zurück
Bischofsheim
Pfarrer Hölldobler gestorben: Bischofsheim reicher gemacht
Fjodor Hölldobler, Pfarrer der Orthodoxen Kirche Bischofsheim, ist am vergangenen Samstag gestorben.
Foto: Marion Eckert | Fjodor Hölldobler, Pfarrer der Orthodoxen Kirche Bischofsheim, ist am vergangenen Samstag gestorben.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 21.11.2020 02:17 Uhr

Fjodor Hölldobler, der Pfarrer der orthodoxen Kirchen Bischofsheim, ist am Samstag im Alter von 76 Jahren gestorben. In Bischofsheim und darüber hinaus war Hölldobler nicht nur als Pfarrer der orthodoxen Kirche und als ehemaliger Lehrer bekannt. Von Anfang an hat er sich auch außerhalb von Schule und Kirche sehr stark für das Gemeinwohl der Stadt engagiert und seine große Leidenschaft, die Musik, weitergegeben.

Hölldobler war Träger der Bürgermedaille der Stadt Bischofsheim. Sie wurde ihm für sein umfassendes Wirken in Bischofsheim, zum Wohle der Gemeinschaft und der orthodoxen Kirchengemeinde, im Jahr 2017 verliehen. Bürgermeister Georg Seiffert hatte ihn zu diesem Anlass als „Lehrer der alten Schule“ gewürdigt, der mit Herz und Leidenschaft sein Lebenswerk aufbaute und für die Menschen da war.

Geboren in Ochsenfurt

Fjodor Hölldobler stammt aus Mainfranken, genauer aus Ochsenfurt, wo er aufgewachsen ist. Nach dem Studium der katholischen Theologie, Kirchenmusik und Lehramt trat er als Lehrer in den Schuldienst ein. Über Premich kam er nach Bischofsheim. 32 Jahre war er Lehrer. Dabei unterrichte er vor allen die älteren Jahrgänge der Hauptschule in den Fächern Geschichte, Musik und Kunsterziehung.

Zur griechisch-orthodoxen Kirche konvertierte Fjodor Hölldobler im Jahr 1976. Die Umbrüche in der Katholischen Kirche in Folge des zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) brachten Veränderungen mit sich, die Fjodor Hölldobler so nicht mittragen konnte und wollte. Lange habe er sich mit der Orthodoxie beschäftigt und letztlich hier auch seinen Frieden gefunden. Er gründete die orthodoxe Kirchengemeinde in Bischofsheim, die er seit 1981 in seinem Privathaus auf- und ausbaute. Fjodor Hölldobler wurde zunächst zum Diakon und 1984 zum griechisch-orthodoxen Priester geweiht.

Ausgelöst durch den arbeitsmarktbedingten Rückgang der griechischen Bevölkerung in Bad Neustadt und die pastoralen Bemühungen des russisch-orthodoxen Erzpriesters Lukian Grabowski, wurde die Kapelle, die dem heiligen Nektarios geweiht war, am 2. Juni 1984 eine Pfarrkirche und kanonisch dem Moskauer Patriarchat unterstellt, der zahlenmäßig größten unter den selbständigen Gliedkirchen der Gesamtorthodoxie. Doch die Gemeinde in Bischofsheim behielt ihren multinationalen Charakter und ist Anlaufstelle für Bulgaren, Russen und Serben und natürlich Griechen. Von Bad Kissingen bis Fulda war Pfarrer Hölldobler in der Seelsorge aktiv.

Eindrucksvolle Gotteshäuser 

Im Laufe der Jahre wurde das Haus auch nach außen als Kirche kenntlich gemacht, in erster Linie durch das 1987 errichtete Glockentürmchen mit Kuppel und Kreuz. Es wurden entsprechende Einrichtungen für ein Pfarrzentrum geschaffen, das für die in der Diaspora lebenden Gläubigen als geistliche Heimstätte dient.

Durch das stetige Anwachsen der Gemeindemitglieder wurde eine größere Kirche notwendig und als sich die Gelegenheit bot, das dem Pfarrhaus gegenüberliegende Gebäude, die ehemalige Bischofsheimer Discothek, zu erwerben, ergriff die Gemeinde die Chance und kaufte dieses. Im Jahr 2000 wurde darin der erste Gottesdienst gehalten. Die Kirche wurde dem Heiligen Prokopius geweiht. Pfarrer Hölldoblers großes Anliegen war es stets, dieses Gebäude zu einem wunderschönen, mit Ikonen reich verziertem Gotteshaus, auszugestalten.  In der Gemeindearbeit stand ihm bis zu ihrem Tod seine Matuschka, Gertrud Hölldobler, treu zur Seite, unterstützte ihn bei der Umsetzung seiner Sehnsüchte und Ideen, bis hin zum Priestertum.

Pfarrer Fjodor Hölldobler war ein begnadeter Organist. Das Bild zeigt ihn an der Orgel in der Bischofsheimer Stadtpfarrkirche St. Georg.
Foto: Marion Eckert | Pfarrer Fjodor Hölldobler war ein begnadeter Organist. Das Bild zeigt ihn an der Orgel in der Bischofsheimer Stadtpfarrkirche St. Georg.

Er zeigte auch, dass Orthodoxie und ökumenisches Miteinander mit der katholischen Kirche kein Widerspruch sind. So war er in der Katholischen Kirche als Organist tätig. In die Gemeinschaft in Bischofsheim brachte er sich mit seinen monatlichen Bibliothekskonzerten ein, darüber hinaus saß er auch bei verschiedenen Konzerten und Veranstaltungen an der Orgel, in der Kirche oder am Klavier im Rentamt. Er galt als herausragender Organist weit über die Grenzen von Bischofsheim hinaus. Er war Chorleiter des Kirchenchors, vielen Kindern brachte er das Flötenspiel und das Spiel auf dem Schifferklavier bei.

„Pfarrer Hölldobler hat Bischofsheim ein großes Stück reicher gemacht“, sagte Seiffert anlässlich der Verleihung der Bürgermedaille. Dabei ging es ihm nicht um die Kirchengebäude, die von Einheimischen und Touristen tagtäglich besichtigt werden, es ging ihm vielmehr um die Bereicherung durch sein Wirken und seine Persönlichkeit.

Aufgrund der aktuellen Corona-Situation wird Pfarrer Hölldobler in kleinerem Kreis auf dem Bischofsheimer Friedhof beigesetzt.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bischofsheim
Marion Eckert
Diakone
Geistliche Musik
Griechische Bevölkerung
Katholische Kirche
Katholische Theologie
Personen aus Bulgarien
Seelsorge
Synoden
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top