Die Corona-Pandemie macht allen zu schaffen. Besonders treffen die Einschränkungen allerdings die Kulturschaffenden und Einrichtungen wie Museen. So auch das Orgelbaumuseum in Ostheim. Wo sich normalerweise Besucher die faszinierenden Instrumente anschauen, ausprobieren und in deren Geschichte eintauchen können, sind im Momente die Räume verwaist. Nichtsdestotrotz geht die Museumsarbeit weiter. "Man hat jetzt auch einmal Zeit dazu, die Ausstellungsräume zu überarbeiten und sich Gedanken darüber zu machen, wie man Ausstellungsgegenstände neu arrangieren kann", sagt Sabine Göbel, die derzeit kommissarisch die Museumsleitung innehat. Diese Arbeit, die oft hinter den Kulissen abläuft und sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, kann jetzt in Ruhe erledigt werden.
Und es galt außerdem, ein Jahresprogramm zu erarbeiten. Dieses steht mittlerweile, auch wenn man nicht weiß, ob Corona dem Ganzen am Ende einen Strich durch die Rechnung machen wird. Aber Sabine Göbel lässt sich davon nicht einschüchtern: "Man muss nach vorne sehen und das Beste aus der Situation machen", sagt sie.
Über zu wenig Arbeit in den vergangenen Wochen kann sie sich auf jeden Fall nicht beschweren. Denn für sie galt es außerdem, sich in das neue Amt einzuarbeiten. Seit 1. März ist sie kommissarische Museumsleiterin. Ihr Vorgänger, Jörg Schindler-Schwabedissen, hatte Ende Januar plötzlich gekündigt und ist mittlerweile weggezogen. "Aufgrund der Pandemie konnte er sich seine berufliche Zukunft nicht mehr im Orgelbaumuseum vorstellen", erläutert sein Bruder, Christoph Schindler, der Vorsitzender des Orgelbaumuseums Schloss Hanstein e.V. ist.
Jahresprogramm in kürzester Zeit geplant
Es war keine leichte Zeit für Sabine Göbel, die seit drei Jahren Mitarbeiterin im Museum ist und bisher für den Kassenbereich sowie den Souvenirshop zuständig war. In enger Zusammenarbeit mit der Vorstandschaft des Trägervereins konnte die Mammutaufgabe gemeistert werden, in nur vier Wochen ein anspruchsvolles Jahresprogramm zu erstellen. Dabei wurde darauf geachtet, viele hochwertige Veranstaltungen anzubieten. "Aufgrund der Pandemie sind etliche Freiluft-Veranstaltungen geplant. Wir hoffen, diese leichter umsetzen zu können als Konzerte in den eher kammermusikalischen Räumlichkeiten des Museums", sagt sie. Trotz aller Schwierigkeiten hat man sich bemüht, ein ansprechendes Programm auf die Beine zu stellen. Und wenn man den Veranstaltungsflyer durchblättert, der mittlerweile erschienen ist, so sieht man, dass dieser Anspruch umgesetzt werden konnte.
Trotz Corona kam in der Pandemie ein echtes Highlight zur umfangreichen und beeindruckenden Museumssammlung hinzu. Seit neuestem ziert eine 1672 erbaute Orgel aus der Kapelle in Schloss Neunhof bei Nürnberg die Sammlung. "Gemeinsam mit dem Altar und der Kanzel der Kapelle wird sie in den nächsten Jahren hier nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören sein", freut sich Christoph Schindler, der den Kontakt zur Stiftung Schloss Neunhof als Leihgeber vermitteln konnte. Die Orgel wird für die nächsten Jahre klingender Bestandteil der Führungen sein - sobald diese wieder erlaubt sein werden. Außerdem ist geplant, dass das Instrument im Rahmen des Thüringer Orgelsommers am 18. Juli in der Markthalle in Ostheim zu hören sein wird. Ganz unter dem Motto: "Klein, aber sehr fein - Konzert für drei Orgelpositive". "Ein hochrangiges Konzert-Event, um das es überaus schade wäre, wenn es Corona zum Opfer fallen würde", sagt die kommissarische Museumsleiterin.
Bis es so weit ist, laufen im Hintergrund die Vorbereitungen weiter. So ist die Harmonium-Ausstellung noch nicht ganz vollständig. Hierfür müssen noch Texte geschrieben werden. Außerdem soll der Raum noch etwas wohnlicher gemacht werden. Wenn man ihn betritt, begegnen einem Harmonien aus der Gründerzeit und dem Jugendstil sowie dem Biedermeier. Nicht nur der Orgelfreund wird daran seine Freude haben, wenn alles fertiggestellt sein wird. Daneben gibt es in einem Museum aber auch ganz profane Dinge zu erledigen. So muss das Haus unterhalten und die Instrumente gepflegt werden. "Hierfür hat man jetzt etwas mehr Zeit", sagt Christoph Schindler.
Die Pandemie belastet auch finanziell
Doch auch finanziell sind die Beschränkungen der Pandemie für ein so kleines Museum wie das in Ostheim belastend. "In guten Zeiten bestreiten wir einen erheblichen Teil der Kosten aus den Eintrittsgeldern, die jetzt natürlich wegfallen", führt der Vorsitzende des Orgelbaumuseums aus. An den laufenden Kosten beteiligen sich auch der Landkreis und die Stadt Ostheim, von wo man sehr gute Unterstützung erhält. "Normalerweise finden im Jahr bis zu 90 Führungen statt, die Geld einbringen. Bereits im letzten Jahr ging das pandemiebedingt stark zurück", sagt Schindler.
Und an zukünftigen Veranstaltungen wird schon gefeilt. So strebt Sabine Göbel die Zusammenarbeit mit Künstlern an, die in den Museumsräumen ihre Werke präsentieren sollen. "Außerdem ist gerade ein Museumsführer in Arbeit, der grundlegenden Einblick in die Sammlung des Hauses und die Geschichte des diesjährigen Instrumentes des Jahres sowie der 400-jährigen Orgelbautradition in Ostheim geben wird", informiert Christoph Schindler.
Kulturgenuss für Orgelliebhaber
An Freude und Einsatzbereitschaft fehlt es im Orgelmuseum jedenfalls nicht. Dennoch hofft man hier, dass man in den Räumen und darüber hinaus bald wieder regulär Veranstaltungen anbieten kann. Und sollte sich das alles noch ein wenig hinziehen: Die Konzepte wie beim Tag der Offenen Tür zum internationalen Museumstag am 16. Mai, nämlich ein Konzert bei offenem Fenster zum Lauschen vor dem Museum, bieten doch auch Kulturgenuss für Orgelliebhaber. Denn die Königinnen der Instrumente, wie die Orgeln bezeichnet werden, sind eben nicht nur zum Anschauen gedacht, sondern vor allem zum Zuhören.
Weitere Informationen zu den Veranstaltungen im Orgelbaumuseum Schloss Hanstein in Ostheim finden sich unter https://www.orgelbaumuseum.de/.