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Oberelsbach
Paradies für Küchenschellen und wilde Orchideen – Lebersberg soll Kalkmagerrasen werden
Küchenschellen sind die Charakterpflanzen der artenreichen Rhöner Kalkmagerrasen.
Foto: Kristine Schmitt | Küchenschellen sind die Charakterpflanzen der artenreichen Rhöner Kalkmagerrasen.
Bearbeitet von Stefan Pompetzki
 |  aktualisiert: 11.02.2022 02:21 Uhr

Bei einem gemeinsamen Wiederansiedlungsprojekt von HGON (Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz) und Unesco-Biosphären-Reservat Rhön wird derzeit der Lebersberg in Dietershausen umgestaltet. Auf dem Berg sollen die selten gewordene Küchenschelle und andere Vertreter artenreicher Kalkmagerrasen wieder eine Heimat finden, heißt es in einer Pressemitteilung des Biosphären-Reservats Rhön.

Dass auf dem Lebersberg schon jetzt typische Vertreter der Kalkmagerrasen zu sehen sind, wie dieser Hufeisenklee in der Hand von Uwe Barth, stimmt optimistisch, dass auch die Küchenschelle rasch wiederkommt.
Foto: Nadja Moalem | Dass auf dem Lebersberg schon jetzt typische Vertreter der Kalkmagerrasen zu sehen sind, wie dieser Hufeisenklee in der Hand von Uwe Barth, stimmt optimistisch, dass auch die Küchenschelle rasch wiederkommt.

Noch bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde am Lebersberg Muschelkalk zum Kalkbrennen abgebaut. Seit Aufgabe dieser Nutzung war der kleine Berg stark zugewachsen. 2016 hat die HGON mit finanzieller Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises einen Teil der Fläche erworben. Ihr Ziel: Dort soll ein ganz besonderes Biotop für seltene Arten entstehen. Dank seines kalkhaltigen Untergrunds hat der Lebersberg großes Potenzial, sich zu einem so genannten Kalkmagerrasen zu entwickeln. Diese zählen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Auf den nährstoffarmen Böden gedeihen Küchenschellen und sogar seltene Orchideen. Aufgrund ihres Blütenreichtums, die Insekten über einen langen Zeitraum Futter bieten, gelten Kalkmagerrasen naturschutzfachlich als besonders wertvoll, heißt es weiter in der Mitteilung.

„Mit einem einzigen Eingriff haben wir jetzt die Wiese wieder mähfähig gemacht.“
Joachim Walter, Rhön-Ranger
Reinhard Kolb, HGON (von links) Künzells Bürgermeister Timo Zentgraf, Ranger Joachim Walter, Ortsvorsteher Holger Phillipp, Martin Kremer (Biosphärenreservat Rhön), Uwe Barth und Georg Klaus (Arbeitskreisleiter HGON) vor der entbuschten Fläche am Lebersberg.
Foto: Nadja Moalem | Reinhard Kolb, HGON (von links) Künzells Bürgermeister Timo Zentgraf, Ranger Joachim Walter, Ortsvorsteher Holger Phillipp, Martin Kremer (Biosphärenreservat Rhön), Uwe Barth und Georg Klaus (Arbeitskreisleiter ...

Damit sich ein solches Paradies am Lebersberg entwickeln kann, mussten zunächst Sträucher und Gehölze weichen. Nachdem sich mit reiner Ziegenbeweidung auf dem 3000 Quadratmeter großen Areal nichts ausrichten ließ, gingen die Verantwortlichen Anfang 2022 einen Schritt weiter: Mit schwerem Gerät wurde im Januar der nährstoffreiche Oberboden bis auf die Kalkschicht abgetragen. Gleichzeitig wurden die Gehölze samt Wurzelwerk maschinell entfernt, sodass eine komplett offene Fläche entstanden ist.

Begleitet wird die Maßnahme vom lokal ansässigen Biologen Uwe Barth und der Hessischen Verwaltungsstelle des Unesco-Biosphärenreservats Rhön, das neben seiner Expertise im Bereich Landschaftspflege 10 000 Euro zum Projekt beisteuert. „Mit einem einzigen Eingriff haben wir jetzt die Wiese wieder mähfähig gemacht“, freut sich Rhön-Ranger Joachim Walter, der die Erdarbeiten mitgeplant und betreut hat.

Wann sich die ersten Küchenschellen und andere typische Vertreter der Kalkmagerrasen zeigen, sei laut Uwe Barth, der auch das Monitoring in den nächsten Jahren durchführen wird, schwer zu sagen. Da der Lebersberg schon immer für seine Küchenschellen bekannt gewesen sei – bereits 1868 sei der dortige Bestand von Botanikern als bedeutend eingestuft worden – bestehen gute Chancen, dass noch Samen im Boden schlummern, die schon dieses Frühjahr austreiben. Falls nicht, könne mit gezielten Auspflanzungen nachgeholfen werden. Um den Artenreichtum zu fördern und zu erhalten, muss die Wiese künftig ein bis zwei Mal pro Jahr gemäht werden.

Bei einem gemeinsamen Begehungstermin sicherten Ortsvorsteher Holger Phillipp und Künzells Bürgermeister Timo Zentgraf ihre Unterstützung für das Naturschutzprojekt zu. Nachdem anfangs einige Bürger den Eingriff am Hang kritisch beäugt hätten, seien die Wogen inzwischen dank guter Aufklärung geglättet. Der örtliche Verkehrsverein, als auch die Jugendfeuerwehr hätten schon ihre Bereitschaft signalisiert, bei der Instandhaltung der Fläche mitzuhelfen, berichtete Phillipp. Er bedankte sich auch für die Erlaubnis der HGON das jährliche Hutzelfeuer auf dem Berg stattfinden zu lassen.

Auch Zentgraf lobte die gute Kommunikation der HGON und kündigte an, dass ein geplanter Himmelsschauplatz des Sternenparks Rhön den Lebersberg zusätzlich aufwerten werde. HGON-Vertreter Reinhard Kolb zeigte sich hoch zufrieden mit dem Gemeinschaftsprojekt, dass dank des langjährigen Engagements durch Betreuung und Pflege des Dietershauseners Bernhard Müller ins Rollen gekommen sei. Auch Martin Kremer vom Biosphärenreservat freut sich über die Zusammenarbeit mit der HGON. Das Geld sei gut angelegt, da bei der Umgestaltung ausschließlich Betriebe aus der Region beteiligt waren, so die Mitteilung abschließend.

 
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