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BAD KÖNIGSHOFEN
Rationalisierung ohne Jobverlust
Automatisiert: Auf einer Fläche von rund 300 Quadratmetern sind im neuen „Kommissionierer“ der Mohrenapotheke in Bad Königshofen rund 12 000 verschiedene Medikamente gelagert. Im Bild Michael Vomberg (rechts) von der Herstellerfirma und Apotheker Michael Weigand.FOTO: Hanns Friedrich
| Automatisiert: Auf einer Fläche von rund 300 Quadratmetern sind im neuen „Kommissionierer“ der Mohrenapotheke in Bad Königshofen rund 12 000 verschiedene Medikamente gelagert.
Von unserem Redaktionsmitglied Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:15 Uhr

Faszinierend: Da fährt ein computergesteuerter Arm in eine 300 Quadratmeter große Ablage voller Medikamente, greift in ein Fach, holt eine Arzneischachtel heraus und wirft sie in eine Ablage. Einen so genannten „Kommissionierer“ haben Gerhard und Michael Weigand jetzt in der Mohrenapotheke vorgestellt.

Ein Gerät, das weltweit 5000-mal verkauft wurde. „Der 5001. Kommissionierer steht nun in Bad Königshofen und kann sowohl von der Stadt- als auch der Mohrenapotheke genutzt werden.“ Es sei die erste derartige Anlage im Landkreis Rhön-Grabfeld, erklärt Vater Gerhard Weigand. Sohn Michael zeigte den Gästen bei der offiziellen Vorstellung, wie der „Kommissionierer“ arbeitet. Es dauere nur 15 Sekunden, bis das Medikament vorliegt.

Für die beiden Apotheker ist es wichtig, dass dieses neue Gerät keinesfalls eine Reduzierung des Personals nach sich zieht. „Im Gegenteil: Unser Personal hat jetzt mehr Zeit, sich den Kunden zu widmen, ihnen die notwendigen Erklärungen zum Medikament zu geben und Fragen zu beantworten, während der Computer das Medikament auswählt.“ Für Michael Weigand ist das ein Stück Zukunftssicherung.

12 000 Medikamente vorrätig

Es ist ein vollautomatisches Warenlager, erklärt Michael Vomberg von der Herstellerfirma Rowa. Das Unternehmen hat 1996 das erste Gerät dieser Art gebaut und nach Dresden geliefert. Der größte Automat steht heute im englischen Birmingham. In der Mohrenapotheke verwaltet der Kommissionierer 12 000 verschiedene Medikamente auf einer Lagerfläche von rund 300 Quadratmetern.

Integriert ist sogar ein Reinigungsautomat. Das Gerät arbeitet mit 680 Watt, „benötigt also weniger Energie als ein Föhn“. Stromausfall ist übrigens auch kein Problem. Das verkraftet die Anlage über einen Zeitraum von bis zu zwei Stunden.

Nötig gemacht hätten die Umstellung auf das automatische System nicht zuletzt die Rabattverträge der Krankenkassen mit den Arzneimittelherstellern, erläutert Michael Weigand. Die hätten zur Folge, dass sich die Apotheke im Sortiment breiter aufstellen muss und die Lagerhaltung damit größer wird. „Unsere Schubkästen und Lagermöglichkeiten waren schon jetzt überlastet, und das Heraussuchen war immer ein enormer Zeitaufwand.“

Eine Besonderheit nennt Apotheker Gerhard Weigand, in dem er darauf verweist, dass auch die Stadtapotheke auf diesen Kommissionierer zugreifen kann. „Bis die Medikamente abgeholt werden, liegen sie bereits in einem eigenen Fach.“

Für die Gäste der Präsentation, darunter Bürgermeister Thomas Helbling und sein Stellvertreter Philipp Sebald sowie Klaus Wehe als Vertreter der Ärzteschaft sowie Repräsentanten der Krankenkassen, war der Blick in die Anlage dann faszinierend. „Die Technik ist heute so schnell, das ist einfach toll“ oder „So schnell kann man gar nicht schauen, wie der Computer hier arbeitet“, lauteten etwa die Kommentare.

Kleine Apothekengeschichte

Gerhard Weigand, der die Anwesenden begrüßt hatte, blickte auf das Jahr 1782 zurück, als Andreas Hofmann die Mohrenapotheke in Königshofen gründete. Nachfolger waren Alexander Saalmann und Ludwig von Dietz. 1938 ging die Apotheke in den Besitz der Familie Josef und Elise Weigand über. 1961 führte Elise Weigand, nachdem ihr Mann die Stadt-Apotheke aufgebaut hatte, die Mohrenapotheke weiter, und nach dem Tod von Josef Weigand stieg Sohn Gerhard mit ein. Die Leitung der Stadtapotheke liegt in den Händen seiner Frau Barbara.

Nach dem Tod von Elise Weigand 2002 übernahm Gerhard Weigand die alleinige Führung, bis 2006 Sohn Michael dazu kam. Damit ist die Apotheke in der dritten Generation im Familienbesitz.

Gerhard Weigand erinnerte sich an Erzählungen seines Vaters, der seine Ausbildung einst in der Pfauen-Apotheke in Würzburg absolviert hatte. Dort passte 1911 das gesamte Sortiment an Fertigarzneimitteln in einen kleinen Wandschrank.

Pillendreher

Alle anderen Arzneimittel wurden damals von den Apothekern selbst hergestellt. Davon kann man sich derzeit in einer Ausstellung in der Mohrenapotheke ein Bild machen.

Der Seniorchef berichtete auch über seine Anfangszeit als Apotheker, als die Bestellungen noch schriftlich vorgenommen wurden. Per Pferdefuhrwerk kamen die Medikamente einst aus Nürnberg nach Königshofen. Nach und nach wurde die Anzahl der Medikamente immer größer.

 
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