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Wechterswinkel
Papierflieger, Holz-Rakete und ein Wehr-Hügel im Kloster Wechterswinkel
Der 'Wehr-Hügel' bringt viele Betrachter zum Nachdenken.
Foto: Klaus-Dieter Hahn | Der "Wehr-Hügel" bringt viele Betrachter zum Nachdenken.
Klaus-Dieter Hahn
 |  aktualisiert: 24.08.2023 04:08 Uhr

Zahlreiche, wahllos über den Boden des Kloster-Innenhofs verstreute Papierflieger. Dazwischen spielende, lachende Kinder, die auch munter auf dem "Sensenmann", der aus Douglasie nachempfundenen Drohne, herumhüpfen. Welch ein wunderbares Bild am Ende der Eröffnung der Ausstellung von Herwig Kemmerich, die den Titel "Anmaßungen" trägt und die nun im Kreiskulturzentrum bis zum 29. September besucht werden kann.

Das Bild mit den am Boden liegenden Kampfjets, Tarnkappenbombern, Abfangjägern usw. nachgebildeten Fliegern aus Papier und den spielenden Kindern passt großartig zu den ausdrucksstarken Werken, die Herwig Kemmerich in den Ausstellungsräumen, aber auch im Innenhof, auf dem Vorplatz und im Skulpturengarten präsentiert und an denen er wochenlang gearbeitet hat. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Skulpturen, Objekte und Zeichnungen als Ergebnis seiner ästhetischen Untersuchungen zu Angriffs-, Verteidigungs- und Fluchtmechanismen sowie -Fantasien.

Vielschichtig, interessant und sehr spannend

Stellvertretender Landrat Bruno Altrichter spricht in seiner Begrüßung, der er dann auch den Werdegang des Künstlers folgen lässt, von einem "Experimentalstatiker" und "Chaoskonstrukteur", der "vielteilige Objekte erschafft, die durch veränderte Proportion, Übersetzung in ein anderes Material und verschobene Betrachtungsebenen gängige Wahrnehmungsmuster hinterfragt". Vielschichtig, interessant, sehr spannend, mahnend und eindrucksvoll sind die ausgestellten Werke, wie "Ellija's Ball", die "Zaunschnitte", die "Mars Invasion" oder auch die überall anzutreffenden "Spikes", die "Panzersperren" nachgebildet sind.

Besonders nachdenklich dürfte das "Diagramm" machen, ein exakt ausgerichteter Würfelblock, der ganz unten aus einigen Schichten Zementplatten, darüber aus zahlreichen Holzscheiten, darüber aus einigen Säcken Pflanzerde und ganz oben aus zwei Schichten Kunstrasen besteht. Darstellen will Kemmerich damit den hohen Anteil an Opfern aus der Zivilbevölkerung im Irakkrieg – hier die Holzscheite – im Vergleich zu den wenigen Aufständischen (Zementplatten), während die Erde die irakischen Truppen und der Kunstrasen die Freunde der Alliierten symbolisieren.

Im Skulpturengarten ist die riesige hölzerne Rakete der Hingucker, aber auch der "Wehr-Hügel", ein vom Künstler eigenhändig mit Schaufel und Schubkarre hergestellter, grasbewachsener Erdhügel (34 Kubikmeter) mit integrierten Eichenholzblöcken, eine "schießschartenartige Architektur". Kemmerich will mit seinen Werken bewusst nicht unterhalten, sondern zum Unterhalten auffordern, die Menschen dazu bringen, sich mit den Werken auseinanderzusetzen. Sein Dank galt insbesondere den Helfern, die ihn beim Aufbau der Ausstellung unterstützten. Intensive Gespräche rund um die Werke wünschte auch Kreiskulturmanagerin Astrid Scherpf.

Ein echter Hingucker im Skulpturengarten: Die hölzerne Rakete.
Foto: Klaus-Dieter Hahn | Ein echter Hingucker im Skulpturengarten: Die hölzerne Rakete.
 
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