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Trappstadt
Oslo, Lillehammer, Oberhof, Turin: Rhön-Grabfelder besuchte 120 Biathlon-Großereignisse an elf europäischen Orten
Hans-Witho von Ponickau aus Trappstadt begleitet das Großevent seit vier Jahrzehnten. Für ihn ist kein Ort zu weit – sogar ein Plan für Olympia 2026 steht bereits.
Hans-Witho von Ponickau und sein treues Gefährt, das kleine Wohnmobil: Unübersehbar die Connection Trappstadt - Norwegen. Er besuchte bereits 120  Biathlon-Ereignisse in elf verschiedenen Ländern.
Foto: Rudi Dümpert | Hans-Witho von Ponickau und sein treues Gefährt, das kleine Wohnmobil: Unübersehbar die Connection Trappstadt - Norwegen. Er besuchte bereits 120  Biathlon-Ereignisse in elf verschiedenen Ländern.
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Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 14.03.2025 02:39 Uhr

Zur Erklärung seines Namens vorweg: Hans-Witho von Ponickau entstammt einem sächsisch-meißnischen Adelsgeschlecht, das erstmals 1301 mit "Witego de Punickow" erwähnt wird. Mit seiner Mutter wurde er 1950 als kleiner Junge vom Gutshof in der Oberlausitz, dem sogenannten "Rittergut Pohla", 500 Jahre im Familienbesitz, im Zug der "Bodenreform", mehr oder weniger vertrieben.

Hans-Witho von Ponickau wieder mal daheim in seinem Garten in Trappstadt.
Foto: Rudi Dümpert | Hans-Witho von Ponickau wieder mal daheim in seinem Garten in Trappstadt.

Sie landeten erst in Burgsinn, später in Coburg. Dabei entstand womöglich in ihm der lebenslängliche Drang, immer unterwegs zu sein. "Aber alles andere als Reisetourismus", erklärte er in einem langen Gespräch, "irgendwie war ich immer Einzelkämpfer." Zunächst absolvierte er eine landwirtschaftliche Lehre mit Abschluss, arbeitete dann acht Jahre als Zeitsoldat bei der Bundeswehr, wo die Mobilität zum Unterwegs-Sein dazu kam. Er machte den Lastwagen- und später den Bus-Führerschein, war neben seinem Studium Lastwagen-Fahrer bei einer Spedition und viele Jahre nebenberuflich Busfahrer als mobile Reserve.

Senior reist durchschnittlich dreimal pro Jahr nach Norwegen

Seit der heute 81-Jährige 1970 das erste Mal mit dem Wohnwagen Urlaub in Vikedal am Vinda-Fjord in Norwegen in der Nähe von Stavanger machte, ließen ihn dieses Land und die allgemeine Reiselust nicht mehr los – bis heute. Europa hat von Ponickau mehrmals vom Ätna in Silzilien, wo seine Tochter Manuela lebt, bis Nordnorwegen und von der Provence in Frankreich bis zu den Masuren in Polen bereist. Manchmal in Begleitung von Familienangehörigen oder Bekannten in seinem großen Wohnmobil, seit etwa zehn Jahren meist alleine im kleinen.

Magdalena Neuner fuhr zum WM-Sieg im Sprint, Hans-Witho von Ponickau aus Trappstadt war live dabei.
Foto: Rudi Dümpert | Magdalena Neuner fuhr zum WM-Sieg im Sprint, Hans-Witho von Ponickau aus Trappstadt war live dabei.

Seit 55 Jahren besucht er durchschnittlich dreimal im Jahr, regelmäßig von Juni bis August, seine "dritte Heimat" Norwegen – macht 165 mal 3400 Kilometer. Wenn er dort oben ankommt, heißt's, "der Deutsche ist wieder da", zurück in Trappstadt, "oh, der Norweger ist auch wieder mal da." Längst wohnt er in Norge nicht mehr im Reisemobil, sondern seit 2001 in seiner "Hytte". Die hat er sich eigenhändig auf einem Felsen mit Blick auf den Vinda-Fjord gebaut, das Grundstück in Erbbaurecht auf 88 Jahre von einem benachbarten Bauern gepachtet. In der Gegend, die wie der Bauer heißt – Rönnevik. Dorthin verzog er sich auch zu Corona-Zeiten, "ohne Maske und Einschränkungen, aber auch ohne Kontakte."

Freundschaft mit Sven Fischer und anderen Größen der Szene

Geht so etwas in dem Alter? Hans-Witho von Ponickau ist körperlich nicht annähernd mit einem Durchschnitts-Achtziger zu vergleichen. Er ist topfit, kann kaum langsam laufen. Wenn er was mal schnell holt, federt er ab wie ein Jogger. Er ist alles andere als ein Eigenbrötler, sondern umgänglich und aufgeschlossen, kreativ, humorvoll und kritisch.

