Es ist ein sehr privates, ein fast freundschaftliches Gespräch, zu dem sich Professor Bernd Griewing bereit erklärt hat. Zwei Jahrzehnte sind es in diesen Tagen, dass er am Rhönklinikum in Bad Neustadt seinen Dienst aufgenommen hat. So gibt er auch einmal Einblick in sein Privatleben.
„Sie werden es nicht glauben, aber ich bin auch ein bisschen Romantiker. Dazu gehören Spaziergänge mit meiner Frau und den beide Hundedamen Adele und Jessa, aber auch Filme von Rosamunde Pilcher am Sonntagabend, bevor man in die alltägliche Woche startet.“ Eigentlich das krasse Gegenstück zum Alltag von Bernd Griewing als Vorstand Medizin am Rhönklinikum. Geht man mit ihm über das Gelände, erkennt man, wie eng verbunden er in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht nur mit „seiner Klinik“, sondern vor allem auch mit den Menschen ist, die hier arbeiten sowie mit vielen Patienten. „Ich bin ein Rhöner geworden und werde hier auch nicht mehr weggehen,“ gibt der Professor unumwunden zu.
Drei Damen im Haus
Dass es für einen Klinikleiter Rückzugsmöglichkeiten für das private Umfeld geben sollte, dürfte verständlich sein. Hierauf legt Bernd Griewing schon von jeher Wert. Ein solches Rückzugsgebiet ist sein Haus, seine Familie, seine Frau und die beiden Hundedamen. „Ja, stimmt. Ich habe drei Frauen im Haus, denn unsere Söhne sind ja zwischenzeitlich beruflich oder durch das Studium von zu Hause weg,“ schmunzelt der Professor. Ein fester Halt, das merkt man im Gespräch immer wieder, ist seine Frau Angelika. Beide haben sich am Klinikum bei seiner Facharztausbildung in Marburg kennen und lieben gelernt und pflegen gemeinsame Interessen.
Dazu gehören Ausflüge in einem Oldtimer, einem roten Porsche, Baujahr 1988. Er stammt aus der Zeit, als er seine Frau kennenlernte. „Natürlich damals nicht im Porsche, sondern im Kleinwagen,“ lacht Griewing. Aber auch die Spaziergänge in den Saalewiesen oder in der Hochrhön mit den beiden Hundedamen. Es ist eine enge Beziehung der Griewings zur neuen Heimat, dem Landkreis Rhön-Grabfeld. „Wohnen, wo man arbeitet,“ das ist das Credo des Professors.
Zufrieden mit dem Erreichten
Stolz auf das, was in den vergangenen 20 Jahren durch sein Engagement entstanden ist? „Stolz, das möchte ich nicht so sagen, eher zufrieden mit dem was mit vielen Mitarbeitern der Kliniken am Rhön Klinikum Campus, ärztlichen Kollegen und Partnern, wie dem Roten Kreuz, geschaffen werden konnte.“ Dazu gehört in erster Linie das Thema Telemedizin/Kommunikationstechnologie und besonders „Stroke Angel“, also die Verbindung der Rettungsfahrzeuge mit der Schlaganfall-Einheit an der Klinik (Stroke Unit). Gemeinsam mit dem BRK Kreisverband Rhön-Grabfeld wurde es entwickelt und gehört heute deutschlandweit bei vielen Rettungsdiensten und Kliniken zur Standardausrüstung.
Zum Klinikneubau sagt er zurückhaltend, fast bescheiden: „Wir haben hier mit dem Campus etwas bewegt, das dem Wohl unserer Bevölkerung und der Region dient.“ Immerhin stehen am Klinikum auch rund 3000 Mitarbeiter in „Lohn und Brot!“
Konzept im kleinen Kreis entwickelt
Griewing denkt in Fünf-Jahresschritten. So war es auch mit dem Campus. „Vor fünf Jahren entstand die Idee, nun konnte sie verwirklicht werden.“ Damals stand der Verkauf etlicher Kliniken der Rhön Klinikum AG an. In diesem Zeitraum wurde in einem kleinen Personenkreis mit Rhön-Klinikum-Gründer Eugen Münch über neue Konzepte nachgedacht und gemeinsam viel diskutiert. 2014 sei so das Campus-Konzept mit immer neuen, erweiterten Ideen entstanden. Dies erforderte Investitionen in Millionenhöhe, die entschieden werden mussten, ehe 2015 der Grundstein gelegt und der erste Spatenstich vorgenommen werden konnte. „Den Spaten von damals habe ich noch hier bei mir im Arbeitszimmer hängen,“ lacht der Professor.
Kommt man auf den Campus zu sprechen, verweist Bernd Griewing auf ihre Wichtigkeit für den ländlichen Raum. Er spricht von einem Miteinander und einer gemeinsamen weiter Entwicklung. Vernetzung sei ein wichtiger Baustein, um mit Partnern als medizinischer Vollversorger für die Menschen in einer Region zu agieren. Auch Medizinstudenten und andere in ihrer gesundheitsbezogenen Fachausbildung sollen hier lernen und arbeiten. „Das alles und vieles mehr muss jetzt in Fahrt kommen“, betont er überzeugt und mit dem Hinweis, „dass ein wesentlicher Teil der Zukunft unserer Gesellschaft im ländlichen Raum liegt.“
Viele Wegbegleiter
Viele Wegbegleiter hatte Griewing. In erster Linie ist das Eugen Münch, der Gründer des Rhön Klinikums, hinzu kommen Vorstands-, Geschäftführungs- und Chefarztkollegen, seine langjährigen Oberärzte, wie Dr. Hassan Soda, Dr. Volker Ziegler, Stefan Schlesinger aber auch der einstige Geschäftsführer Jörg Rieger und viele mehr.
Griewing ist dafür bekannt, dass er ein sportlicher Mensch ist, gerne schwimmt, Ski fährt und wandert. Auch hier gibt es Rückzugsmöglichkeiten, zum Beispiel in den Abendstunden im Triamare Bad Neustadt oder in der FrankenTherme in Bad Königshofen. Dort genießt er nach dem Sport ab und zu auch mal ein Weißbier im Restaurant. Wichtig sind ihm, wie er hervorhebt, immer die Menschen und vor allem die Weiterbildung der jungen Leute aus der Region. Verständlich wird das, wenn er sagt: „Wohnen, dort wo man auch arbeitet.“