zurück
Willmars
Pfarrer Hofmann nimmt Abschied: "Ich bin hier zum Digital-Pfarrer geworden"
Die offizielle Verabschiedung von Pfarrer Michael Hofmann fand im Juni statt. Seine Dienstzeit endet allerdings erst am 18. Juli. Er verrät, was er vermissen wird - und was nicht.
Nur noch bis 18. Juli sein 'Arbeitsplatz': Pfarrer Michael Hofmann vor der Kirche in Willmars.
Foto: Franziska Sauer | Nur noch bis 18. Juli sein "Arbeitsplatz": Pfarrer Michael Hofmann vor der Kirche in Willmars.
Franziska Sauer
 |  aktualisiert: 14.07.2021 02:15 Uhr

Wer im Pfarrgarten von Willmars steht, ahnt, warum Pfarrer Michael Hofmann hier besonders gerne Zeit verbringt. Die grüne Oase strahlt Lebensfreude aus und lädt zum Verweilen ein. "Dieses Jahr hatte ich jedoch nicht die Zeit, mich darum zu kümmern", entschuldigt sich der Seelsorger. Trotzdem spürt man, dass sich Hofmann hier wohlfühlt. Besonders stolz ist er auf seine selbstgebaute Sternenwarte – ein Hobby, dass er ebenso wie das Gärtnern erst in Willmars für sich entdeckt hat. "Was man in der Rhön zu sehen bekommt, werde ich sehr vermissen", gesteht der evangelische Geistliche und schwärmt von tollen Phänomenen wie der Andromeda-Galaxie.

Am Sonntag, 18. Juli, endet seine Dienstzeit in Willmars. Dann beginnt ein neuer Lebensabschnitt im oberfränkischen Einberg, einem Stadtteil von Rödental im Landkreis Coburg. "Auf uns wartet ein frisch saniertes Haus mit Garten", verrät der 40-Jährige und zeigt einige Fotos auf seinem Handy. Groß, modern – das ideale Haus für eine junge Familie. Für eben diese verlässt Pfarrer Hofmann Willmars, auch wenn er gerne noch geblieben wäre. "Aber im neuen Landesstellenplan ist nicht absehbar, wo es für uns hingeht, wenn wir hier bleiben", so der zweifache Vater. Seine Frau arbeitet in Weimar, deshalb der Wechsel nach Coburg. Die dortige Pfarrstelle biete der Familie eine langfristige Perspektive.

Treffpunkt Gartenmauer

Trotzdem sei er sehr dankbar, dass er 2015 in Willmars gelandet ist. "Es war meine erste Station als Pfarrer und es war eine sehr schöne Zeit hier", so Hofmann. Zudem habe er viele Menschen kennengelernt – auch dank seines Gartens. Denn an der Gartenmauer kam er häufig mit seinen Mitmenschen ins Gespräch. "Ich war mittendrin und hatte trotzdem einen Rückzugsort." Das werde er vermissen.

Er wirft einen Blick auf die im Raum gestapelten Kartons – viel Zeit bleibt ihm nicht mehr bis zum Umzugstag. "Ich muss noch ein Video drehen", fällt ihm plötzlich ein, um auf die Tücken der Heizungsanlage im Pfarrhaus hinzuweisen. Denn als "Hausherr" musste er auch öfters mal an der Heizanlage "herumbasteln". Für ihn kein Problem, auch wenn es Dinge gibt, die er deutlich lieber macht.

Durch Corona zum "Digital-Pfarrer"

Was er auf jeden Fall sehr gut beherrscht, ist es mit Leuten in Kontakt oder ins Gespräch zu kommen. Er ist als Pfarrer ganz in seinem Element und versucht, neue Wege zu gehen. "Ich bin ja hier zum Digital-Pfarrer geworden", sagt er und lacht. Es zeigte sich, dass es ein glücklicher Einfall war, Audio-Andachten am Anfang der Corona-Krise anzubieten.

Bald schon hatten die Aufnahmen mehrere hundert Zuhörer und es folgten weitere digitale Einfälle wie das Feiern von Gottesdiensten über das Videokonferenztool "Zoom". "Ich bin inzwischen relativ gut ausgerüstet, was das Ganze wesentlich erleichterte", so der 40-Jährige. Als Pfarrer möchte er die Menschen erreichen und dazu gehöre es auch, neue Wege zu gehen. "Man darf sich aber auf dem Erfolg der Vergangenheit nicht ausruhen", findet Hofmann.

Für die Zukunft wünscht sich der Seelsorger wieder den persönlichen Kontakt zu seinen Gemeindemitgliedern. Denn Vertrauen sei ein unglaublich wertvolles Gut. Vermissen werde er aber sicherlich die schöne Natur der Rhön und natürlich die Büttenabende in Filke, fügt Michael Hofmann noch mit einem breiten Grinsen hinzu. "Das war schon beeindruckend, was da mit viel Engagement auf die Beine gestellt wird." In der Rhön war Hofmann als Seelsorger viel unterwegs - im oberfränkischen Einberg freue er sich auf kurze Wege.

Je näher der Stichtag rückt, desto nervöser wird Michael Hofmann. "Es ist eine unglaublich spannende Zeit, ich freue mich auf das, was kommt." Am 19. Juli rollt der Umzugswagen an und spätestens am 21. Juli möchte die Familie in Rödental sein, so der Plan. Bis dahin sind noch tausend Dinge zu erledigen. "Leider habe ich es nicht mehr geschafft, alle Bäume vor dem Haus zu schneiden", gesteht Hofmann. Aber die Willmarser werden es dem sympathischen Pfarrer sicherlich nachsehen. Wer seine Stelle in Willmars übernimmt, ist ungewiss. Die Landeskirche hat eine Pflichtvakanz angeordnet, erklärt Hofmann. Allerdings übernehme Pfarrer Oliver Englert aus Urspringen die Vertretung.

Zur Person

Michael Hofmann (40) war seit März 2015 als Pfarrer für die evangelischen Christen in Willmars, Neustädtles und Völkershausen sowie Filke zuständig. Ende 2018 übernahm er noch zusätzlich den Vertretungsdienst in Bahra, Mühlfeld, Roßrieth und Sondheim/Grabfeld. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne.
Quelle: fs
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Willmars
Franziska Sauer
Covid-19-Pandemie
Evangelische Kirche
Familien
Gartenmauern
Geistliche und Priester
Michael Hofmann
Nervosität
Oliver Englert
Seelsorgerinnen und Seelsorger
Sympathie
Söhne
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top