Rund vier Millionen Euro wird die Sanierung des mittlerweile undichten Daches und der Fassade des historischen Rathauses in Bad Königshofen kosten. Mit Zuschüssen in Höhe von bis zu 90 Prozent, wie bei anderen Projekten, ist bei Verwaltungsgebäuden nicht zu rechnen, wie Bürgermeister Thomas Helbling und Kämmerer Vitali Auch in der Stadtratssitzung vom Donnerstag deutlich machten. Es sei denn, die Stadt kommt beim Bundesprogramm zur "Förderung von Investitionen in nationale Projekte des Städtebaus" zum Zuge. Weil die nationale Konkurrenz bei solchen Zuschuss-Aussichten natürlich groß ist, wollte man seitens der Stadt davon Abstand nehmen, noch weitere Projekte, wie etwa die schon lange geplante Marktplatzsanierung, anzumelden. Für die geschätzten zwei Millionen Euro Kosten winken nach Worten von Helbling nämlich schon über die Städtebauförderung 80 Prozent an Zuschüssen.
Da wollte man in der Verwaltung nicht riskieren, dass, falls man Gehör findet, der Marktplatz aus dem Bundesprogramm gefördert wird und das Rathaus leer ausgeht. "Ins Dach regnet es rein", machte der Kämmerer die dringliche Lage deutlich. Eine Sorge, die von den Stadträtin Leslie Dietz und Petra Friedl nicht geteilt wurde. Dietz warb nachdrücklich dafür, Marktplatz und Rathaus in einem Paket zusammenzufassen und zu prüfen, ob eine gemeinsame Antragsstellung negative Auswirkungen haben könnte. Darauf konnten sich denn auch alle 16 anwesenden Mandatsträger einlassen.
Gute Produkte haben Anspruch auf faire Preise
Ungeahnte Reaktionen bei einem Stadtratsmitglied rief die Frage auf, ob sich die Stadt verpflichten soll, künftig sogenannte "fair gehandelte" Produkte, wie etwa Kaffee, Tee, Kakao oder Schokolade zu kaufen und bei städtischen Veranstaltungen zu verwenden. Nach Meinung von Stadträtin Sabine Rhein müsse man bereit sein, gute Preise für gute Produkte zu zahlen, wobei die Mehrkosten aber gering seien. Der Imagegewinn dagegen sei enorm. "Wir bekommen viel für ganz wenig."
Zuvor hatte die Stadträtin noch die deutschen Bauern erwähnt, die für faire Preise mit ihren Traktoren in Berlin demonstriert hätten. Da platzte Anton Fischer, selbst in der Landwirtschaft zu Hause, der Kragen. Das sei doch alles nur Gefühlsduselei, es gebe einfach keinen fairen Handel, irgendeiner stopfe sich immer die Taschen voll. Es folgte ein kurzer Parforceritt durch die jüngste deutsche Politik mit dem Versagen in Afghanistan und der Feststellung, dass man keine Elektroautos kaufen dürfe, wenn man keine Kinderarbeit unterstützen wolle. Als sich Fischer und die Lage wieder etwas beruhigt hatten, folgte die Abstimmung. Bis auf eine Gegenstimme sprachen sich alle anwesenden Mandatsträger für die Teilnahme an der "Fairtrade Towns-Kampagne" aus.
Klare Mehrheit für den Mobilfunkmasten in Eyershausen
Trotz gutem Willens ist es manchmal nicht möglich, alle zufriedenzustellen. Beispiel: der geplante Mobilfunkmast hinter dem Sportplatz bei Eyershausen. Viel wurde darüber diskutiert und sogar eine Unterschriftenaktion mit 166 gültigen Stimmen gegen den Standort mobilisiert, weil man eine gesundheitliche Gefährdung befürchtet. Nach mehreren Ortsterminen und der Prüfung verschiedener Standorte auf städtischem Grund –Privatgrund lehnt die Telekom ab – setzte die Telekom in dem fast zwei Jahre dauernden Verfahren einen Schlusspunkt und forderte eine Entscheidung der Stadt über eine Verpachtung der Fläche. "Für die Telekom ist die Planung abgeschlossen", betonte Helbling auf die Frage von Frank Helmerich, ob nicht doch ein anderer Standort möglich sei.
Die Eyershäuser Stadträtin Maria-Theresia Geller hatte sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und noch in der Stadtratssitzung am Donnerstag auf eine E-Mail der Gegner reagiert, von denen auch einige zur Sitzung gekommen waren. Geller äußerte Verständnis für die Sorgen, machte aber auch deutlich, dass sie in dem besseren Mobilfunkempfang einen Vorteil für die Gemeinde sieht und auch für die Verpachtung der Fläche stimmen werde. Das Ergebnis der Abstimmung lautete schließlich 14:2 für den Mobilfunkmasten.