Die Fränkische Saale im Landkreis Rhön-Grabfeld zeigt in diesen Tagen zwei völlig unterschiedliche Gesichter: Während am Oberlauf im östlichen Landkreis normale Wasserstände gemessen werden, hat der Fluss im Raum Bad Neustadt sein Bett verlassen. Dies ist ein Beleg dafür, dass das Hochwasser weniger durch Niederschläge, als vielmehr durch die Schneeschmelze in der Rhön hervorgerufen wurde.
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Das Tauwetter mit Temperaturen im zweistelligen Bereich auch in den Höhenlagen sorgt für ein rasantes Dahinschmelzen der weißen Pracht. So sind die Zuflüsse Brend und Streu, die beide ihren Ursprung in dem Mittelgebirge haben, ebenfalls über die Ufer getreten, während etwa das Grabfeld-Flüsschen Milz, das bei Saal in die Saale mündet, weit von der ersten Hochwasser-Meldestufe entfernt ist. Am Pegel Salz der Fränkischen Saale, wo Meldestufe eins längst überschritten ist, stieg der Wasserstand im Verlauf des Montags langsam, aber stetig. Um 16 Uhr wurden 3,95 Meter gemessen. Bei vier Metern wird dort Meldestufe zwei erreicht. Der Pegel Schweinhof der Brend lag zu diesem Zeitpunkt bei 2,27 Metern und damit zwischen den Meldestufen eins und zwei. Der Wasserstand der Streu wurde am Montagnachmittag in Nordheim mit 2,22 Metern gemessen, was bereits Stufe zwei bedeutet. Diese wurde in der Nacht zum Montag auch am Pegel Unsleben überschritten. In Unsleben nimmt die Streu das Wasser der Els auf, die ebenfalls in der Rhön entspringt. Der Spitzenwert lag am Morgen gegen 5 Uhr bei 2,70 Meter. Im Verlauf des gestrigen Tages fiel der Wasserstand aber zwischenzeitlich wieder. Nach Angaben von Kreisbrandrat Peter Bulheller mussten bis Montag noch keine Feuerwehren zu Hochwasser-Einsätzen gerufen werden. Die Straßen im Bereich der Flüsse sind derzeit noch passierbar, kurioserweise musste aber die Hochrhönstraße wegen Überschwemmungen gesperrt werden. Nach Auskunft von Franz Diem von der Straßenmeisterei Rödelmaier laufen die Gräben am Fahrbahnrand der Hochrhönstraße über. Stellenweise sind im Landkreis auch Fuß- und Radwege unpassierbar, etwa in Bad Neustadt. Frank Pilhofer vom Wasserwirtschaftsamt Schweinfurt rechnet mit weiteren Überschwemmungen in den kommenden Tagen, weil sich das Tauwetter fortsetzt. "Wir erwarten aber keinen dramatischen Anstieg", so Pilhofer.
Im Blickpunkt
Hochwasser-Meldestufen In Bayern gelten bei Überschwemmungen vier Meldestufen. Eins: Stellenweise kleinere Ausuferungen; zwei: Landwirtschaftliche Flächen überflutet oder leichte Verkehrsbehinderungen auf Hauptverkehrs- und Gemeindestraßen; drei: Einzelne bebaute Grundstücke überflutet oder Sperrung überörtlicher Verkehrsverbindungen oder vereinzelter Einsatz der Wasser- oder Dammwehr; vier: Bebaute Gebiete in größerem Umfang überflutet oder Einsatz der Wasser- oder Dammwehr in großem Umfang.