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Bad Neustadt
Quartiersmanagement in Bad Neustadt: Betreuung und Wohnen verbinden
In zehn Jahren werden 28 Prozent aller Bad Neustädter über 65 sein. Fast jeder von ihnen will in den eigenen vier Wänden alt werden. Damit das gelingt, braucht es Konzepte.
Vereinsamung ist ein großes Thema im Alter. Quartiersmanagement kann dazu beitragen, dass Seniorinnen und Senioren weiterhin soziale Kontakte pflegen können wie die beiden Damen auf dem Symbolbild. 
Foto: Thinkstock | Vereinsamung ist ein großes Thema im Alter. Quartiersmanagement kann dazu beitragen, dass Seniorinnen und Senioren weiterhin soziale Kontakte pflegen können wie die beiden Damen auf dem Symbolbild. 
Martina Harasim
Martina Harasim
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:12 Uhr

Im Bad Neustädter Stadtrat spielt man mit dem Gedanken, ein seniorengerechtes Quartierskonzept zu entwickeln. Hinter dem sperrigen Begriff verbirgt sich ein lebensnahes Ziel: Wenn ältere Bürgerinnen und Bürger in ihrem vertrauten Umfeld bleiben wollen, dann muss dieses Umfeld so gestaltet werden, dass dies auch möglich ist.

Wie man das erreichen kann, welche Aufgaben eine Quartiersmanagerin hat und was das kostet, erläuterte Veronika Enders von der Fachstelle für Senioren und Menschen mit Behinderung  des Landratsamts den Mitgliedern des Stadtrats.

Drei Bausteine

Mit "Quartier", erklärte sie, ist nicht nur die Wohnung gemeint. Es umfasst auch das Wohnumfeld, in dem Menschen ihr tägliches Leben gestalten, sich versorgen und ihre sozialen Kontakte pflegen. Ein Quartierskonzept hat drei wesentliche Bausteine: Wohnen und Grundversorgung; ortsnahe Unterstützung und Pflege; Beratung und soziale Netzwerke.

Um herauszufinden, was die Bürgerinnen und Bürger sich wünschen und was sie brauchen, sucht die Quartiersmanagerin den Kontakt zur älteren Bevölkerung. In Bürgerworkshops, so Enders Erfahrung, kristallisiere sich ziemlich schnell heraus, wo die Hauptprobleme liegen. Auf dem Land sind es oft fehlende Busverbindungen und Lebensmittelmärkte. Da brauchen Senioren oft jemanden, der sie zum Arzt fährt oder Einkäufe für sie erledigt.  

Ein unabdingbarer Baustein des Quartiersmanagements ist das ehrenamtliche Engagement. Schüler können beispielsweise Techniksprechstunden anbieten, Vereine Seniorengymnastik, man braucht Freiwillige für Fahrdienste, kleinere Reparaturen im Haushalt oder aber für Hilfe im Garten. Ein wichtiger Aspekt angesichts der Tatsache, dass 59,6 Prozent aller älteren Rhön-Grabfelder in ihrem eigenen Wohneigentum leben. Weitere 22,6 Prozent haben lebenslanges Wohnrecht (Nießbrauch). Nur elf Prozent wohnen zur Miete. Diese Zahlen stammen aus einer Bürgerbefragung, die 2017 veröffentlicht wurde.

Netzwerke aufbauen

Wichtig sei auch, zu erfassen, welche Stärken, Schwächen und Potenziale das Quartier hat. Da geht es um Fragen wie: Gibt es Tagespflege, seniorengerechte Wohnungen, Angebote für Wohngemeinschaften, ärztliche Versorgung?

Aufgabe der Quartiersmanagerin ist auch der Aufbau eines Netzwerks, zu dem Wohnungsunternehmen, Vereine, die Kirchen und Hausärzte vor Ort gehören. Idealerweise  gibt es ein Quartiersbüro. Dort kann ein Treffpunkt für alle Generationen entstehen, Menschen finden Ansprechpartner für Fragen rund um das Thema Altern und Pflege, dort können Alltagshilfen koordiniert und Freizeit und Bildungsangebote, Ausflüge, Sport, Kultur und Geselligkeit organisiert werden.  

Junge Generation im Blick

Auch wenn es ein Ziel des Quartiersmanagements sei, Wohnen und Betreuen von Senioren in einem Stadtteil zu ermöglichen, habe man auch die junge Generation im Blick. Nicht nur als Helfer und Unterstützer, sondern auch als Profiteure. Alte Menschen brauchen nicht nur Unterstützung, sie können jungen Familien auch mit Rat und Tat zur Seite stehen. 

Das Fazit der Fachfrau: Quartiersmanagement belebt Kommunen, entlastet Verwaltungen und Wohnungswirtschaft, indem es Hilfebedarf frühzeitig erkennt, Versorgungslücken im Sozialraum schließt, generationenübergreifend soziale Kontakte fördert, Bürger zu gemeinschaftlichem Engagement aktiviert, professionelle und familiäre Pflege-Ressourcen schont, lokale Akteure und Leistungserbringer effektiv vernetzt, die Informationswege zu den Themen Altern und Pflege verkürzt, mit kulturellen und sportlichen Aktivitäten die Lebensqualität steigert.

Anschubfinanzierung

Der Freistaat Bayern unterstützt die Kommunen durch die Förderung "Selbstbestimmt Leben im Alter". Konkret gibt es eine Anschubfinanzierung bis zu maximal 80 000 Euro für vier Jahre, der Eigenanteil der Kommune beträgt zehn Prozent. Wie Veronika Enders berichtet, wurden im Landkreis Rhön-Grabfeld bislang in drei Gemeinden Quartiersmanager installiert.  Weitere vier Gemeinden befänden sich in der Planungsphase.

 
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