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MÜHLFELD
Porzellanmalerin lässt Besucher staunen
Kunstvolle Kollektion: Im Foyer des Schlosses Wolzogen hatte Anita Risch eine ihre Produkte ausgestellt. Dort demonstrierte sie auch, wie sie beim Bemalen der Porzellangegenstände vorgeht.
Foto: F. Rautenberg | Kunstvolle Kollektion: Im Foyer des Schlosses Wolzogen hatte Anita Risch eine ihre Produkte ausgestellt. Dort demonstrierte sie auch, wie sie beim Bemalen der Porzellangegenstände vorgeht.
Von unserem Mitarbeiter Fred Rautenberg
 |  aktualisiert: 09.06.2015 15:41 Uhr

Wieder einmal war Leben im Schloss Wolzogen, wie es die nun seit Jahren laufende Veranstaltungsreihe verspricht. Die Vielfalt der Angebote versetzt den Besucher immer wieder in Erstaunen. Denn am vergangenen Sonntag hatte der Veranstalter, der Verein „Aktives Mellrichstadt“ mit Schlossverwalterin Edeltraut Rapp, eine ungewöhnliche Künstlerin zu Gast: Anita Risch aus Oberhof ist Porzellanmalerin, und eine begnadete dazu.

Im Foyer des Schlosses hatte sie ihre Produkte auf einem Tisch ausgebreitet, Kunstwerke von einer ganz besonderen zarten Ästhetik: Vasen, Schalen, Teller, Becher, Tassen, Fingerhüte sogar. Alle mit warmen Farben im traditionellen Stil bemalt und gleichwohl jedes der Schaustücke ein individuelles Kunstwerk.

An diesem Tisch demonstrierte sie auch für die Besucher, wie sie die Ornamente auf Porzellanrohlinge aufbringt. Viele Werkzeuge scheint sie dazu nicht zu brauchen. Eine kleine Glasplatte als Farbpalette, ein biegsamer, messerähnlicher Spachtel, ein Sortiment an Pinseln, ein Federhalter – das scheint alles zu sein. Wer aber ihre Werkstatt in Oberhof betritt, so führte sie aus, würde noch eine Fülle anderer Arbeitshilfen sehen, vor allem auch den Brennofen, den „Muffelofen“, wo die farbigen Ornamente bei unterschiedlichen Temperaturen bis zu 1400 Grad spülmaschinenfest gemacht werden.

Die verwendeten Farben, in Pulverform geliefert, mischte die Künstlerin mit Terpentin, Speziallack und einem Tropfen Nelkenöl, verrieb die Farbe gründlich mit ihrem Spachtel auf der Glaspalette, denn Farbknötchen, Flusen oder sonstige Unreinheiten dürfen auf keinen Fall darin enthalten sein. Dann tauchte sie die Stahlfeder in die Farbe und übertrug sie auf einen Porzellanteller. „Bei meiner dreijährigen Ausbildung in Ilmenau - das war vor 27 Jahren - hatte ich gelernt, für das Aufzeichnen ein Bankett zu benutzen, aber in all den Jahren habe ich mir so viel Sicherheit beim Malen erworben, dass ich wie die Glasmaler die Hand nur mit dem kleinen Finger auf dem Werkstück aufstützen muss, um einen ruhigen Strich auf dem Teller ziehen zu können“, sagte Frau Risch mit gewissem Stolz.

Mit Faszination schauten die Besucher der Künstlerin zu, wie sie zierlichste Blumenornamente, Zierbuchstaben auf das weiße Porzellan zauberte, ganz ohne Vorlage, einfach aus der inneren Anschauung. Da war kein Zittern im Strich zu erkennen, keine Unentschlossenheit. Die komplizierten Ornamente, verschnörkelte, kalligrafisch aufwändige Buchstaben entstanden da vor den Augen der Beobachter. „Glas-Gravuren mit solchen Buchstaben sind neben der Porzellanmalerei ein anderes Standbein in unserer Werkstatt“, sagte Risch. Das seien meist Auftragsarbeiten, z. B. als Hochzeitsgeschenke oder besonders wertvolle Erinnerungsstücke. „Außerdem fertigen wir auch Raumschmuck-, Landschafts- und beleuchtete Christbaumkugeln an - jedes Stück ist ein Unikat!“ In ihrem „Glas-Studio“ in Zella-Mehlis verkauft sie daneben auch Erzeugnisse der Handwerkskunst aus dem Erzgebirge.

Fotoserie

Vor der deutschen Wiedervereinigung hatte Risch einige Mitarbeiter in ihrem Kunsthandwerksbetrieb, jetzt beschäftigt sie nur noch ihre Tochter, und ihr Mann sorgt für das Geschäftliche. Seit der Öffnung der Grenze reisen die beiden viel in Europa herum. Sie zeigten ihr Können z. B. schon in der deutschen Botschaft in Paris und beim Europamarkt in Manchester, nahmen an vielen Messen und Ausstellungen in Österreich, Südtirol und natürlich in Deutschland teil. „In Berlin lassen sich meine Arbeiten gut verkaufen, aber an anderen Orten ist es oft schwierig“, sagte sie und wies damit auf die prekäre Lage der Porzellanmalerkunst insgesamt hin.

Einen günstigeren Ort zur Demonstration ihrer Kunst als das wolzogensche Schloss hätte sich Frau Risch nicht wünschen können. Denn sie befand sich ja in einem Haus, das selbst eine wertvolle Porzellansammlung beherbergt. Klar, dass sie diese Schätze selbst in Augenschein nahm, ihre Besucher zu den Vitrinen führte und fachmännisch die verschiedenen Stil- und Kunstrichtungen erklärte. Weißes Porzellan mit blauem Dekor sei im Strohmuster-Stil angefertigt, bei dem die Ornamente auf das noch unglasierte Porzellan aufgetragen werden. Das Zwiebelmuster-Porzellan heiße so, weil darauf tatsächlich als Teildekor Zwiebeln aufgezeichnet sind. Der Wert der reichschen Porzellansammlung im Schloss Wolzogen könne gar nicht errechnet werden, sagte die Fachfrau, denn die Exponate seien eigentlich unschätzbar.

Nach allem, was die Porzellanmalerin über ihre Kunst erzählt hatte, betrachteten die Besucher jetzt auch die Porzellansammlung von Heinrich Reich im Schloss Wolzogen mit anderen, kundigeren Augen, aber auch mit mehr Bewunderung für diese filigrane Kunst, hinter der unendlich viel mehr steckt als nur den Umgang mit einem Werkstoff für Haushaltsgeschirr.

 
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