
Spannend, laut und dreckig – diese Attribute stehen für das Rasentraktorrennen des Mellerschter Räumle am ersten September-Samstag. Mehr als 1200 Zuschauer verfolgten laut Schätzung des Veranstalters das Spektakel auf der Rennwiese der Familie Stäblein in der Roßbachstraße. Am Ende konnten die Sondheimer Fans jubeln – ihr Team „Lisandi Sonde“ stand ganz oben auf dem Treppchen.
Rennmaschine aus dem Internet
Adrian Mjekici beäugte vor dem Start misstrauisch das Matschloch. Der junge Mann war zum ersten Mal beim Rasentraktorrennen am Start. Er kommt aus Mellrichstadt und hat schon als Kind die Rennteams angefeuert. „Und im letzten Jahr haben wir uns überlegt, selbst mitzumachen“, sagt er mit Blick auf seinen Beifahrer. Direkt abends nach dem letztjährigen Rennen haben sich die Kumpels im Internet nach einer Maschine umgeschaut und wurden schnell fündig. „Am Tag darauf sind wir losgefahren und haben den Rasenmäher geholt.“
Im Winter wurde geschraubt, meist samstags. Im Mai fuhr Mjekici in Salz sein erstes Rennen mit dem Rasentraktor. „An sich ist der Traktor gut gelaufen, leider gab es während des Rennens einen technischen Ausfall.“ Bei der Lenkung hatte sich eine Schraube gelockert. Daraufhin hat das Team an der 56-PS-Maschine nachgebessert. Der Wunsch für das Duell in Mellrichstadt: „Erst einmal durchkommen. Das wäre das Wichtigste für unser erstes Räumle-Rennen.“
Dirk Bellof diesmal nur Zuschauer
Elf Teams waren heuer in Mellrichstadt am Start. Eine Runde durfte noch vor dem Qualifying auf der 600-Meter-Strecke gedreht werden, wobei das Matschloch ausgelassen wurde. Die Motoren knatterten, und nach und nach düsten die Gefährte aus der Boxengasse. Vorbei an den Zuschauern – und an Dirk Bellof.
Das Urgestein des Rennens, das jahrelang mitgefahren ist, schaute diesmal nur zu. Sein Mitfahrer habe heuer keine Zeit gehabt, so Bellof. Unter das Fahrerlager mischte er sich trotzdem gerne. „Auf der einen Seite bist du froh, dass du das Schlammloch nicht hast, auf der anderen Seite ist es schade, wenn man alle fahren sieht.“
Fahrerisches Können und Geschick beim Spiel
Auch beim Qualifying – mit Schlammloch – sah Bellof genau hin. Beim Geschicklichkeitsspiel, das sich die Organisatoren jedes Jahr ausdenken, musste der Fahrer mit Bällen auf eine Zielscheibe werfen. Bei einem Treffer flog ein Schaumkuss zurück, der gefangen werden musste. Der Beifahrer hingegen musste mit verbundenen Augen zu einer Wand laufen, auf der verschiedene Kreise aufgemalt waren. Traf er mit der Hand keinen der Kreise, musste er ein beliebiges 0,5-Liter-Getränk unter Zeitdruck trinken. Traf er einen Kreis, musste er ein 0,33-Liter-Getränk kippen.
Eine Premiere hatte in diesem Jahr der dritte Bürgermeister Frank Vetter. Er gab zum ersten Mal den Start-Fahnenschwenk für das Hauptrennen. Sein Wunsch? „Ich hoffe mal, dass es dem Sondheimer Team Glück bringt.“ Als echter Sondheimer ist er natürlich stolz auf die Mannschaft. Und was sagt Vetter als Bürgermeister? „Für die Stadt ist das ein super Event. Man sieht es ja an der Zuschauerschar.“
Heuer zwei Frauenteams am Start
Zwei Frauen-Teams kämpften mit den Männern um Ruhm und Ehre, als nach dem Qualifying das Rennen eröffnet wurde. Von der ersten Minute an wedelten die zu Beginn dicht an dicht gereihten Rasentraktoren Staub auf. Lediglich im Schlammloch und in der matschigen Kurve blieb der Staub aus – dafür flogen die Brocken.
Die Teams sausten durch das Wasserloch und besudeln sich und ihre Traktoren mit Schlamm. Der trocknete schnell wieder, so dass sich Runde um Runde eine dicke Matschkruste aufbaute. Jubelnde Fans feuerten die Teams am Rande der Wiese an. 20 Minuten liefen die Motoren im Rennen heiß. Die Zuschauer johlten, als wilde Überholmanöver und ungeplante Ausritte auf dem Parcours für Rennaction sorgten. Die eigentlich als Streckenbegrenzung ausgelegten Reifen verkeilten sich unter den Traktoren, und an einigen Gefährten qualmte es mächtig.
Rennende im Matsch
Das Wasser im Matschloch wurde einigen Startern zum Verhängnis. Direkt hinter dem Wasserloch kam das Aus für den Buchklub aus Unsleben. Markus Härder und sein Kollege wollten sich aber noch nicht geschlagen geben, griffen zum Werkzeugkoffer. Erfolg hatten sie auf die Schnelle nicht. Der Vergaser hatte Wasser gezogen. „Dabeisein ist alles“, sagte Härder gelassen und hofft nun auf ein besseres Ergebnis beim Rennen 2019. Das Aus sportlich zu nehmen, das war auch bei anderen Teams die beste Wahl.
Sechs Teams kamen ins Ziel
Am Ende kamen beim 14. Rasentraktorrennen im Mellrichstädter Sonnenland sechs Teams ins Ziel. Adrian Mejciki strahlte in Matschkruste bei der Siegerehrung: Sein Team ist durchgekommen, hat den fünften Platz belegt. Auf dem Treppchen landeten aber andere: Den dritten Platz eroberten die Lokalmatadoren, Marcel Trost und Sven Volkheimer vom Räumle Truck 1, auf Platz zwei landeten Matthias Geis und Marco Klüber vom WNS Racing Team und als Sieger wurde die Mannschaft aus Sondheim/Grabfeld gefeiert. Stefan und Florian Rieß genossen den frenetischen Jubel ihrer Fans. Mit ihrem 18-PS-Gefährt hatten die Brüder clever Runde um Runde gedreht, sich aus allen Scharmützeln herausgehalten und souverän ihren Plan vom Sieg umgesetzt.
„Beim dritten Start hat es endlich geklappt“, strahlte Stefan Rieß. In den zurückliegenden Wochen hatte er mit seinem Bruder am Traktor noch manches optimiert. Ihre Ehrenrunde genossen die Sondheimer sichtlich. Und ließen am Matschloch zur Gaudi aller noch einmal gewaltig Dreck aufspritzen.
Online-Tipp
Viele Bilder vom Rasentraktorrennen im Internet unter www.mainpost.de





