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BAD KÖNIGSHOFEN
Plädoyer für das alte Handwerk
Seit dem ersten Kunsthandwerkermarkt vor 25 Jahren ist er dabei: Zum Jubiläum berichtete Hubert Weinkauf über die lange Korbflechter-Tradition in seiner Familie. Übrigens hat sich Weinkauf mit „Hubert F. Schubert“ auch einen Künstlernamen zugelegt.
Foto: Regina Vossenkaul | Seit dem ersten Kunsthandwerkermarkt vor 25 Jahren ist er dabei: Zum Jubiläum berichtete Hubert Weinkauf über die lange Korbflechter-Tradition in seiner Familie. Übrigens hat sich Weinkauf mit „Hubert F.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 15.09.2017 03:16 Uhr

Bei der Eröffnung des 25. nordbayerischen Kunsthandwerkermarktes am Samstagvormittag bedankten sich Bürgermeister Thomas Helbling und Museumsleiter Andreas Rottmann stellvertretend für alle Aussteller, die schon viele Jahre dabei sind, bei Korbflechter Hubert Weinkauf mit Präsenten. Er hat seit 25 Jahren keinen der Märkte versäumt und will auch zukünftig immer wiederkommen.

Das Schicksal der Korbflechter: viel Arbeit, wenig Lohn

Ein Verfechter des traditionellen Handwerks ist Weinkauf, der sich den Künstlernamen Hubert F. Schubert gegeben hat. Schubert habe als großer Musiker rund 500 Lieder hinterlassen und sei arm gestorben. Ähnlich sei auch meistens das Schicksal der Korbflechter, die viel arbeiten, aber nicht nach Stunden, sondern für die fertigen Produkte bezahlt werden. Der Preis sei bezüglich der investierten Arbeitsstunden oft nicht angemessen, sagt Weinkauf.

Sein Opa war schon 1893 Korbflechtmeister. Er hatte mit seiner Frau 12 Kinder, von denen neun überlebten, sieben von ihnen wurden Korbflechter. Auf einem Foto aus dem Jahr 1914 ist die große Familie zu sehen, die im 1. Weltkrieg Geschosskörbe für den Transport von Granaten flechten mussten.

Früher fertigte eine Familie bis zu sieben Stühle an einem Tag

In der Familie wurden auch Stühle in Arbeitsteilung hergestellt, erinnert er sich. Jeder war für einen bestimmten Teil zuständig, die Frauen verrichteten die leichteren Arbeiten, die Männer die schwereren wie die Rücken- und Armlehnen. Im Familienbetrieb schaffte man auf diese Weise sieben Stühle am Tag. Er allein braucht einen ganzen Tag für einen Stuhl.

Hubert Weinkauf hat sich auf Körbe aus heimischen Weiden spezialisiert und wirbt auf seinem Prospekt mit „zeitlosem Design mit hohem Gebrauchswert“. Seine Babykörbe werden oft von einer Generation zur nächsten weitergegeben, betont er stolz, und erinnert sich gern an Rekordverkäufe von 120 Körben an einem Tag im Jahre 1995. Das passiert nur auf großen Märkten in Städten wie München, wo auch höhere Preise für seine Waren zu erzielen sind.

Großstädter schätzen das Handwerk mehr, als Leute auf dem Land

Die Leute auf dem Land schätzen sein Handwerk nicht so wie die Großstädter, ist seine Erfahrung. Nach Bad Königshofen kommt er aber immer wieder gern, auch, weil es hier etwas gibt, was nirgendwo geboten wird und gleich am Anfang vor 25 Jahren fest ins Konzept des zweitägigen Marktes aufgenommen wurde: Die Kunsthandwerker, die den Samstagabend in der Stadt verbringen, werden von der Stadt zu einer Brotzeit eingeladen, dabei können sie ihre Kollegen kennenlernen, Erfahrungen austauschen und Verbindungen knüpfen.

Die Entwicklung des Kunsthandwerkermarktes hat Weinkauf begleitet und freut sich über das hohe Niveau der gezeigten Arbeiten. Richtig findet er, dass keine Handelsware angeboten werden darf, sondern nur selbst Produziertes. Die Organisatoren bemühen sich um ein gutes Rahmenprogramm, das bringe Leute in die Stadt und komme den Kunsthandwerkern zugute. An seinem Stammplatz am Vierröhrenbrunnen wird er wohl auch im nächsten Jahr anzutreffen sein, und das bei jedem Wetter, denn die Weidenkörbe sind nicht empfindlich.

Veranstalter sind mit Verlauf des Kunsthandwerkermarktes zufrieden

Am Ende des 25. Kunsthandwerkermarktes zogen die Hauptorganisatoren Anna Morra-Stein und Andreas Rottmann eine positive Bilanz. Die „Ausquartierung“ einiger Künstler mit empfindlichen Materialien von der Markthalle in die Trink- und Wandelhalle wurde positiv reflektiert, denn die Halle ist hell und luftig und bietet genug Platz. Auch die Bauernmarkt-Leute, die vom Rathausplatz in die Hindenburgstraße umziehen mussten, waren mit ihren Standplätzen zufrieden.

„Wir sind immer bestrebt, neue, echte Künstler für den Markt zu gewinnen, was auch gelungen ist“, sagt Anna Morra-Stein. Sie hat Märkte besucht und Künstler direkt eingeladen. Einige konnten somit zum ersten Mal begrüßt werden, sie waren begeistert und wollen wiederkommen. „Wir bleiben unserem Konzept treu, Kunst und Kunsthandwerk auf möglichst hohem Niveau anzubieten“, so die Museumsmitarbeiterin. Das Wetter hat, außer am Samstagmorgen, gehalten, und so war am Ende auch die Gastronomie zufrieden, denn der Sonntag hat das aufgeholt, was am Samstag nicht lief.

Auszeichnung für den Korbflechter Hubert Weinkauf, der seit 25 Jahren immer dabei war: Bürgermeister Thomas Helbling (rechts) und Museumsleiter Andreas Rottmann überreichten Präsente.
Foto: Regina Vossenkaul | Auszeichnung für den Korbflechter Hubert Weinkauf, der seit 25 Jahren immer dabei war: Bürgermeister Thomas Helbling (rechts) und Museumsleiter Andreas Rottmann überreichten Präsente.
 
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