„Zum 500. Jahrestag der Reformation hatte ich große Lust, Martin Luther auf die Schippe zu nehmen und zur Bewusstseinserheiterung beizutragen“, sagte Karl-Heinz Röhlin in einem Gespräch beim Auftritt in Höchheim, wo er mit Ehefrau Ruth Röhlin das Kabarett-Programm „Alles in Luther“ präsentierte.
Eingeladen hatte die evangelische Kirchengemeinde mit Pfarrerin Beate Hofmann-Landgraf, die zu Beginn die beiden Protagonisten vorstellte.
Als Manager von „Reformation Power“ traten die beiden Röhlins auf und servierten viel hintergründigen Wortwitz, Anekdoten und Gerüchte, ergänzt durch Melodien am Keyboard und einige Lieder – es blieb den zahlreichen Zuhörern selbst überlassen, was sie glauben und was nicht.
Luther und der Wucher
Ist Bankmanager Josef Ackermann aus der Kirche ausgetreten mit den Worten „Wenn Luther so gegen den Wucher ist, ist das nicht mehr meine Kirche“?
Und hat wirklich Kirchenlehrer Augustinus den Kaiser mit 70 arabischen Zuchthengsten bestochen, damit er sich beim Papst für die Aufnahme der Erbsündentheorie in die offizielle Kirchenlehre einsetzt?
Hilft die Umdeutungstheorie gegen das diffuse Schuldgefühl der Lutheraner und sind kürzlich eine neu entdeckte Locke von Luther und einige seiner Zehennägel bei Sotheby‘s versteigert worden? Wer weiß das schon ganz genau?
„Reformation Power“
Merchandising ist angesagt bei „Reformation Power“, so präsentierte das Team Taschen, T-Shirts, Kappen, „Lutherol-Tabletten“ für ein fröhliches Gemüt und Socken, auf denen der berühmte Ausspruch Luthers beim Reichstag zu Worms steht: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“
In einem Boot-Camp in den USA kann man die 95 Thesen Luthers in kürzester Zeit auswendig lernen, und Röhlin empfahl, den Wittenbergischen Hammerschlag zu Hause an der hölzernen Eingangstür zu üben. Es gibt auch eine CD, auf der Helene Fischer Luther-Lieder singt. Alles dient dazu, die Kirche endlich auf Wachstumskurs zu bringen und die Theologieeffizienz zu steigern.
Thesen gegen Ablasshandel
Was man glauben kann, ist, dass Luther, weil er seine Thesen gegen Papst und Ablasshandel nicht widerrufen wollte, mit der Reichsacht belegt wurde.
Er war vogelfrei – jeder, der ihn traf, durfte ihn töten. Auf der Wartburg heiratete er die ehemalige Nonne Katharina von Bora, die für ihn ein Glücksfall war. Sie erzog die Kinder, führte den Haushalt, verwaltete die Finanzen und braute das beste Bier, wie Luther in einem Liebesbrief an die „herzallerliebste Käthe“ lobte.
„Man kann Luther viel vorwerfen, aber tolerant war er nicht“, bemerkte Röhlin zu dem Reformator, der sich angeblich im Himmel ärgert, weil Franz-Josef Strauß auch da ist. John Lennon mit der Harfe verbessert aber seine Laune wieder.
Sparen durch Kirchenfusion
„Reformation Power“ kämpft inzwischen für die Fusion der beiden christlichen Kirchen, da könnte viel Geld gespart werden. Allerdings kann man sich bei den Fragen „Unfehlbarkeit des Papstes“ und beim Zölibat nicht einigen. Trifft die „Ehe für alle“ auch auf Priester zu, müsste man klären, ob ein schwuler Priester jetzt seinen Haushälter heiraten darf und ob er im Falle einer Scheidung auch von der Kommunion ausgeschlossen ist. Die Vision von „Reformation Power“: In Rom und Wittenberg regiert der Heilige Geist.
Aber man konnte sich nicht einmal auf ein ökumenisches Reformationsfest einigen - der eingeladene Anselm Grün wollte lieber noch ein Buch schreiben - aber Margot Käßmann wäre gekommen.
Am Ende des Kabarettabends bedankten sich die Zuhörer mit viel Applaus und die Pfarrerin mit Präsenten.
Der Erlös des gelungenen Abends wird für die Kirchturmrenovierung verwendet. Da die Kirchen-Kabarettisten auf ihre Gage verzichtet haben, steigt das Spendenbarometer wieder etwas an.
Zu den Personen
Dr. Karl-Heinz Röhlin war in mehreren Orten in Franken nach seinem Studium in Neuendettelsau und München tätig: als Gemeindepfarrer in Oberfranken, Landjugendpfarrer in Pappenheim und als Regionalbischof in Nürnberg. Zurzeit leitet er das Pastoralkolleg der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.
Ruth Röhlin ist ausgebildete Religionslehrerin und Seelsorgerin und spielt die Orgel in fränkischen Dorf- und Stadtkirchen. Sie arbeitet als Seelsorgerin im Rummelsberger Stift Sankt Lorenz und ist in der Lebens-Beratung tätig. regi