Ungewohntes Bild auf dem Kreuzberg, dem "Heiligen Berg der Franken". Keine Wallfahrer. Keine Besucher. Aber der Biergarten voller Bierfässer. Dazwischen ein gedeckter Tisch und ein gemachtes Bett. Davor unter anderem Josef, der Bernhardiner des Klosters. Grund für dieses seltsame Stillleben. Man will auf die prekäre Lage der Gastronomie im Lockdown hinweisen und fordert eine Öffnungsperspektive für das Gastgewerbe.
97 Mitarbeiter der Gastronomiebetriebe der Franziskaner auf dem Kreuzberg und auf dem Engelberg bei Großheubach sind seit Anfang November in Kurzarbeit, alleine am Kreuzberg sind 75 Mitarbeiter betroffen. Genau 120 Tage waren es am Montag dieser Woche. Die Perspektive? "Bisher noch keine", fasst Christian Weghofer, Geschäftsführer der Franziskaner Klosterbetriebe GmbH, zusammen.
Dem stillen Protest im Rahmen der Aktion "Gedeckter Tisch", zu der der Bayerische Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA am 1. März aufgerufen hat, sind Weghofer und die Franziskaner vom Kreuzberg gefolgt. Nicht nur einen gastlich gedeckten Tisch und ein gerichtetes Bett haben sie in den Biergarten gestellt. Für jeden Mitarbeiter, der derzeit nicht arbeiten kann, haben sie ein Bierfass aufgestellt und mit Namen versehen. "Wir wollen zeigen, wie viele Menschen vom Lockdown betroffen sind", sagt Weghofer.
Nach vier Monaten Lockdown noch immer keine Perspektive
Die DEHOGA fordert mit der Aktion eine Öffnungsperspektive für das Gastgewerbe, das auch nach vier Monaten Lockdown noch immer keine Perspektive habe. Als Termin wurde der Montag gewählt, zwei Tage vor dem nächsten Bund-Länder-Gespräch am 3. März. Weghofer ist es wichtig, dass auch der Kreuzberg mit dabei ist, um öffentlichkeitswirksam, angesichts der Pandemie aber auch verantwortungsvoll auf die existenzbedrohende Lage hinzuweisen. Sicherlich werde die Gastronomie am Kreuzberg weiterbestehen, aber für nicht wenige Kollegen sei die Lage mittlerweile prekär. Nicht unterschätzt werden dürfe die Situation auch für die Angestellten, die Monat für Monat vertröstet werden müssten und ihrerseits natürlich auch finanzielle Verpflichtungen zu erfüllen haben. Der Verdienst in der Gastronomie sei ohnehin nicht der üppigste, auf diese Einschränkungen müsse ebenfalls hingewiesen werden, betont Weghofer.
Auch der Guardian des Klosters Kreuzberg, Pater Korbinian Klinger, sieht diesbezüglich Handlungsbedarf. Zwar könne man meinen, dass den Franziskanerbrüdern ein ruhiger und stiller Kreuzberg für die innere Einkehr und Kontemplation entgegenkomme, doch dem sei nicht so. "Es ist ein merkwürdiges Gefühl, dass am Kreuzberg, in den Wirtsstuben und dem Elisäus nichts los ist", meint Pater Korbinian. "Ich kann die Stille nicht genießen. Der Preis ist zu hoch. Ich habe kein gutes Gefühl dabei, dass wir Franziskaner einen ruhigen Kreuzberg erleben." Er denkt an die Mitarbeiter, die mit Kurzarbeitergeld auskommen müssen, an die vielen Familien, die in Sachen Betreuung und Homeschooling viel leisten müssen und an die Gastronomen und Betriebe, die um ihre Existenz bangen.
Einbußen auch für die Franziskaner
Dass der Lockdown und die deutlich geringere Anzahl an Besuchern auch für die Franziskaner Einbußen mit sich bringen, möchte Pater Korbinian nur am Rande erwähnt wissen. Alleine die Spenden in der Kerzenkapelle seien um 50 Prozent zurückgegangen, berichtet er. Der Wunsch, den Weghofer und die Franziskaner an die politischen Entscheidungsträger senden, ist eindeutig: "Wir wollen wieder aufsperren. Wir fordern eine Öffnungsperspektive für das Gastgewerbe. Es geht uns dabei nicht um Öffnungen auf Kosten der Gesundheit oder um jeden Preis, es geht um verlässliche Perspektiven und verantwortbare Szenarien, auf die wir uns vorbereiten können."
In der Zeit vom 18. Mai bis Ende Oktober waren täglich zwischen 200 und 2000 Gäste auf dem Kreuzberg. "Wir haben alles dokumentiert und hatten keine einzige Kontaktnachverfolgung. Keiner unserer Mitarbeiter war infiziert", betont Ines Weghofer. Und Christian Weghofer verweist auf die Investitionen, die getätigt worden seien, um Hygiene- und Abstandsregeln sowohl beim Ausschank und der Essensausgabe wie auch beim Einlass und den Wegen innerhalb zu ermöglichen: "Im fünfstelligen Bereich haben wir investiert."
Zwischen 100 000 und 170 000 Euro Festkosten im Monat
Für die Wintermonate war im Biergarten schon ein großes Zelt aufgebaut, das allerdings ungenutzt wieder eingelegt werden musste. Verständnis, dass die Gastronomie in dieser Form seit November reglementiert wird, hat Weghofer nicht: "Man kann zuschauen, wie das Kapital schwindet." Von 100 000 bis 170 000 Euro Festkosten im Monat spricht er. Alleine die Versicherung für das Objekt koste schon Unsummen.
Alternativen wie Essen zum Mitnehmen seien wirtschaftlich nicht tragbar, betonte Weghofer. Die Menge an Personal und der notwendige Aufwand würden in keinem Verhältnis zum Erlös stehen. Bleibt nur die Hoffnung, Anfang April öffnen zu dürfen. Doch Weghofer ist skeptisch. "Ich befürchte, dass versucht wird, Ostern zu umgehen und eine Öffnung erst nach den Ferien, Mitte April, möglich sein wird."