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Unsleben
Pioniere setzten auf Sonne, Wind und Biomasse: Energie-Initiative feiert ihr Gründungsjubiläum
25 Jahre Energie-Initiative Rhön und Grabfeld: In der Krone Schenke in Unsleben wurde das Jubiläum gefeiert. Hinten Mitte: erster Vorsitzender Christof Helfrich.
Foto: Regina Vossenkaul | 25 Jahre Energie-Initiative Rhön und Grabfeld: In der Krone Schenke in Unsleben wurde das Jubiläum gefeiert. Hinten Mitte: erster Vorsitzender Christof Helfrich.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 14.07.2022 02:41 Uhr

"Jetzt denken und damit die Zukunft gestalten" war ein Slogan der vor 27 Jahren gegründeten Energie-Initiative Rhön und Grabfeld e. V., die am Freitag ihr Jubiläum nachfeierte.

1995 herrschte Aufbruchstimmung: Den Gau von Tschernobyl und seine Folgen hatte man noch im Gedächtnis, die ersten Ideen, Energie aus Sonne, Wind, Biomasse und Wasserkraft zu nutzen, wurden umgesetzt. Rund 100 Leute erkannten die daraus entstehenden Möglichkeiten und gründeten die Energie-Initiative, um die Abhängigkeit von fossilen Energien mit ihren negativen Folgen für die Umwelt zu beenden.

Hans-Bernd Bader, damals Angestellter der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Bad Königshofen, war der erste Vorsitzende: Er berichtete bei der Jubiläumsfeier in Unsleben von den Anfängen. Seine Vision war ein Verein mit Außenwirkung, der Informationen, Impulse und Denkanstöße über neue Entwicklungen und Ideen in die Gesellschaft bringt.

Hans-Bernd Bader, einer der Energie-Pioniere von 1995, war der erste Vorsitzende des Vereins.
Foto: Regina Vossenkaul | Hans-Bernd Bader, einer der Energie-Pioniere von 1995, war der erste Vorsitzende des Vereins.

Arbeitskreise wurden gebildet für Windenergie, Solarenergie, Wärmetechnik/Biomasse und Bauleitplanung. Energiemessen in Aubstadt und Bad Königshofen sowie Exkursionen waren die ersten Aktivitäten. Staatsminister Otto Wiesheu übernahm die Schirmherrschaft für die Messe in Bad Königshofen und kam per Hubschrauber, Grüße sandten diverse Politiker.

"Wir sind spät dran, Wir könnten weiter sein."
Mitglied Bruno Altrichter, der als Stellvertreter des Landrates sprach

Ende 1997 lag die Mitgliederzahl der Initiative bereits bei 268, davon waren 93 Prozent männlich und sieben Prozent weiblich. Leider griff die Politik die Möglichkeiten, die sich für Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der Region, wie es sich der Verein vorstellte, nicht auf, bedauerte Bader.

Darauf ging Bruno Altrichter, der als Stellvertreter des Landrates sprach, in seinem Grußwort ein. Er ist selbst Mitglied der Initiative und erinnerte daran, dass der Verein auf Dinge hingewiesen hat, die von der Politik vernachlässigt wurden. "Wir sind spät dran", meinte er, aber jetzt habe ein Umdenken stattgefunden.

Er bedankte sich für alle Aktivitäten der Energie-Initiative und erinnerte an Diskussionen vor einigen Jahren im Kreistag bezüglich eines Energiekonzeptes für den Landkreis, das damals abgelehnt wurde. "Wir könnten weiter sein", sagte er. Die kommenden Engpässe, die alle zu spüren bekommen, nannte er "schmerzlich".

Hans-Josef Fell, Präsident der Energy-Watch-Group und ehemaliger Bundestagsabgeordneter, war bei der Vereinsgründung dabei.
Foto: Regina Vossenkaul | Hans-Josef Fell, Präsident der Energy-Watch-Group und ehemaliger Bundestagsabgeordneter, war bei der Vereinsgründung dabei.

Hans-Josef Fell, ehemaliger Bundestagsabgeordneter, ist einer der Männer der ersten Stunde. Es sei keine Utopie und technisch möglich, sagte er damals, dass die Hälfte der Energie im Landkreis selbst erzeugt werde, was ungefähr 200 neue Arbeitsplätze bedeuten würde. "Es fehlt leider am politischen Rahmen", stellte er schon damals fest.

Heute räche sich diese Abhängigkeit, in die sich Politiker von der fossilen Energielobby drängen ließen. Erneut plädierte er für 100 Prozent erneuerbare Energien, denn momentan wechsle man von der Abhängigkeit von Russland zur Abhängigkeit von Katar, Saudi-Arabien und den USA. Er lobte die Pionierarbeit der Energie-Initiative und berichtete kurz von der gerade verabschiedeten Novelle des Erneuerbaren-Energie-Gesetzes in Berlin, wo er gerade herkam.

"Wenn es die Energie-Initiative nicht gäbe, müsste man sie erfinden."
Helmut Bär, Kreisvorsitzender des BN

Michael Diestel, Kreisgeschäftsführer des BBV gratulierte als Netzwerkpartner, zu denen auch der Bund Naturschutz und die Berufsimker gehören, zum Jubiläum. Er erinnerte sich an Aktivitäten und an jüngste Veranstaltungen wie Vorträge von Claudia Kemfert und Sven Plöger. Die Initiative sei für ihn ein Impulsgeber gewesen, berichtete er.

Er bedauerte "so viele verlorene Jahre" und die vergeudete Kraft, die aufgewendet wurde, um gegen die erneuerbaren Energien zu kämpfen. Die Energie-Initiative werde weiterhin gebraucht, der ländliche Raum habe ein Riesenpotential, man dürfe aber nicht die "Schürfrechte" aus der Hand geben.

"Wenn es die Energie-Initiative nicht gäbe, müsste man sie erfinden", sagte Helmut Bär, Kreisvorsitzender des BN. Er bedauerte, dass das erste kirchliche Windrad wegen der Widerstände nicht in Bayern, sondern in Hessen entstehen musste.

Auf die zurückliegenden Veranstaltungen, die man als Netzwerk finanziert hatte, blickte er zurück, war sich aber mit Fell uneins über die Wasserkraft und die weitere Einspeisevergütung der kleinen Energieerzeuger, die gerade beschlossen wurde.

Der Vorsitzende der Energie-Initiative, Christof Helfrich, zollte den Gründervätern Respekt für ihre Weitsicht. Die Themen seien allerdings heute noch genauso aktuell wie damals. Umfragen haben ergeben, dass für die Mehrheit der Menschen Umwelt und Klimaschutz die momentan wichtigsten Anliegen sind.

Ehrungen

Für ihre mehr als 25-jährige Mitgliedschaft wurden geehrt: Hans-Werner Abé, Helmut Ballweg, Jürgen Burmester, Winfried Christ, Ludwig Engert, Hans-Josef Fell, Albin Hepp, Andreas Krieger, Jörg Kolbowski, Günter Lieberth, Arvid Löflund, Dietmar May, Georg Rath, Norbert Schmäling, Regina Vossenkaul und Matthäus Wassermann.

 
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