Eigentlich sind sich alle einig: Wenn irgend möglich, soll es die Fladungen Classics wieder geben – dieses Eintauchen in die Zeit der Wirtschaftswunderjahre mit ihren typischen Autos und dem dazugehörigen Lebensgefühl. Fladungen mit dem Flair der 50er und 60er Jahre, das möchten alle wieder haben. Nach dem jetzigen Stand werden die Classics aber zumindest 2015 nicht stattfinden.
Schuld daran sind offensichtlich Unstimmigkeiten zwischen den Organisatoren Achim Kümmeth, Andreas Hoch und Peter Laudensack auf der einen Seite und Fladungens Bürgermeisterin Agathe Heuser-Panten auf der anderen. Beide Seiten sind sich aber einig in ihrer Einschätzung, dass die Fladungen Classics für den Bekanntheitsgrad der Stadt sehr bedeutend sind.
Kümmeth, Hoch und Laudensack haben 2008 die Fladungen Classics zusammen mit Ramona Ditzel, die damals Stadtführerin war, und Bernhard Link vom Tourismusbüro aus der Taufe gehoben. Kümmeth und Laudensack hatten schon Jahre zuvor die Idee für ein Oldtimertreffen. Ein Erfolgsrezept, wie sich zeigte. Den Organisatoren ist es damit gelungen, den Spaß an ihrem Hobby an andere weiterzugeben, vor allem aber, Fladungen bekannt zu machen.
Die Veranstaltung am ersten Wochenende Anfang Juli wuchs und wuchs in den vergangenen Jahren. „Da kommen Gäste von überall her“, sagen die drei Männer mit Stolz. Das bestätigt auch die Bürgermeisterin. Woran also liegt es, dass die Organisatoren die Fladungen Classics 2015 abgesagt haben?
Der Streit, oder besser die Unstimmigkeiten, entzünden sich offensichtlich an der Einführung eines eigenen Ausschusses im Stadtrat für die Classics. Der ist den Organisatoren sauer aufgestoßen. In der konstituierenden Sitzung hatte Heuser-Panten dessen Einsetzung auf die Tagesordnung gesetzt und erhielt dafür alle Stimmen der Bürgervertreter– bis auf die von Stadtrat und Classics-Organisator Andreas Hoch. Kümmeth, Hoch und Laudensack werfen der Bürgermeisterin vor, dass sie den Ausschuss auf den Weg gebracht hat, ohne vorher mit ihnen zu reden.
Jetzt gibt es zwar einen Ausschuss für die Fladungen Classics, aber niemanden, der sie organisiert. Denn eines ist für Kümmeth, Hoch und Laudensack klar: Wenn erst jede Idee durch den Ausschuss muss und dessen Stellungnahme in den Stadtrat, dann wird das nicht funktionieren. „Gerade vor der Veranstaltung, wenn kurzfristig wichtige Dinge entschieden werden müssen, dauert das zu lange“, sagen sie. Bisher haben sie selber – oft auf eigenes finanzielles Risiko – Entscheidungen getroffen. Sie möchten zwar nicht im Vordergrund stehen, aber dass sich die Bürgermeisterin mit ihren Verdiensten schmückt, wollen sie auch nicht. Dafür haben sie zu viel Herzblut investiert. „Keiner muss im Vordergrund stehen. Wir wollen, dass ganz Fladungen von den Classics profitiert.“
Agathe Heuser-Panten hält dagegen, dass der Ausschuss nicht dazu gegründet wurde, um die Organisatoren zu bevormunden. Er sei auch kein beschließendes Gremium. Vielmehr soll er aus ihrer Sicht einen Teil der organisatorischen Aufgaben abfangen und so die Organisatoren entlasten. „Ihre Ideen können die weiterhin umsetzen“, sagt sie. Wenn die nicht zu kostspielig sind. Schließlich gehe die Stadt dafür in Vorleistung. Und da sei sie natürlich den Bürgern verpflichtet. Auch deshalb sei der Ausschuss sinnvoll.
Inzwischen sei auch geregelt, dass die beteiligten Vereine pünktlich zehn Prozent ihrer Erlöse von den Classics an die Stadt abführen. Dafür sei ein entsprechendes Formular entwickelt worden, in dem die Vereinsvorstände erklären, diesen Betrag bis spätestens Ende September zu bezahlen. Da sei es zuvor jedes Jahr zu Verzögerungen gekommen, weil nichts schriftlich geregelt war.
Auch wenn es sehr viel Arbeit ist, sehen es Kümmeth, Hoch und Laudensack als wunderbares Hobby, eine Oldtimer-Show zu organisieren, bei der nicht nur die Autos die Oldtimer sind, sondern auch alles drum herum. Sie widersprechen damit vehement dem Statement der Bürgermeisterin in einem Radio-Interview. Darin war Agathe Heuser-Panten mit folgenden Worten zu hören: „Die haben gesagt, wir schaffen das einfach nicht mehr.“ Gemeint waren die Organisatoren. In dem Interview liefert die Bürgermeisterin den Grund dafür mit: den „Wahnsinnszeitaufwand und sehr viel Geld“, das für die Classics nötig ist. Doch das, so stellen Kümmeth. Hoch und Laudensack klar, hätten sie nie zur Bürgermeisterin gesagt. „Klar ist das viel Arbeit, aber das machen wir doch gern.“
Dazu erklärt die Bürgermeisterin, den Satz „Die haben gesagt, wir schaffen das einfach nicht mehr“ habe sie nie gesagt, der sei nur durch den Schnitt so zustande gekommen. Klar sei aber, dass die Organisatoren viel Arbeit mit den Fladungen Classics hätten. Die seien ja alle hauptberuflich auch noch Unternehmer.
Und jetzt – gar keine Fladungen Classics mehr? Das wollen Kümmeth, Laudensack und Hoch nicht. Doch das Jahr 2015 ohne die Veranstaltung sehen sie als Chance, dass Bürgermeisterin und Stadt noch einmal über ihre Haltung nachdenken. Ohne den Ausschuss und organisiert wie bisher, würden die Organisatoren 2016 auf jeden Fall wieder an der Erfolgsgeschichte Fladungen Classics weiterarbeiten.
Den Vorwurf, die Bürgermeisterin würde nicht mit ihnen reden, hat Agathe Heuser-Panten inzwischen entkräftet. Sie hat nämlich die Organisatoren an diesem Donnerstag, 28. August, zu einem Gespräch über die Weiterführung der Fladungen Classics eingeladen. Möglicherweise findet sich ja da eine Lösung, und es geht nach einer Pause 2015 im darauffolgenden Jahr weiter.