
Posaune, Tuba und Schlagzeug – ein außergewöhnlicher Anblick – zumindest für die französischen Zollbeamten, die gerade auf einem Rastplatz an der Autobahn einen Lkw kontrollieren. Die strengen Mienen der Zöllner entspannten sich, als die ersten Takte der Marseillaise, der französischen Nationalhymne, erklangen.
Unter Leitung von Dirigentin Mareike Wütscher fand auf einem französischen Rastplatz die Generalprobe der Rhöner Musikanten statt, die sich auf dem Wege ins südfranzösische Manduel befanden, die Partnerstadt Bischofsheims. Seit zehn Jahren besteht die Freundschaft der beiden Kommunen, und sie sollte jetzt erneuert werden. So machte sich eine große Delegation aus der Rhön auf den Weg.
Bereits die Ankunft der Rhöner gestaltete sich spektakulär. Nach 15 Stunden Fahrt im Bus stoppte ein Polizist das Fahrzeug. Die Unruhe der Passagiere war umsonst. Die Kommunalpolizei empfing und eskortierte die Bischofsheimer bis zum Rathaus von Manduel, wo ihnen das Stadtoberhaupt Jean-Jaques Granat und die Gastfamilien einen herzlichen Empfang bereiteten Es folgte ein Umtrunk in der Stadthalle mit Begrüßungsansprachen, begleitet von provencialischer Musik.
Immer wieder Musik
Musik zog sich wie ein roter Faden durch die Reise der Rhöner. Der Präsident des Bischofsheimer Partnerschaftskomitees Gerhard Nägler ist begeisterter Musikant und hatte die Idee, ein besonderes Gastgeschenk mit nach Südfrankreich zu bringen, nämlich seine Kollegen der Haselbacher Trachtenkapelle. Leider konnten nicht alle Musikanten mitfahren, besonders das sogenannte „Hohe Blech“, war schwach vertreten. Die kreativen Rhöner fragten bei befreundeten Musikanten an und so kam es, dass die Haselbacher Verstärkung aus Schönau, Wargolshausen und sogar Bad Königshofen bekamen. Zwei von ihnen waren die Wargolshäuser Freunde Elias Hartung und Ralf Gans. Am Ende waren sie glücklich, mitgefahren zu sein, denn ihre Gastfamilie residiert in einem schönen alten Haus in der Mitte Manduels mit einem wunderschönen Innenhof. Was den beiden sehr entgegen kam, waren die Sprachkenntnisse der Gastgeber. Beide sprachen zum Glück fließend Deutsch, denn die jungen Männer sprechen kein Wort Französisch.
Und so erging es vielen Gästen mit ihren Gastgebern, aber auch fehlende Sprachkenntnisse waren kein Hindernis. Man behalf sich mit Englisch. Eine findige Französin nutzte gar das Übersetzungsprogramm ihres Computers, zur Freude ihrer Rhöner Gäste.
Freundschaft vertiefen
Am Abend des ersten Tages wurde in feierlicher Zeremonie die seit zehn Jahren bestehende Freundschaft der beiden Städte aufs Neue besiegelt. Die beiden Bürgermeister Jean Jaques Granate für Manduel und Udo Baumann für Bischofsheim unterzeichneten eine Urkunde, die den Willen beider Gemeinden dokumentiert, diese Freundschaft zu vertiefen. Die Haselbacher Trachtenkapelle spielte nacheinander die Französische, die Deutsche und die Europäische Hymne. Im Anschluss marschierten die Freunde von der Innenstadt zum Festsaal neben der Stierkampfarena, wo sich ein Abend mit Musik und Gesang anschloss.
Die Freunde des französischen Partnerschaftskomitees hatten ein umfangreiches Besuchsprogramm ausgearbeitet. Den Gästen aus der Rhön wurde es keine Minute langweilig. An den drei Tagen ihres Aufenthaltes besuchten sie das mittelalterliche Städtchen Aigues Mortes und das moderne Nîmes, lernten bei einer Stadtführung die romantischen Ecken von Uzes kennen, besuchten eine Stierfarm, machten einen Abstecher ans Mittelmeer, und besuchten das berühmte Aquädukt Pont du Gard (siehe Bild).
Der Zauber Klaus spielt auf
Am Abend des zweiten Tages lud der Präsident des Freundschaftskomitees aus Manduel Marc Kreydenweiss zur Weinprobe auf sein Weingut nahe der Stadt ein. Wein und leckere Speisen munden doppelt gut, wenn sie von Musik begleitet werden und so holte der Frankenheimer Klaus Emmerling, auch bekannt als Zauber-Klaus, seine kleine Musikanlage aus dem Bischofsheimer Reisebus und bereicherte den Abend mit seinen Liedern.
Alte und neue Freunde
Carolin Reitz schwärmt von den schönen Tagen in der Camargue und dem herrlich warmen Wetter. Sie hatte bereits vor Jahren als Schülerin die Gegend besucht und nun die Gelegenheit zu einer erneuten Reise nach Manduel gerne wahrgenommen. „Es war einfach schön“, sagte sie schwärmend und drückte das aus, was die meisten empfunden haben: drei unbeschwerte Tage bei Freunden verbringen.
Auch am letzten Abend des Besuches spielte die Musik die Hauptrolle. Die Trachtenkapelle zeigte einen kleinen Querschnitt ihres Repertoires, von der Volksmusik bis zum Bigband-Sound. Gemeinsam sang man das Volkslied „Sah ein Knab ein Röslein steh?n“, das Kreuzberglied und als krönenden Abschluss sangen alle gemeinsam die Regionalhymne der Provence, das Lied „Coup santo“.
Und der „Böhmische Traum“? Es war das letzte Volksmusikstück der Haselbacher Trachtenkapelle, das sich eine Bischofsheimerin gewünscht hatte. So kam der „Böhmische Traum“ bis nach Südfrankreich.

