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MÜNNERSTADT/BURGLAUER
Preisverdächtiges von Lothar Nöth
Lothar Nöth
Foto: Isolde Krapf | Lothar Nöth
Peter Rauch
 |  aktualisiert: 22.12.2015 14:38 Uhr

Wenn in Myanmar die Mönche im Dorf Opfergaben sammeln, wenn in Indonesien die Frauen auf den Feldern Reis ernten, wenn in Indien die Händler auf dem größten Kamelmarkt der Welt in Pushkar ihre Tiere feilbieten – Lothar Nöth war überall schon mal dabei. Hat dort die Vorgänge beobachtet, hat die Atmosphäre erspürt und dann im „richtigen“ Moment den Auslöser der Kamera gedrückt. Seit mehr als 30 Jahren ist der Fotograf aus Leidenschaft immer wieder im In- und Ausland unterwegs, um all die Facetten des Lebens in seinen Fotos einzufangen. Etliche seiner Bilder sind preisgekrönt. Vom 15. bis 30. Juni stellt er seine besten Schnappschüsse im Deutschordensschloss aus.

Mit 17 Jahren fing das Ganze an, erzählt der Burgläurer. „Ich hab schon immer gern fotografiert.“ Bei einem Volkshochschulkurs hatte er damals plötzlich Blut geleckt. Kursleiter Wilhelm Neugebauer brachte ihn zum Münnerstädter Fotokreis, wo er weitere Anregungen bekam. Anfangs hat er alles fotografiert, was ihm vor die Linse kam. Doch dann kristallisierte sich der Mensch an sich als das beste Fotoobjekt für ihn heraus. „Da hat man den Sport, die Feste, die Bekleidung, den Arbeitsbereich oder das Brauchtum, das Spektrum ist riesengroß“, sagt Nöth.

Absicht und Zufall

Freilich findet er die völlig andersartigen Landschaften im Ausland sehr reizvoll, aber immer ist es das Leben, das den Globetrotter mit der Kamera am meisten fesselt: die bunt gekleideten Tempeltänzerinnen in Ubud auf Bali, das laute Markttreiben der Märkte in Vietnams Städten oder auch die grellfarbigen Feste im Königreich Bhutan (Himalaya).

Inzwischen plant der Hobby-Fotograf, der im wirklichen Leben Abteilungsleiter in einem Lebensmittelmarkt ist, seine Urlaube über ein Reisebüro: „Ich sage dort, was ich sehen will und die stellen mir eine Reise zusammen.“ Die Ziele liegen dann fest. Aber er lässt sich freilich auch vom Augenblick treiben: Wenn zum Beispiel in einer asiatischen Stadt die fünfte Tempelbesichtigung ansteht und plötzlich eine Prozession daherkommt. „Dann ist der Tempel nicht mehr wichtig.“

100 bis 500 Fotos schießt er ungefähr pro Tag und bringt aus jedem Urlaub meist 4000 Bilder mit. Dass man digital wesentlich mehr fotografiert, ist für ihn Fluch und Segen zugleich: „Ich kann das Ergebnis gleich betrachten. Aber ich muss mehr aussortieren als früher.“

Irgendwann Anfang der 1980er Jahre fing er an, seine Bilder bei Wettbewerben einzureichen. Er kann sich noch gut erinnern: Die erste Auszeichnung – eine Silbermedaille bei einem Wettbewerb in Hongkong – bekam er für die Darstellung eines Feuerschluckers, den er im holländischen Nimwegen auf der Straße abgelichtet hatte.

Inzwischen hat er wohl schon bei 600 Wettbewerben Bilder eingereicht. Bei solchen Wettkämpfen werden nur 25 Prozent aller eingereichten Bilder angenommen, davon wiederum wird nur ein Prozent der Einsendungen ausgezeichnet. Die „Annahme“ eigener Bilder bei einem solchen Wettlauf ist also an sich schon eine Auszeichnung, erklärt Nöth die Wertigkeit solcher Prädikate. Von ihm selbst wurden im Lauf der Jahre wohl mehr als 2000 Bilder „angenommen“. 120 bis 150 seiner Fotos bekamen Auszeichnungen.

Immer wieder gibt es für jeden Fotografen Schnappschüsse, auf die er insgeheim ein bisschen stolz ist, sagt Nöth. So freut er sich zum Beispiel über die gelungenen Nahaufnahmen des jährlichen Wildpferde-Auftriebs im nordrhein-westfälischen Dülmen. Auch dass er Stahlarbeiter in Duisburg, trotz der düsteren Lichtverhältnisse, bei ihrer schweißtreibenden Arbeit erfolgreich ablichtete, war für ihn ein Erfolgserlebnis. Über seine Auszeichnungen könnte man lange reden. Erwähnen sollte man aber den höchsten Preis, den die weltweite Dachorganisation der nationalen Fotoverbände (FIAP, mit Sitz in Paris) Lothar Nöth erst vor kurzem zuerkannte: Es ist der E-FIAP in Platin, den er im Oktober bei der Deutschen Fotomeisterschaft im hessischen Bickenbach persönlich überreicht bekommt.

Die Anforderungen dafür sind sehr hoch: Man muss sechs Bilder einreichen, die in sechs verschiedenen Ländern ausgezeichnet wurden. Zudem muss man 750 „Annahmen“ mit 200 verschiedenen Motiven aufweisen können, von denen sechs ausgezeichnet wurden. Den M-FIAP bekam er 2014 für die „beste fotografische Einzelleistung“. Es waren Porträts des Wave-Gothic-Treffens in Leipzig, bei dem er natürlich auch dieses Jahr wieder vertreten war.

Ein Schwätzchen in Ehren: Händler sitzen beim größten Kamelmarkt der Welt im indischen Pushkar zusammen.
Foto: Lothar Nöth | Ein Schwätzchen in Ehren: Händler sitzen beim größten Kamelmarkt der Welt im indischen Pushkar zusammen.
Dynamik: Schnappschuss beim Stierrennen in Indonesien.
Foto: Lothar Nöth | Dynamik: Schnappschuss beim Stierrennen in Indonesien.
 
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