Dort, wo noch vor einigen Jahren die Haushaltspläne der Gemeinde geschmiedet oder auch Beitragsbescheide erlassen wurden, haben nun im weitesten Sinne Kinder und Jugendliche das Sagen. Seit kurzem hat im ehemaligen Büro des Bastheimer Kämmerers nämlich Lisa Bausewein eine Praxis für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie eröffnet.
Die junge Frau hat sich vor einigen Jahren mit ihrer Familie (verheiratet, zwei Töchter) in Braidbach niedergelassen. Ihr beruflicher Werdegang zur Psychotherapeutin verlief, wie sie im Gespräch sagt, nicht geradlinig. Nach dem Abitur und dem dualen Studium bei einem mittelständischen Unternehmen musste sie sich eingestehen: "Das ist nicht mein Ding!"
So ließ sie sich nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften (Bachelor) und der Pädagogik (Master) – außerdem hatte sie 2011 noch die Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau abgeschlossen – von ihrem Interesse an Psychologie leiten und bildete sich nebenbei zur Psychotherapeutin weiter.
Nach der Elternzeit eröffnete sie 2023 eine Praxis für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie im thüringischen Themar. Die Praxis im Bastheimer Rathaus darf sie nun nach Erteilung der Kassenzulassung offiziell als Filiale betreiben.
In der Bastheimer Praxis bietet sie Hilfe bei psychischen Problemen von Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden bis 21 Jahren, zum Beispiel bei Angst- und Panikstörungen, Essstörungen, ADHS, Schulproblemen, Trennungsproblematiken oder Traumata an. Im Gespräch gibt Lisa Bausewein Einblicke in ihre Tätigkeit:
Lisa Bausewein: Weil ich schon im Rahmen meiner Ausbildung mit Kindern und Jugendlichen zu tun hatte und selbst zwei kleine Kinder habe.
Bausewein: Bei Kindern muss immer das Bezugssystem mit einbezogen werden, d.h. man muss auf das Elternhaus, die Schule, den Freundeskreis usw. achten. Wenn die Bezugspersonen bei der Behandlung nicht mitziehen, besteht wenig Aussicht auf Erfolg.
Bausewein: Zwischen sechs Monaten und 21 Jahren.
Bausewein:Sie sind sehr vielfältig und reichen von Schulproblemen über Ängste bis hin zu emotionalen Konflikten.
Bausewein:Die Gründe sind sehr vielschichtig. Zumeist sind es aber psychosoziale Ursachen. Beispiele: Traumata, Mobbing, instabiles Lebensumfeld, kranke Verhaltensweisen der Eltern.
Bausewein: Ja, die Generationen der ersten Schulklassen haben unter den Einschränkungen während der Pandemie gelitten. So haben soziale Unsicherheiten, bedingt durch Home-Schooling oder durch vermehrte Konflikte in den Familien, zugenommen. Aber auch der Ukraine-Krieg hat dazu beigetragen. Heute sind es aber auch die sozialen Medien, die die Probleme verschärfen, Stichwort: Cybermobbing. Häufig wissen die Kinder und Jugendlichen aufgrund der vermehrten Nutzung der sozialen Medien nicht mehr, was real und was nicht real ist.
Bausewein: Je früher die Behandlung einsetzt, desto besser. Es kommt immer auch auf das Alter an und ob das Bezugssystem mitzieht. Wenn sich bestimmte Sachen nicht ändern, wird man auch keinen Erfolg haben.
Bausewein: Zunächst lernen wir uns gegenseitig kennen. Bei der Anamnese erhalte ich Informationen zu den Symptomen. Es muss sich eine therapeutische Beziehung zu dem jungen Patienten entwickeln. Dabei ist es auch wichtig, dass das Bezugssystem passt. Ohne die notwendige Therapiemotivation ist meine Behandlung von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Die Behandlung erfolgt dann regelmäßig individuell, je nachdem es sich um eine Kurz- oder eine Langzeittherapie handelt.
Bausewein: Inzwischen findet ein Umdenken statt. Die früher häufig anzutreffende Stigmatisierung wird langsam abgebaut. Es sind mehr Menschen bereit, zur Therapie zu gehen. Was vielleicht auch daran liegt, dass die psychotherapeutische Behandlung nun nicht mehr meilenweit entfernt ist, sondern vermehrt näher am Wohnort des/der Betroffenen zu finden ist. Auch gibt es immer mehr Schulpsychologen, Kinderärzte, Sozialpädagogen im Umfeld.
Bausewein: Mobbing in der Schule sollte man transparent machen, an die Schule herangehen und den Fall mit der Schule klären. Als noch viel größeres Problem sehe ich das "Cybermobbing". Über die ständig präsente Handynutzung kann das Kind/der Jugendliche leicht beeinflusst und manipuliert werden, was schlimmstenfalls sogar im Suizid enden kann. Daher ist es enorm wichtig, das Grundbedürfnis "Selbstwert" zu schützen.