Als ein deutsches und europäisches Juwel bezeichnete Landrat Thomas Habermann bei der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Verkehr, Kultur und Tourismus in Bad Neustadt das Orgelbaumuseum Ostheim. "Wenn man in Google Orgelbaumuseum eingibt, gibt es nur das Ostheimer", sagte der Landkreischef. Der Landkreis Rhön-Grabfeld unterstützt die Einrichtung mit einem jährlichen Zuschuss. Deshalb habe man Gerhard Schnupp (Vorsitzender des Trägervereins Ostheimer Orgelbaumuseum), gebeten, den Ausschussmitgliedern das Orgelbaumuseum vorzustellen. In diesem Zusammenhang bedankte sich der Landrat für das ehrenamtliche Engagement, das seit vielen Jahren hier geleistet wird. Immerhin wurden seit Eröffnung des Museums rund 170 000 Besucher gezählt.
Gerhard Schnupp berichtete, dass das Museum sich im Hanstein'sche Schloss befindet, das 1988 mit finanzieller Unterstützung des Freistaates Bayern grundlegend saniert wurde. Geplant war ein "Thüringer Museum". Dies zerschlug sich, als sich 1989 die Grenzen öffneten. So entstand die Idee, die über 400 Jahre in Ostheim nachweisbare Kunst des Orgelbauens in einem Museum im Hanstein'schen Schloss darzustellen.
40 verschiedene Orgeln zeigt das Museum
Zusammen mit den beiden Ostheimer Orgelbaumeistern Horst und Günter Hoffmann und Kirchenmusikdirektor Jürgen-Peter Schindler wurde ein Museumskonzept entwickelt, das noch heute Gültigkeit hat. 1993 gründete sich der Trägerverein Ostheimer Orgelbaumuseum, der aktuell 83 Mitglieder zählt. Heute besitzt das Orgelbaumuseum Ostheim 40 verschiedene Orgeln und Harmonien der verschiedensten Epochen. Die Instrumenten- und Orgelteilesammlung der Ostheimer Orgelbaufamilien Hoffmann und Markert bildete die Grundlage für den Aufbau des Orgelbaumuseums. Neben vielfältigen Orgelexponaten stellte die Familie Hoffmann zwei historische Orgelmacher-Werkstätten zur Verfügung.
Mit interessanten Themen wie "Die Orgel und der Wein", vielen Orgelpfeifen, die auch von den Besuchern selbst zum Klingen gebracht werden können und Museumskonzerten wurde ein "lebendiges und klingendes Museum" geschaffen. 17 Jahre lang führte Sigruth Strobel das Museum, ihr folgte ab September 2011 Jörg Schindler-Schwabedissen. Dieser stellte nun sein Amt zur Verfügung. Aktuell ist das Museum deshalb auf der Suche nach einem Museumsleiter oder einer Museumsleiterin in Teilzeit.
Personal- und Heizkosten schlugen am meisten zu Buche
Europäische Fördermittel aus dem Programm Leader plus, die Unterstützung des Freistaats Bayern, des Bezirks Unterfranken, des Landkreises Rhön-Grabfeld und der Stadt Ostheim ermöglichten 2006 bis 2008 eine grundlegende Neupräsentation der Sammlung. Die Führungen pendelten sich seitdem bei einer Anzahl von 70 bis 80 pro Jahr ein, hinzu kamen zwischen 15 und 20 Konzerte.
Der größte Posten im Haushalt sind die Personal- und Heizkosten mit rund 80 000 Euro pro Jahr. Ein Einbruch kam durch Corona im vergangenen Jahr, als keine Führungen mehr möglich waren und lediglich 1800 Euro an Eintrittsgeldern zusammen kamen. Hier sei man deshalb mehr denn je auf die Unterstützung der Stadt Ostheim und des Landkreises Rhön-Grabfeld angewiesen.
Wann starten die Bauarbeiten für das Schülerwohnheim?
Laut Gerhard Schnupp ist für dieses Jahr ein Open-Air-Konzert und damit ein Neustart mit Museumsführungen, falls dies möglich wird. Derzeit ist im Museum eine Orgel aus der Veit-Stoßkapelle in Nürnberg ausgelagert. "Sie ist für die kommenden drei Jahre bei uns, da die Kapelle in Nürnberg restauriert wird. Es sollen auch entsprechende Konzerte angeboten werden." Landrat Thomas Habermann versprach, dass man nach Corona eine Führung mit den Ausschussmitgliedern im Museum einplanen könnte, dann wolle man natürlich auch Orgelmusik hören. Noch einmal verwies er auf das "Haus mit nationaler Bedeutung" , wozu auch die Ostheimer Kirchenburg zähle.
Bei der Zusammenkunft des Ausschusses für Wirtschaft, Verkehr, Kultur und Tourismus in Bad Neustadt fragte Kreisrat Egon Friedel außerdem nach dem Fortschritt beim geplanten Schülerwohnheim in Bad Neustadt. Das sei zunächst zurückgestellt, sagte der Landrat und verwies auf Gespräche mit der Regierung von Unterfranken. Hier wird ein Betriebskonzept gefordert, weshalb man in Karlstadt eine ähnliche Einrichtung, ein von Kolping geführtes Haus, besichtigte. Dieses Konzept könnte man in Bad Neustadt umsetzen. Notwendig wird aber auch ein Betreiber. Der Landrat sprach deshalb von einem Baubeginn erst im Jahr 2022.
Es fehlt an einem Ansatz für die Förderung
Diskussionen entstanden über Zuschüsse für Kulturschaffende aus dem Corona-Haushaltstitel des Landkreises. "Wir haben uns schon viele Gedanken gemacht, aber wo sollen wir anfangen, wo aufhören?" Es gebe keinen vernünftigen Ansatz für eine Förderung. Es gehe um die Frage, wer es am meisten braucht, um die gröbsten durch Corona verursachten Probleme, abzumildern. Der Hilfsgedanke sei vorhanden, sagte der Landrat. Gefördert wurde bislang im Bereich Sportfördermittel. Der Corona-Zuschuss mit rund einer Million wird auch im Haushalt 2021 wieder eingestellt.
Egon Friedel sprach die Notwendigkeit von Förderrichtlinien an. Zu Zuschüssen für Schwimmbäder verwies Landrat Thomas Habermann auf das Gleichstellungsproblem, da diese Einrichtungen in öffentlicher Hand sind und so auch gefördert würden. Kreisrat Egon Sturm nannte die Mittel für Theater und Mundart an, die um die Hälfte auf 5000 Euro gekürzt wurden. Der Landrat und Ausschuss entschieden, die Summe wieder auf 10 000 Euro hoch zu setzen.
Michael Eisenmann verwies auf Zuschüsse für das Orgelbau- und Rhönmuseum sowie das Museumsdepot in Mellrichstadt. Verschoben wird die Sanierung der Bahnbrücke bei Stockheim. Vorgesehen ist wieder ein Investitionszuschuss für das Schullandheim Bauersberg sowie für die Landkreisentwicklung.