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Premiere von "Romeo und Julia" in Bauerbach: Liebe, Hass und Tod – und alle fiebern mit
„Romeo und Julia“ auf der Naturbühne Die Bauerbacher führen Shakespeares Tragödie auf und wissen mit Humor und Regieeinfällen zu punkten. Mit dabei: vier Akteure aus Mellrichstadt.
Von unserem Mitarbeiter Ralph Rautenberg
 |  aktualisiert: 26.04.2023 20:06 Uhr

Am Ende war die Tragödie wieder einmal perfekt. Die verfeindeten Häuser Montague und Capulet standen vereint vor den Leichen ihrer Kinder. Die jungen Leute wollten ihre Liebe ausleben, konnten der Hoffnungslosigkeit dieses Unterfangens aber nur durch den Tod entrinnen. In einer gelungenen Inszenierung bringt das Naturtheater „Friedrich Schiller“ heuer mit Shakespeares „Romeo und Julia“ einen echten Klassiker auf die Freilichtbühne im thüringischen Bauerbach. Bei der Premiere am vergangenen Freitag wussten die Laiendarsteller bestens zu unterhalten. Mit dabei: vier Darsteller von METTheater aus Mellrichstadt.

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Die Geschichte – wem sie nicht bekannt sein sollte – ist schnell erzählt. Romeo liebt Julia, Julia liebt Romeo. Einziges Problem: Ihre Eltern sind bis aufs Blut verfeindet. So müssen die jungen Leute ihre Liebe verheimlichen, und sogar ihre Hochzeit muss klammheimlich über die Bühne gehen. Als jedoch der Hass und Rachedurst der beiden Lager dazu führen, dass Romeo einen Cousin Julias tötet, gibt es für das Glück der jungen Leute keine Hoffnung mehr. Erst der Tod beider Kinder bringt die Väter schließlich zu einem Handschlag zusammen.

Oft verfilmt, noch öfter inszeniert, ist „Romeo und Julia“ wohl eines der meistgespielten Stücke auf den Bühnen der Welt. Da fällt es schwer, dem Thema etwas Neues abzugewinnen. Muss aber auch gar nicht sein, wie die Version der Bauerbacher beweist. Der Dresdener Regisseur Hartmut Krug verzichtet auf große Experimente und sorgt mit seiner Inszenierung über zwei Stunden für hervorragende Unterhaltung.

Mit klassischen Kostümen, die eine Mantel-und-Degen-Atmosphäre erzeugen, einigen actionreichen Fechtsequenzen und einer gehörigen Portion Humor kann das Stück von Anfang bis Ende punkten. Auch die richtige Balance zwischen witzigen, teils gar recht frivolen Episoden und der nötigen Ernsthaftigkeit, gerade wenn es auf die Zuspitzung des Konflikts und den Höhepunkt der Tragödie zuläuft, gelingt durchgehend. Abgerundet wird das Ganze durch einige – dosiert und überlegt eingesetzte – Regieeinfälle, wie Lichteffekte, Voice-Over oder musikalische Einspielungen.

Getragen wird das Stück dabei natürlich auch von den großartigen Leistungen der Schauspieler. Die beiden Hauptdarsteller Robert Seifert (Romeo) und vor allem die sehr überzeugende Desirée Stobbe (Julia) machen die Gefühlswelt der jungen Liebenden – von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt – wunderbar erlebbar. Die Würze und vor allem die Komik kommen durch die Nebendarsteller ins Spiel. Wenn Romeo mit seinen beiden Freunden Benvolio (Silvio Weigold) und Mercutio (glänzend: Maximilian Bach) um die Häuser zieht und dabei auch mal einen über den Durst trinkt, macht es schlicht Spaß, zuzusehen. Gleiches gilt in besonderem Maße auch für die Szenen, in denen Julias Amme (Astrid Hagen-Wehrhahn) auf der Bühne steht. Die hat es nämlich wirklich faustdick hinter den Ohren. Und wird schnell zum Publikumsliebling auf der Naturbühne.

Am Schluss freute sich nicht nur der Vorsitzende des Theatervereins, Detlef Häußler, über eine gelungene Premiere, auch das Publikum, unter dem sich der thüringische Kultusminister, Christoph Matschie, und Landrat Peter Heimrich befanden, honorierte die Vorstellung mit nicht enden wollendem Applaus.

