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Meiningen
Puppenspiel "Robinson – Die Insel im Kopf" in Meiningen ist eine Abenteuerreise für junge Leute
Ein Puppenspiel, empfohlen für Kinder ab 11, frei nach Daniel Defoe: "Robinson – Die Insel im Kopf" im Meininger Rautenkranz
Der Schiffbrüchige aus dem Postpaket wird von Robert (Falk P. Ulke) und seinem Alter ego (Kerstin Wiese) sofort wiederbelebt.
Foto: ari (Michael Reichel) | Der Schiffbrüchige aus dem Postpaket wird von Robert (Falk P. Ulke) und seinem Alter ego (Kerstin Wiese) sofort wiederbelebt.
Siggi Seuß
 |  aktualisiert: 18.05.2022 02:28 Uhr

28 Jahre, zwei Monate und neunzehn Tage. So lange lebt Robinson Crusoe, das schiffbrüchige Bürgersöhnchen, auf einer Insel. 28 Jahre, zwei Monate und neunzehn Tage. So lange lebt Robert Kreutzinger, 60, in seinem Dachkämmerchen in der Inselgasse 11, wo-auch-immer. 28 Jahre, zwei Monate und neunzehn Tage hat er seine Behausung nicht verlassen. Er lässt sich die Dinge des Lebens durch eine Paketklappe in der Tür zustellen.

Das ruft doch förmlich nach einer Verbrüderung von Robinson und Robert! Christoph Levermann geht noch weiter. Er ist Autor und Regisseur des Puppenspiels "Robinson – Die Insel im Kopf", frei nach Daniel Defoes Roman. Aus Robert wird Robinson. Noch aber ist Robert Herr Kreutzinger. Die einzige Konversation führt er mit einem Wesen, das nur in seinem Kopf existiert, als Alter Ego.

Die Kommentare des Kopfgeschöpfes

Das Publikum im Rautenkranz, der Spielstätte des Jungen Staatstheaters Meiningen, sieht das Kopfgeschöpf jedoch als leibhaftige junge Frau, die das Treiben von Robert mal ironisch, mal erklärend, mal schnippisch, mal liebevoll kommentiert und außerdem noch die Geräusche beiträgt, die das Leben so mit sich bringt.

Der Ort des Geschehens ist am Anfang Roberts Zimmer in Form einer sich nach hinten verjüngenden Guckkastenbühne, die Esther Falk entworfen hat, von der auch die Lumpenpuppen und die Kostüme stammen. In seinem Kämmerchen vegetiert und träumt Robert so vor sich hin, zwischen Kisten, Reiseprospekten und Kartons. Er pinkelt in den Kaktus, trinkt das Brauchwasser der Dusche und grummelt über die da draußen: "Alles Wilde, Barbaren und Menschenfresser!"

Wie kriegt man die Kurve zu Robinsons Insel

Sein Alter Ego sonnt sich derweil im Freien und liefert allerlei Anmerkungen zum Leben des Eremiten. – Diese absolute Tristesse gestalten die Spieler Falk P. Ulke und Kerstin Wiese mit Witz und Fantasie, mit Tönen und Zwischentönen und viel Feingefühl für die Bewegungen von Figuren und Requisiten. Wie aber kriegt man nun die Kurve zu Robinsons Insel?

Das wird natürlich nicht verraten. Nur so viel: Die Augen werden groß, wenn man sieht, was sich aus einem winzigen Raum falten und klappen und reißen lässt. Jedenfalls ändert sich für Robert die Welt, als eines Tages ein Paket bei ihm landet. Drinnen das Robinson-Crusoe-Buch und eine weiße Lumpenpuppe. Offensichtlich handelt es sich um einen Schiffbrüchigen. Und der wird erst einmal zu den Klängen von "Staying Alive" wiederbelebt. So, dass jeder Erste-Hilfe-Kursleiter den Hut ziehen würde. Damit beginnt, begleitet von bezaubernden kleinen Spielideen, die wundersame Wandlung des Herrn Kreutzinger zu Herrn Crusoe.

Bezaubernde kleine Spielideen

Die Abenteuerreisenden im Publikum, egal welchen Alters, können ihre Fantasien nach Herzenslust über die Insel schweifen lassen, zwischen Schiffsuntergang, Robinsons Rettung, Brandungslärm, Papageiengeplapper, Orkangetöse, dem Gemecker wilder Ziegen und historisch nicht ganz korrekten Salven aus einem Maschinengewehr. Robinson und Robert werden eins in ihrem Gebaren, sich die Insel und ihre Lebewesen zu unterwerfen – wenn da nicht immer dieses Alter ego dazwischenquatschen und jede Herrscherallüre lächerlich machen würde.

Welche Botschaften die Zuschauer und Zuschauerinnen in den auf eine Stunde geschrumpften 28 Jahren, zwei Monaten und neunzehn Tagen in ihre eigenen Inselgassen mitnehmen? Das hängt davon ab, ob sie sich selbst als Eroberer oder als friedliche Mitbewohner eines vertrauten Eilands fühlen.

Empfohlen für Kinder ab 11. Nächste Vorstellungen im Meininger Rautenkranz: 17., 20. und 21. Mai, 9. Juni. Kartentelefon: 03693-451 222. www.staatstheater-meiningen.de

 
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