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Bad Neustadt
Parkgarage: Unten wird abgerissen, oben klappert's
Für 1,8 Millionen Euro wird die Parkgarage Altstadt umgebaut. Den Lärm bekommen die Anwohner und Mitarbeiter diverser Behörden zu spüren. Und nicht nur den.
Sanierung der Parkgarage Altstadt: Noah Kirchner, Mitarbeiter der Firma Stiel, entsorgt den Abraum.
Foto: Martina Harasim | Sanierung der Parkgarage Altstadt: Noah Kirchner, Mitarbeiter der Firma Stiel, entsorgt den Abraum.
Martina Harasim
Martina Harasim
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:29 Uhr

Für 1,8 Millionen Euro wird die Parkgarage Altstadtin Bad Neustadt derzeit umgebaut. Gerade werden die alten, engen Rampen im Eingangsbereich abgerissen, um Platz zu machen für breitere Auffahrten. Das bekommen besonders die Mitarbeiter des Jobcenters, der Agentur für Arbeit und des Landratsamtes - konkret des Gesundheitsamtes - zu spüren. Sie haben ihre Arbeitsplätze direkt über dem Parkhaus. Aber auch die 76-jährige Anwohnerin Heidi Siegl leidet unter dem Lärm. Und in der Weinhandlung Wein-Siegl klappern immer mal wieder die Flaschen.

Es ist nicht nur der Lärm, der zu Beeinträchtigungen führt. Als besonders belastend wird der sogenannte Körperschall empfunden: Für den Abriss der massiven Betonwände und Rampen brauchen die Mitarbeiter der Firma Stiel, die mit den Abrissarbeiten beauftragt wurde, schweres Gerät. Wenn dieses zum Einsatz kommen, übertragen sich die Erschütterungen und Vibrationen auf das komplette Gebäude. Diese sind dann auch in den Büros zu spüren, die mehrere Stockwerke über der Parkgarage liegen. 

Angst um die Server

Dass die Bauarbeiten nicht spurlos an den Beschäftigten von Jobcenter und Landratsamt vorbeigehen würden, war den Verantwortlichen schon im Vorhinein klar.  Wie Andreas Schlagmüller, Geschäftsführer der Betreiberfirma Parkgarage Altstadt, und Olaf Schmidt, Bauleiter des Ingenieurbüros Federlein, in einem Gespräch mit dieser Redaktion erläuterten, halten alle Beteiligten engen Kontakt, um bei Problemen schnell reagieren zu können. 

So vergangene Woche: Die Erschütterungen bereiteten der IT-Abteilung des Landratsamtes Bauchschmerzen. Sie befürchteten, die Server könnten Schaden nehmen. "Das war uns zu heiß", sagte Andreas Schlagmüller. In Absprache mit dem Planungsbüro wurde beschlossen, die Server vorsorglich auf Schwingungsdämpfern zu lagern, um alle Eventualitäten auszuschließen. 

Hydraulisches Werkzeug

Die Vibrationen und der Lärm, die entstehen, wenn die Bauarbeiter den dicken Betonwänden mit Presslufthämmern zu Leibe rücken, waren so massiv, dass Bauleiter Schmidt umgeplant hat. Er sorgte dafür, dass hydraulisch betriebenes Werkzeug zum Einsatz kommt. Das entspannt die Situation ein wenig. Aber, auch das macht der Bauleiter deutlich: Wenn abgerissen wir, ist das immer mit Lärm verbunden. "Im Endeffekt hat man immer Schall", so Schmidt.  

Um einigermaßen zu gewährleisten, dass die Mitarbeiter des Jobcenters und Landratsamts ihrer Arbeit relativ störungsfrei nachgehen können, hat der Bauleiter eine Zeitschiene für lärmintensive Arbeiten in der Parkgarage definiert. Sie liegt zwischen 15 und 20 Uhr. Kein leichtes Unterfangen, schließlich muss auch die Baufirma Termine einhalten.  

In der Geschäftsstelle der Agentur für Arbeit hat man sich mit einer neuen Arbeitszeitregelung auf die Sanierung der Parkgarage Altstadt eingestellt, sagt Christian Stubenrauch, Teamleiter Markt und Integration. Die Sachbearbeiter können, wenn sie das wollen, bereits um 6 Uhr ihren Dienst antreten. In den frühen Morgenstunden können sie konzentriert arbeiten. Beratungstermine, die in einem ruhigen und konzentrierten Rahmen ablaufen sollen, werden auf den geräuscharmen Vormittag gelegt. Einige Mitarbeiter hätten dieses Angebot bereits angenommen.  Der Teamleiter lobt die Zusammenarbeit mit der Bauleitung. Wenn es wirklich einmal zu laut wird, genüge ein Anruf, schon würde Abhilfe geschaffen.

Die zitternden Wände fest im Blick

"Tagsüber ist es relativ ruhig", erklärt Marion Gredigk, die gemeinsam mit ihrem Mann Marco in der Roßmarktstraße 44 die Weinhandlung Wein-Siegl betreibt. "Wenn das Amt aufhört zu arbeiten, geht es los." Wenn es dann schallt und gelegentlich die Flaschen klappern, schalten die Gredigks das Radio an. 

"Ich bin zwar schon alt, aber ich höre noch gut  - und das ist furchtbar", beschreibt die 76-jährige Anwohnerin Heidi Siegl die Situation. Ab 15 Uhr am Nachmittag und am Wochenende sei der Lärm schon "sehr, sehr arg". "Teilweise geht das bis abends 22 Uhr. Manchmal denke ich: Ach Gott, die kommen gleich durch die Wand!" Die habe sie übrigens immer fest im Blick. Beim Bau der Altstadtgarage waren damals nämlich Wände gerissen, eine Kellerwand eingestürzt. "Das wurde natürlich alles wieder in Ordnung gebracht." Doch Siegl ist deshalb heute doppelt wachsam.

Mit Radio und Fernsehen den Lärm übertönen

Wenn sie das Hämmern nicht mehr erträgt, schaltet sie Radio und Fernseher ein oder geht spazieren. Zwei Wochen hat sie so schon überlebt. "Aber ich habe keinen Zeitplan, ich weiß nicht, wie lange das noch geht." Erst im Dezember soll das Parkhaus planmäßig wiedereröffnet werden.

"Ich weiß ja, dass es saniert werden muss", Siegl ist alles andere als uneinsichtig. Sie habe ein ruhiges, sachliches Gespräch mit dem Bürgermeister geführt. In Kürze sollen sie zwei Männer der Baufirma besuchen. "Den letzten beißen halt einfach die Hunde", ihren Humor hat die ältere Dame angesichts des Geratters noch nicht verloren. 

 
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