Ein Erfolg, zu dem auch die Stadt Mellrichstadt beigetragen hat. Gleich ein Quartett des städtischen Laientheatervereins „METTheater“ wirkt heuer im thüringischen Nachbarort mit. Vorsitzender Michael Graf als Bruder Laurence sowie die bereits erwähnten Astrid Hagen-Wehrhahn und Maximilian Bach bereichern als Schauspieler, Barbara Heinrich als Regieassistentin die diesjährigen Auftritte des Bauerbacher Naturtheaters.

Ein Engagement, das seinen Ursprung bereits im letzten Jahr nahm. Damals suchte man in Bauerbach noch Personal für die geplante Aufführung von „Ein Mittsommernachtstraum“, ebenfalls von Shakespeare. Man wandte sich an das Südthüringische Staatstheater in Meiningen, das aus seiner Statistenkartei auf Michael Graf aus Mellrichstadt verwies. Schnell war der erste Kontakt hergestellt, und als es eine weitere, diesmal weibliche, Rolle zu besetzen galt, stieß Astrid Hagen-Wehrhahn zum Ensemble.

Da dieses Modell hervorragend funktionierte, wurde es dieses Jahr, als man vor ähnlichen Personalproblemen stand, gleich wieder angewendet. Schnell war Michael Graf überredet, als Bruder Laurence nach Bauerbach zurückzukehren. Als Darsteller für die Rollen der Amme und des Mercutio gesucht wurden, brachte der Vorsitzende von METTheater sofort seine Vereinskollegen Astrid Hagen-Wehrhahn und Maximilian Bach ins Gespräch. Schließlich sind die Rollen den beiden „wie auf den Leib geschrieben“, befindet Graf, der sich bei dem Engagement auch über das verbindende Element über Bundeslandgrenzen hinweg freut.

Bereits Anfang Januar begannen die Proben, wobei die Mellrichstädter „ausgesprochen gut aufgenommen“ wurden. „Wir haben uns hier sofort zu Hause gefühlt“, versichert Michael Graf. „Die Zusammenarbeit mit den Thüringer Kollegen und Regisseur Hartmut Krug hat hervorragend funktioniert und uns viel Spaß gemacht“, so der passionierte Darsteller, der auch darauf hinwies, dass das Aushelfen auf Gegenseitigkeit beruht. So kam aus Bauerbach bereits mehrmals Unterstützung bei Auftritten von METTheater in Hildburghausen. Und bei der diesjährigen Silvestergala wird Julia-Darstellerin Desirée Stobbe mitwirken, kündigt Graf an.

Aufführungen in Bauerbach

Die Premiere von „Romeo und Julia“ auf der Freilichtbühne in Bauerbach ist beim Publikum sehr gut angekommen. Von der grandiosen Leistung der Schauspieler können sich Theaterfreunde bei sechs weiteren Vorführungen selbst ein Bild machen. Die ersten beiden Termine bereits an diesem Wochenende, am Samstag, 29. Juni, um 20.30 Uhr und am Sonntag, 30. Juni, um 15 Uhr. Weitere Aufführungen sind am Freitag, 5. Juli, am Samstag, 31. August, am Freitag, 6. September, und am Samstag, 7. September, Beginn jeweils um 20.30 Uhr.

Die Karten kosten für Erwachsene zehn Euro, ermäßigt acht Euro und für Kinder und Schüler bis 16 Jahre fünf Euro.

Weitere Informationen können unter www.naturtheater-bauerbach.de abgerufen werden.


Romeo (Robert Seifert, links) sucht Rat bei Bruder Laurence (Michael Graf).
Foto: Ralph Rautenberg | Romeo (Robert Seifert, links) sucht Rat bei Bruder Laurence (Michael Graf).
Julias Amme (Astrid Hagen-Wehrhahn) ist genervt, dass sie für ihren Zögling (Desirée Stobbe) Botengänge zu ihrem heimlichen Geliebten erledigen muss.
Foto: Ralph Rautenberg | Julias Amme (Astrid Hagen-Wehrhahn) ist genervt, dass sie für ihren Zögling (Desirée Stobbe) Botengänge zu ihrem heimlichen Geliebten erledigen muss.
 
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