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BAD KÖNIGSHOFEN
Promis waren einst bevorzugt
Lange Tradition: Am Dreikönigstag sind sie wieder unterwegs, die Sternsinger. Sie schreiben ihr „Christus segne dieses Haus“. Ende der 1980er Jahre entstand dieses Foto der Sternsinger in Bad Königshofen.
Foto: Fotos (2): Archiv Hanns Friedrich | Lange Tradition: Am Dreikönigstag sind sie wieder unterwegs, die Sternsinger. Sie schreiben ihr „Christus segne dieses Haus“. Ende der 1980er Jahre entstand dieses Foto der Sternsinger in Bad Königshofen.
Von unserem Mitarbeiter Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 11.12.2019 15:35 Uhr

Weihrauchfässer, Schiffchen, Sterne und Gewänder werden alljährlich in der Zeit um den Dreikönigstag von überall her in Bad Königshofen zusammengetragen. Schließlich sind es hier wieder zahlreiche Gruppen, die in der Stadt und in Ipthausen unterwegs sind.

Geprobt wurde in den vergangenen Tagen für den Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche. Vor allem die Weihrauchfässer kommen von überall her. So unter anderem aus der Klosterkirche, aus Ipthausen, dem Elisabethaspital und natürlich der Stadtpfarrkirche. Was ist noch notwendig, um richtig räuchern zu können? Natürlich Weihrauch und dazu die notwendige Kohle, die den heißen Untergrund dafür bietet.

Um 8 Uhr geht es los

Früh aufstehen heißt es für die Sternträger, für Kaspar, Melchior und Balthasar, aber auch für denjenigen, der die Kasse hat. Bereits ab 8 Uhr wird es am Jugendheim und Pfarrhaus in Bad Königshofen wieder rund gehen. Dort werden die Kinder entsprechend geschminkt: Schwarze Farbe für den Mohr und etwas Rot für König Kaspar. Dann kommen die Gewänder hinzu, die ein wenig an den Orient erinnern sollen.

Der goldglänzende Stern darf nicht fehlen. Er wird der jeweiligen Gruppe vorangetragen. Wenn dann alles so weit ist, kann der große Einzug der Sternsinger in die Kirchen erfolgen. Das Dreikönigsbrauchtum reicht übrigens bis ins Mittelalter zurück. Nachweisbar ist, dass Auguste von Sartorius, eine 15-Jährige aus reichem Haus, bei Freunden und Verwandten für notleidende Kinder sammelte. Daraus entstand das „Werk der heiligen Kindheit“, das spätere Kindermissionswerk. Selbst Johann Wolfgang von Goethe wusste von den Sternsingern. Überlieferungen zufolge wurde um 1780 der Brauch als „grober Unfug“ bezeichnet. Goethe gab damals aus Protest eine Variation des Sternsingerliedes bei Hofe zum Besten.

Bis heute hat sich der Brauch ausgeweitet. In Deutschland sind am Dreikönigstag und teils schon tags zuvor rund eine halbe Million Sternsinger unterwegs. 1959 wurde die Sternsingeraktion in Deutschland zentral koordiniert. Seitdem sammeln die Sternsinger in Deutschland jeweils für ganz besondere Hilfsprojekte. Im vergangenen Jahr gingen über 42 Millionen Euro ein, die an das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ in Aachen gehen. Heute gehen die Sternsinger von Haus zu Haus. Das war nicht immer so: Ältere Königshöfer erinnern sich noch, dass in der Zeit um 1947 die Drei Könige noch auf der Straße sangen und zunächst die Prominenten besuchten. In den 1960er Jahren unter Dekan Karl Merz ging man in alle Häuser, wobei Bürger mit dem Namen Kaspar, Melchior oder Balthasar extra besucht wurden. Hier gab es einige in Bad Königshofen. Auch dem Pfarrer statteten die Sternsinger im Pfarrhaus ihren Besuch ab. Damals waren es dann schon zwei Sternsingergruppen der Ministranten.

Natürlich hatte man nicht die Kleider wie heute. Da genügte zu Anfang oftmals ein weißes Betttuch oder ein farbiger Umhang. Der Sternträger trug wie heute Ministrantenkleidung. Er hatte die Möglichkeit den großen Stern, der auf einem Besenstil befestigt war, von innen zu beleuchten: Zunächst, also um 1947, mit drei brennenden Kerzen, später in den 1960er Jahren wurden diese durch kleine Fahrradbirnchen ersetzt.

Erst Nivea, dann Ofen-Ruß

Damit die Batterie nicht zu viel Strom verbrauchte, gab es einen Kippschalter. Er zeigte auf gelbem Hintergrund Scherenschnitte weihnachtliche Motive. Selbstverständlich „malten“ sich die Drei Könige auch an. Die schwarze Farbe bekam König Kaspar vom Ofen-Ruß. Damit der nicht in die Poren eindrang, wurden Gesicht und Hals zunächst mit Nivea-Creme behandelt und dann der Ruß aufgetragen. Ein dunkles Halstuch sorgte dafür, dass die Kleider nicht schwarz wurden. Um 1947 traf man sich am Abend vor Dreikönig. Erste Station war am Juliusspital, dann im Bereich des Anwesens Wiener in der Kellereistraße und an der Kreuzung Kindergarten/Kloster.

Die Drei Könige gingen damals ja nicht in die Häuser, sondern sangen mitten auf der Straße. Wie viel kam da zusammen? Höchstens acht bis zehn Mark und die gaben die Sternsinger im Pfarramt ab, sie waren für die Kirchenkasse bestimmt. Vom Kloster gings dann durchs Klostergässchen in die Schottstraße zum Elisabethaspital, wo erneut Halt gemacht wurde. Nach rund einer Stunde hatten es die Drei Könige schon geschafft. Letzter Auftritt war am Kornstein auf dem Marktplatz.

Heute sind die Sternsingergruppen einen ganzen Tag lang unterwegs und versuchen in dieser Zeit möglichst viele Bewohner der Stadt zu erreichen. Als Dankeschön gibt es am Abend dann im Pfarrgemeindehaus ein gemeinsames Essen.

Passt alles? Die Drei Könige um 1990 bei der Kleideranprobe.
| Passt alles? Die Drei Könige um 1990 bei der Kleideranprobe.
 
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