
Wie ein roter Faden zog sich das Thema „An einem Strang ziehen“ am Freitagabend durch den Festkommers, der den Auftakt des Einweihungswochenendes für das sanierte Nordheimer Rathaus und die neu erbaute Dorf- und Kulturscheune bildete.
Anstrengung am Strang, aber kein gordischer Knoten: Das 1,65-Millionen-Projekt bedeute für Nordheim einen Kraftakt, unterstrich der ehrenamtlich tätige Bürgermeister Thomas Fischer in seiner Kommersrede. Am Ende dieses Jahres erwarte er einen Schuldenstand der Gemeinde von etwa 2,7 Millionen Euro sagte er dieser Zeitung. Das bedeute rund 2500 Euro pro Kopf. Nordheim habe schon mehr Schulden gehabt.
Nordheim sprang, springt in vielerlei Hinsicht über den eigenen Schatten: Landrat Thomas Habermann beglückwünschte die Gemeinde in seinem Redebeitrag für „das gelungene wunderbare Gemeinschaftswerk“, das ohne solch einen Bürgermeister und Gemeinderat nicht zu bewerkstelligen gewesen wäre. Er rief auch Zögern und Zweifel in Erinnerung, etwa als es um die Kaufentscheidung für das Anwesen der Kulturscheune ging. Habermann hatte die Nordheimer ermutigt, alles in Angriff zu nehmen. Nun habe Nordheim mit Rathaus und benachbarter Dorf- und Kulturscheune ein Zentrum, wo künftig viel gefeiert und miteinander geredet werde. „Das schweißt zusammen.“
Treffpunkt der Generationen
Bürgermeister Fischer: Das nach heutigem Stand der Technik gebaute Kommunikationszentrum werde „sich als Treffpunkt für Alt und Jung, für Familien und Vereins- sowie gemeindliche Festivitäten bewähren“. Der demographische Wandel – Nordheims Einwohnerschaft wird im Schnitt zusehends älter – sei bei dem Bau berücksichtigt. Er sei Barrierefrei, für alle nutzbar. Die Einrichtung stehe auch für Veranstaltungen und Familienfeiern zur Verfügung.
Für die Unterfrankenregierung in Würzburg gab sich Bau- und Planungsdirektor Norbert Böhm voll des Lobes für die „enorme Kraftanstrengung der Nordheimer“. Die in den Ort geflossenen Mittel seien bestens angelegt. Es sei wichtig, in den Ortskern zu investieren. Das stifte Identität, wirke auch der Abwanderung entgegen. Der Erinnerungsgedanke, etwa bei Touristen, beziehe sich immer auf die Ortszentren. Dank richtete Böhm an die Architekten von Rathaussanierung und Scheunenbau. Zeitpläne seien eingehalten, Mehrkosten seien nicht erzeugt worden.
Die Planer Henry Kiesel und Karlheinz Lürzel (Planidee Franken) schnürten ihre Grußworte in gleicher Weise. Kiesel: Nordheim habe etwas für Alt und Jung geschaffen und vorbildhaft bewiesen, dass man etwas bewegen kann, wenn man an einem Strang zieht. Besonderes Lob richtete Kiesel an Rudolf Landgraf vom Bauhof der Gemeinde Nordheim für dessen Kooperation und Koordination. 29 Firmen der Region in 40 Gewerken waren an dem Projekt beteiligt gewesen.
Während andernorts Vereine versuchen, aus dem kommunalen Strang möglichst viele Fäden für sich herauszuziehen, verkehren die Nordheimer Vereine die Verhältnisse im allerbesten Sinne und flechten 5850 Euro ein. Der Vorsitzende der Vereinsgemeinschaft Nordheim, 2. Bürgermeister Roberto Breunig, überbrachte Bürgermeister Fischer einen entsprechenden Scheck. Verwendungszweck: die neue Dorf- und Kulturhalle.
Der Ehrenvorsitzende der Vereinsgemeinschaft, Karl Hippeli, merkte am Rande des Kommerses mit Blick auf die Bevölkerungsstatistik an: Im Grunde komme alles zu spät. Man hätte solch ein Gemeindezentrum schon vor zehn, fünfzehn Jahren bauen sollen.
Landtagsabgeordneter Robert Kiesel (Bad Kissingen) sprach sich in seinem Grußwort für den Erhalt hiesiger Strukturen und Rahmeneckdaten aus. Man müsse weiter für die Regionalförderung kämpfen, etwa Programme des ländlichen Raums. In gleicher Weise hatte sich zuvor Landrat Habermann geäußert. Angesichts der guten Nordheim-Erfahrungen mit der Regierung von Unterfranken forderte er nachdrücklich, solche eine Mittelbau-Behörde bloß nicht abzuschaffen. Es sei nicht auszudenken, wenn deren Kompetenz und Entscheidungen um 350 Kilometer verlagert würden.
Zu dem Festkommers begrüßte der Bürgermeister zahlreiche weitere Ehrengäste, unter ihnen die Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär, Landtagspräsident a.D. Johann Böhm, die Landtagsabgeordnete Sabine Dittmar, die Kreisräte Hans-Peter Suckfüll und Irmgard Seifert, VG-Stellenleiter Conny Schmuck, den Nordheimer Ehrenbürger Pfarrer i.R. Heinrich Weth, Altbürgermeister Rudi Dietz, Bürgermeister i.R. Hermann Hippeli, Gräfin Adelheid von Soden sowie die Bürgermeister Josef Demar (Großbardorf), Birgit Erb (Oberelsbach), Monika Götz (Sondheim), Fridolin Link (Hausen), Robert Müller (Fladungen) und Uli Waldsachs (Ostheim).
Die Musikkapelle Nordheim unter Leitung von Johannes Haaf umrahmte den von Freude und Zuversicht getragenen Abend musikalisch. Zudem gab der durch den Gospelchor verstärkte Gemischte Chor des Gesang- und Musikvereins Nordheim unter Dirigent Hans Aschenbach ein Stelldichein.
Dritte Bürgermeisterin Katja Benkert schloss den Reigen der Redebeiträge, beschwor Fröhlichkeit und Einigkeit bei allen künftigen Veranstaltungen. Da das neue Zentrum ebenfalls von der bayerischen Städtebauförderung unterstützt worden sei, stehe am Abschluss des Kommerses auch die Bayernhymne. So sangen die Kommersteilnehmer passend für den neu errichteten Kern des Nordheimer Ortszentrums: Gott „schirme deiner Städte Bau“.