tage in Rhön und Grabfeld unterschiedlich erlebte.

Der Kreisheimatpfleger erzählt von Rothausen, wo während der Christnächte keine Linsen gekocht werden durften, da die Leute befürchteten sonst im neuen Jahr Geschwüre zu bekommen. In Großbardorf stellten die Kinder, bevor das Christkind kam, Teller auf den Herd. dann mussten sie in die Stube, um zu beten. Danach nahm die Mutter in der Küche die Ofengabel und stocherte im Kamin herum, so dass es ordentlich rumpelte. Die Kinder wussten „jetzt fährt das Christkind zum Kamin herein“, sprangen in die Küche und holten ihre gefüllten Teller. Anschließend wurde der Christbaum geschmückt.

In der Christnacht nach der Mette wurde in Großbardorf einst die größte Wurst im Kreise der Familie gegessen. Aus Herbstadt und Unterweissenbrunn ist überliefert, dass während der Christmette zwölf Zwiebelhäute aufgestellt wurden. In jede wurde etwas gegeben. An der sich sammelnden Feuchtigkeit, konnte die Witterung für nächsten zwölf Monate abgelesen werden. Nachts um halb Elf Uhr riefen in Aub die Glocken zur Christmette. Man erzählte sich, das Vieh stehe um Mitternacht auf, wenns „Te Deum“ läutet und hauche stärker, als wolle es das Christkind wärmen.

Aus Saal ist das Sprichwort überliefert: „Weiße Weihnachten, grüne Ostern, grüne Weihnacht, weiße Ostern.“ Dort glaubte man auch, dass niemand während der Mette in den Stall durfte, da sonst im folgenden Jahre in der Familie jemand sterben muss. Häufig war im Grabfeld der Brauch anzutreffen, dass an Weihnachten Bauern während der Mette dem Vieh eine Tränke mit Kleie und Salz bereiteten. Dazu gab es Kräuter aus dem Würzbüschel, der an Maria Himmelfahrt (15. August) in der Kirche geweiht worden war.

Rund um die Lederhecke hatten die zwölf Rauhnächte eine besondere Bedeutung. Keine Hausfrau wagte es, die große Wäsche in diese Tage zu verlegen. Die Wäschestücke, die beim Aufhängen die Nacht über gefroren und in diesem Zustand einer aufgehängten und steif gewordenen Kuhhaut nicht unähnlich sahen, verhießen Unglück im Stall.

Auch die Fruchtbarkeit der Obstbäume wusste in Sulzdorf ein alter Brauch vorauszusagen. Beim Zweiuhrläuten am Nachmittag des Heiligen Abend ging man in den Obstgarten und umband die Bäume mit einem dünnen Strohseil. Das sollte vor Frost und Raupenfraß schützen und brächte Obst in Hülle und Fülle, wusste der Volksglaube.

In Sternberg vollzog der Haushaltsvorstand in den drei heiligen Nächten, Heiligabend, Silvester und einen Tag vor Dreikönig, folgendes Ritual: Abends wenn das Vieh gefüttert war, suchte er den Stall auf, streute in die Tröge geweihtes Salz, das am „Goldenen Sonntag“ (immer erster Sonntag im Monat) in der Kirche geweiht worden war. Außerdem besprengte er den Trog mit Weihwasser. An Stalltüren und Haustür wurde in der Nacht vor Dreikönig mit Bleistift ein Kreuz gezeichnet, und dieses ebenfalls mit Weihwasser besprengt. So sollte das Glück in Haus und Hof gehalten werden. Während der Mette musste im Hof gut aufgeräumt sein, ist aus Wülfershausen überliefert. Das musste so sein, damit der „böse Geist“ keine Gewalt über Haus und Hof bekam. Auch für die unverheirateten Mädchen hatte die Christnacht Bedeutung. Aus den Haßbergen ist überliefert, dass man nach dem feierlichen Abendessen beim Ausschütteln des Tischtuches im Hof anhand des Hundegebells hören könne, aus welcher Richtung einst der Bräutigam kommen wird. Am Heiligen Abend vor der Mette nahmen heiratslustige Mädchen ein Holzsscheit und stießen damit gegen den Hühnerstall, denn: „Gackert der Hahn, kommst bald dran, gackert die Henn', wer weiß wenn!“.

Mit Bart und Schleier: Das Breitenseer Christkind ist heute ein einmaliger Brauch in Bayern. Christkind, Hirte, König und Sternträger gehen an Heiligabend durch das Dorf und beschenken dort die Kinder.
Foto: Repro Friedrich | Mit Bart und Schleier: Das Breitenseer Christkind ist heute ein einmaliger Brauch in Bayern. Christkind, Hirte, König und Sternträger gehen an Heiligabend durch das Dorf und beschenken dort die Kinder.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top