Es war ein langer und steiniger Weg, den die Wegfurter in den letzten Jahren für ihr Herzensanliegen, den Bau der Ortsumgehung der B 279, gegangen sind. Die Bürgerinitiative UmWeg ist nun sicher, nach neun Jahren intensivster Bemühungen ihr angepeiltes Ziel bald erreichen zu können. Termin für den ersten Spatenstich ist an diesem Donnerstag, 27. Juli, um 12.15 Uhr. Treffpunkt ist am Parkplatz neben dem Friedhof.
Mit der Aufstellung der Wegfurter Bürgerliste zu den Kommunalwahlen 2008 und einer darauf folgenden Informationsversammlung unter der Leitung des damaligen Stadtrates Dieter Sturm bildete sich eine Arbeitsgruppe „Umgehungsstraße“, die die Maßnahmen bündeln sollte, den Wunsch der Wegfurter nach einem verkehrsberuhigten Innerort in die Öffentlichkeit zu tragen. Als Sprecher der Initiative schenkten sie Andreas Griebel und Klaus Kleinhenz ihr besonderes Vertrauen.
Mit der A 71 fing alles an
Die Forderung nach einer Umgehung gab es schon viel früher, nämlich als es absehbar war, dass die neue A 71 wegen der Verbindung zur A 9 über die B 279 und der Einführung der LKW-Maut mehr Schwerlastverkehr ins Dorf bringen würde. Nachdem Oberweißenbrunn die Umgehung geschafft hatte, war Wegfurt nun die einzige Ortschaft auf bayerischer Seite der B 279, die zwischen den beiden Autobahnauffahrten keine Umgehung hatte. Mit einer Unterschriftensammlung ging die frisch gegründete Interessengemeinschaft 2008 an die Arbeit. Der Erfolg war überwältigend. 96 Prozent Zustimmung waren ein besonderes Signal, mit dem man sowohl bei den politisch Verantwortlichen als auch beim Staatlichen Bauamt Schweinfurt punkten konnte. Dazu wurde eine Verkehrszählung durchgeführt, die die erheblichen Belastungen verdeutlichte. In einer Infomappe der BI wurden die vorhandenen Probleme des starken Verkehrs, des Lärms und der übermäßigen Abgasbelastung beschrieben.
Alle wurden in ein Boot geholt
Zielsetzung war „Raus aus dem weiteren Bedarf und rein in den vordringlichen Bedarf“ und somit einer Verbesserung der Lebensqualität. Hierzu sollten alle Kommunal-, Landes- und Bundespolitiker parteiübergreifend als Unterstützer gewonnen werden.
In der Folgezeit machte eine Vielzahl an Politikern aus Bund und Land Station in Wegfurt, angeführt von den beiden Bundesverkehrsministern Wolfgang Tiefensee und wenig später Peter Ramsauer, von Staatsminister Eberhard Sinner und von Staatssekretären bis hin zu den Abgeordneten der gesamten Region. Alle waren nicht minder erstaunt, dass der Aktionismus der Wegfurter nicht auf Protest gebürstet wurde. Alle Aktionen wurden sehr gut durchdacht und keinesfalls darauf ausgelegt, den Verkehr im Dorf selbst zu behindern. „Das hat uns sehr viel Sympathien auf allen politischen Ebenen eingebracht“, ist Andreas Griebel auch jetzt noch ganz sicher.
Günther Beckstein ließ anhalten
Den einzigen Stau hat es gegeben, erinnert sich Griebel schmunzelnd, als der damalige Bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein auf seiner Wahlkampftour – mit seinem Bus vom Missiocamp in Haselbach kommend – mitten auf der Hauptstraße anhalten ließ, um die Wegfurter zu begrüßen. „Die damalige Plakataktion hat richtig Eindruck gemacht“, ist sich Griebel sicher.
Anhand einer Umweltverträglichkeitsstudie konnte das Negativprädikat eines ökologischen Risikos für die gewünschte Nordtrasse schließlich ausgeräumt werden. In einer eigens einberufenen Versammlung hieß es dann vom Leiter des Staatlichen Bauamtes Holger Bothe: „Vorfahrt für die Nordvariante.“
Pfiffige Aktionen
Die Aktionen der Wegfurter in der Folgezeit waren vielfältig. Da gab es eine Aktion „Luftpost für Berlin“, als Kinder Luftballons steigen ließen, da wurde eine „Gehsteig kehren“-Aktion durchgeführt, ein Fotostudio direkt an der Dorfstraße mit einer Briefaktion wurde eingerichtet, ein Weihnachtswunschbaum aufgestellt. Sogar ein kurzes Theaterstück, von den Kindern aufgeführt, wurde staunend aufgenommen, wobei die Wegfurter dann auch spontan zu einem Besuch des Verkehrministeriums nach Berlin eingeladen wurden.
Auf der nun festgelegten Trasse wurden am sogenannten Fackelsonntag Feuer entzündet, wobei sich die Böllerschützen besonders „lautstark“ einbrachten.
In der Zwischenzeit war auch das Staatliche Bauamt tätig gewesen, welches immer zeitnah die entsprechenden Planungen auflegte, um immer ein Argument zu haben, bei jeglicher sich passender Gelegenheit mit einem fertigen Konzept präsent sein zu können.
Auch in Sachen Lärmschutz ließen die Wegfurter nicht locker
Auch in Sachen Lärmschutz ließen die Wegfurter nicht locker. Gemeinsam mit der Stadt Bischofsheim und dem Staatlichen Bauamt wurde schließlich eine einvernehmliche Lösung gefunden, sodass der Weg frei war, um das Planfeststellungsverfahren in Gang zu setzen. Das war vor drei Jahren. Im März 2016, einige Tage vor der Bekanntgabe des neuen Bundesverkehrswegeplanes bekam die Initiative Besuch von der Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, Dorothee Bär. Schon hier ahnten die Wegfurter, dass ihr sehnlichster Wunsch, die Umgehung in den dringlichen Bedarf zu stufen, erreicht sei.
„Nur gemeinsam sind wir stark“
Und tatsächlich. Am 16. März 2016 konnten die Wegfurter ihre Freudenluftballons endlich steigen lassen. Der entscheidende Schritt war getan. Genau ein Jahr später, im März 2017, lag der Planfeststellungsbeschluss mit der Baufreigabe vor. „Die viele Arbeit hat sich gelohnt“, Andreas Griebel und Klaus Kleinhenz und die Mitglieder der BI sind erleichtert und weisen immer wieder auf die Unterstützung der Bürger hin, die alle Aktionen regelmäßig und in großer Zahl unterstützt haben. Das Motto „Nur gemeinsam sind wir stark“ stand immer im Vordergrund.