1985 kam ein weiteres Schlüsselerlebnis seines Lebens dazu. Am 12. Januar besuchte er zusammen mit drei Kumpels, unter ihnen der Autor dieses Artikels, mit Visum per Kleinen Grenzverkehr, den Biathlon-Weltcup in Oberhof. Es war die Glanzzeit von Peter Angerer und Fritz Fischer. Sie lernten eine Familie Fischer kennen: Helga und Willi, die Eltern von Sven Fischer, damals zwölf Jahre alt, und späteren Schwiegereltern von Frank Luck, beide mehrfache Olympiasieger und Weltmeister. Man traf sich in Schmalkalden zum Kaffeetrinken, und es entstand eine Biathlon-Freundschaft, die bis heute gehalten hat.

Mit der Folge, dass sich für den Autor und von Ponickau zahlreiche Besuche von Biathlon-Großereignissen anschlossen. Beim einen sind diese Reisen Vergangenheit, bei Hans-Witho sind drei bis vier pro Winter die Regel. Ende März geht’s wieder zum Holmenkollen nach Oslo. Er hat sogar Pläne, neue Weltcup-Orte wie Le Grand-Bornand in Frankreich anzusteuern, an denen er noch nicht war.

Mit dem Wohnmobil, teils Marke Eigenbau, bereiste er die letzten 40 Winter rund 120 Biathlon-Großereignisse an elf verschiedenen Orten bei Weltcups, Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen: In Oberhof und Ruhpolding, in Oslo und Lillehammer (Norwegen), Kontiolahti (Finnland), Östersund (Schweden), Nove Mesto (Tschechien), Pokljuka (Slowenien), Hochfilzen (Österreich), Antholz und Turin/Sansicario (Italien) sowie vor zwei Wochen bei der diesjährigen WM in Lenzerheide (Schweiz).

2026 will von Ponickau zu Olympia nach Antholz

Besondere Erlebnisse? Da leuchten seine Augen: "Hast du viel Zeit?" Das beginne schon bei seinem Tagesablauf. Möglichst früh raus und aktiv in die Langlaufloipe, in abgelegtem Biathlon-Outfit von Fischer und Luck, "ganz nahe an den Sportlern, die mittags ihren Wettkampf haben." Mittagessen im Wohnmobil, das irgendwo ganz nahe an der Strecke steht, mit Blick auf die Videowand. "Früher Vogel fängt den Wurm. Wer bald da ist, bekommt solche Vorzugsplätze. In dem Trubel im Stadion, das wär´ nix für mich." Schon gar nicht ins Bierzelt. Und nach der Siegerehrung wieder selber in die Loipe. "Am liebsten in Oslo und Hochfilzen, da sind sie nachts beleuchtet." Mehr Sympathien für die Deutschen oder Norweger? "Wenn Deutsche keine Medaillen holen, dann wenigstens für die Norweger."

So sieht sie manchmal morgens aus, Hans-Witho von Ponickaus Übernachtungsmöglichkeit im Wohnmobil.
Foto: Hans-Witho von Ponickau | So sieht sie manchmal morgens aus, Hans-Witho von Ponickaus Übernachtungsmöglichkeit im Wohnmobil.

Besondere Erinnerungen hat er an die WM 2008 in Östersund. "Herrliche Winterlandschaft, jede Menge Medaillen für Andrea Henkel, Magdalena Neuner und Co. Den Siegerehrungs-Strauß von Andi Birnbacher aufgefangen und aufs Grab eines Bekannten in Vikedal gelegt", sprudelt es aus ihm heraus. "Einen Lehrer kennengelernt, der mit seinem Schüler-Chor 23 Nationalhymnen eingeübt hatte und dann nur die von Deutschland, Norwegen und Russland zu singen waren. Selber die Nationalhymne mitgesungen. Die Gänsehaut spüre ich heute noch."

Von Ponickaus Plan für nächsten Winter: "Olympia 2026 in Antholz. Der Bauernhof nahe der Biathlon-Strecke wartet schon auf mein Wohnmobil."

Hans-Witho von Ponickau

Hans-Witho von Ponickau ist 81 Jahre alt, in der Oberlausitz im Dreiländereck Deutschland/Polen/Tschechoslowakei geboren und in einem Gutshof aufgewachsen. Nach der Enteignung in Folge der Bodenreform in den 1950er-Jahren, der Vater war bis 1959 in russischer Gefangenschaft, siedelte die Mutter mit ihm nach Bayern um. Nach der Mittleren Reife und dem Pädagogik-Studium heiratete er seine Frau Elise, kam so nach Trappstadt und als pädagogischer Assistent, später Förderlehrer, für 29 Jahre bis zu seiner Pensionierung an die Volksschule Bad Königshofen. Er hat fünf Töchter und einen Sohn, acht Enkel und vier Urenkel.
Quelle: rd
 
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