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FLADUNGEN
Oldtimer und Modenschau bei den „Fladungen Classics“
Eine ganze Stadt auf Zeitreise: Die Fladunger und ihre Gäste feierten ein Fest mit Oldtimern, schrägen Typen und originellem Programm.
Steffen Standke
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 11.12.2019 15:06 Uhr

Es war 1952, da gelangte Kurt Grohmann in den Besitz einer Kniehose, einer Knickerbocker. Vier Jahre, von 1954 bis 1958, fuhr er damit von Rüdenschwinden nach Sondheim, sommers wie winters. Dann wurde ihm das gute Stück für den Alltag zu schade; es wanderte in den Schrank. Ein Glück, denn regelmäßig zu den Fladungen Classics zieht es der heute 80-Jährige wieder an. Und nur dann. Ein Mosaiksteinchen für ein Fest, das auch dieses Jahr großartig war: tolle Oldtimer, schräge Typen in ausgefallenen Kleidern, ein originelles Programm in entspannter Atmosphäre.

Kurt Grohmann und sein Enkel Florian aus Oberfladungen gehörten zu denjenigen, ohne die bei den Fladungen Classics gar nichts geht. Beide arbeiteten als Einweiser für die Motorradgasse, präsentierten die Zweiradwerkstatt. Wie gesagt: Grohmann Senior trug die Original-„Dienstkleidung“ eines Motorradfahrers der 1930er- bis 1950er-Jahre – Knickerbocker mit Hosenträger, helles Hemd mit gestärktem Kragen, Schiebermütze. Doch Enkel Florian stand ihm in nichts nach. „Mein Outfit hat die Oma geschneidert“, so der 16-Jährige. Und das passte wunderbar zu der Zündapp DB 200 von 1936 und der BMW R 24, die die beiden stolz präsentierten.

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So sind sie, die Fladungen Classics: Oldtimer, die nachweislich Baujahr 1975 oder am besten noch viel älter sind. Und Menschen, die sich im Stil der 50er, 60er oder frühen 70er Jahre anziehen. Ob das Outfit wirklich aus der Zeit stammt, erscheint zweitrangig. Hauptsache, es erregt Aufmerksamkeit.

So wie bei Gerhard Breitschädel und Manuela Ringel. Die beiden reisten extra aus Mering bei Augsburg an. Er trug weiße Baumwollhose, rosa Hemd und Schiebermütze. Nichts, was es heute nicht im Laden zu kaufen gäbe. Dafür mochte es Ringel richtig alt. Ihr schwarzes Burlesque-Kleid hatte sich die Besucherin im vergangenen Jahr bei den Classics gekauft. Eigentlich wurde so etwas eher Anfang des 20. Jahrhunderts getragen.

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Egal war's bei der Veranstaltung, die längst vergangene Jahrzehnte fühlbar machen soll. Und zwischen den Fachwerkkulissen Fladungens ihren eigenen Charme entwickelte. Mit bewährten Anziehungspunkten wie dem Scheunenkino, bei dem man sich selbst alte Autowerbung gerne anschaut, dem Schrottplatz mit „schlafenden Schönheiten“, der an zentraler Stelle im Ort viel Beachtung fand – und den Bands, die sogar Songs von Michael Jackson in Rock'n'Roll-Stil kleideten.

Apropos Kleidung. Damit nahm es Anne Biendara, Partnerin von Classics-Chef Andreas Hoch, ganz genau. Wollten sie und ihre Models aus Fladungen den Besuchern doch zeigen, was in Ost und West vor 40 bis 50 Jahren so getragen wurde. Und da mussten natürlich Originale her. Eine gelungene Schau mit viel Musik und einem Hochzeitskleid als Höhepunkt, das einst Lotte Lang vom gleichnamigen Fladunger Kaufhaus getragen hatte.

Bevor es zum Auftritt von Bill Ramsey ging (wir berichten in der Dienstagsausgabe), bedauerte Anne Biendara noch, dass so wenig Mode aus den 50er Jahren bei der Schau dabei war: „So etwas ist kaum mehr zu bekommen.“

Rockabilly: Viele Bands sorgten bei den Fladungen Classics für Stimmung.
Foto: Junker | Rockabilly: Viele Bands sorgten bei den Fladungen Classics für Stimmung.

Auch der Stoff von Kurt Grohmanns Knickerbocker wird nach sechs Jahrzehnten brüchig. Die Hose landet aber dennoch wieder im Schrank – bis zu den nächsten Fladungen Classics.

 
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