Mit historischen Tabakpfeifen von Kronprinz Wilhelm, dem Sohn Wilhelm II, erinnert Anton Manger in Wollbach an deutsche Soldaten im Krieg in Frankreich an Weihnachten 1914. Wilhelm, Kronprinz des deutschen Reiches und von Preußen, agierte als Führer der 5. Armee und ließ zum Fest der Liebe als Geschenke an seine Soldaten fern der Heimat edle Gesteckpfeifen verteilen. Und legte damit Wert auf Stil und Image des Militärs nach außen.
Anton Manger: „Ich habe sieben Original-Exemplare davon in meiner Sammlung, die die Soldaten später mit nach Hause brachten. Meist wurden sie von mir in Antiquitätengeschäften oder auch im Internet erworben“.
Mit 85 Jahren noch eifriger Pfeifenproduzent, möchte Manger mit den in seiner umfangreichen Pfeifensammlung vorhandenen Erinnerungsstücken der Soldaten im zu Ende gehenden Jahr nochmals auf die 100. Wiederkehr des Ersten Weltkriegs hinweisen. Auch eine Weihnachtskarte, die 1914 nach Hause geschrieben wurde, liegt auf seiner Theke vor dem Eingang der Pfeifenfabrik und will an das damalige Weihnachten im Kriegseinsatz erinnern: „Deutsch sein, heißt treu sein“, steht vorgedruckt darauf zu lesen und wird von Besuchern, ohne groß darauf einzugehen, einfach so registriert.
Kronprinz Wilhelm schrieb 1914 in Frankreich zur Weihnachtsfeier seiner Soldaten einen ausführlichen Brief und erklärt unter anderem wörtlich: „Solche Feier wird uns allen unvergesslich bleiben. Dazu wünsche ich sämtlichen Angehörigen meiner tapferen 5. Armee Gottes reichsten Segen, bis wir uns mit dem Soldatenglück pflichtbewusster Streiter einen Frieden erkämpft haben, auf den wir und unser Vaterland stolz sein werden... So sende ich jedem Einzelnen meiner treuen Mitkämpfer als bescheidene Erinnerungsgabe an die gemeinsame Weihnachtsfeier in Deutschlands größer Zeit eine Tabakspfeife mit meinem Bilde...“.
Die Soldaten nahmen die Zeilen zur Kenntnis, dachten wohl aber im tiefsten Herzen, wie schön es wäre, zu Hause bei ihren Angehörigen oder in der Familie zu sein, statt ständig ums eigene Überleben kämpfen zu müssen.
Anton Manger ist sich ziemlich sicher, dass die Pfeifenköpfe mit dem Bildnis von Kronprinz Wilhelm damals in Thüringen hergestellt wurden, auch wenn es dafür keine Belege gibt. Denn das thüringische Schweina sei damals geradezu prädestiniert gewesen, solche Porträt-Tabakpfeifen herzustellen. „Dort ist die größte Pfeifenfabrik Deutschlands gewesen“, weiß Manger.
Kronprinz Wilhelm hat ein Jahr später, zu Weihnachten 1915, noch lederne Tabakbeutel an seine Soldaten der 5. Armee verteilt. Auch diese Exemplare sind in Mangers Museum zu sehen. Erinnerungsgeschenke, die man 100 Jahre später freilich genauer anschaut.
Der Pfeifenfabrikant, der noch heute fast täglich in seiner Fabrik arbeitet, möchte mit diesen edlen Stücken auf die deutsche Kriegsgeschichte hinweisen, um besonders an Weihnachten das Bewusstsein der Menschen für den Frieden zu schärfen. Jeder Einzelne könne gar sehr viel für den Frieden tun, meint er. Denn der Friede oder Unfriede, so Manger, fange schon im Kleinen an.
„Im Krieg ist schon immer viel geraucht worden und manche junge Soldaten lernten das Qualmen erst richtig bei Feuerpausen, wenn sie Tabak hatten“, lenkt Manger die Aufmerksamkeit wieder auf die Tabakpfeifen. Der Krieg und die Kriege überhaupt seien allerdings eine schwere und leidvolle Zeit gewesen für Soldaten und Angehörige, denn Millionen Menschen kehrten leider nicht mehr nach Hause zurück und wurden Opfer von Krieg und Gewalt.
„Selbst rauche ich nicht, aber Pfeifen stelle ich für mein Leben gern her“, sagt Manger mit Blick auf seine Pfeifenfabrik. Er ist zwar heute noch der einzige, der darin arbeitet. Die tägliche Produktion möchte er nicht missen. Handelt es sich doch um eine Beschäftigung, die ihm Genugtuung bereite. Außerdem trifft er hier auch auf internationale Sammler und Pfeifenproduzenten. Wie erst kürzlich, als eine Delegation von Pfeifensammlern aus aller Herren Länder, die zu einer Fachtagung unterwegs war, zu Besuch kam, um zu fachsimpeln.
Während des Kriegs, so Manger, haben Holzschnitzer einst Pfeifen repariert und auch hergestellt, sogar mit Hilfe von Alu-Röhrchen. „Hauptsache, es hat richtig gedampft“, schmunzelt er. „Es war ein rein notwendiges Übel, den Rauchern zu helfen“, meint er. Ein Übel? Manger mag vom blauen Dunst eigentlich, wie er freimütig zugibt, gar nichts wissen. „Als 16-jähriger Bursche hab' ich an Kirchweih mal an einer Zigarette gezogen. Das war alles. Es ist mir dabei aber total übel geworden. Seitdem nie wieder“, sagt er.
Noch in den 1970-er Jahren beschäftige der Unternehmer 19 Mitarbeiter in seiner Wollbacher Pfeifenfabrik. Das Geschäft lief im Prinzip sehr gut. Doch heute sei der Markt mit Pfeifen nicht mehr der Renner. Anton Manger sagt: „Ich bin ja längst Rentner und müsste gar nicht mehr arbeiten, tue es aber trotzdem, weil mir das Pfeifenmachen einfach Freude bereitet.“