Die Friedenswallfahrt in Merkershausen zeigte wieder einmal den Schwund bei den Soldaten- und Kriegerkameradschaften. Zwar sah man mehr als zehn Fahnenabordnungen, aber wenige Mitglieder der Kameradschaften. Waren es im Jahr 2016 noch 132 Kameradschaften, so verringerten sich die Zahl aktuell auf 112.
Der Schwund werde anhalten, sagt der Bezirksvorsitzende des Bayerischen Soldatenbundes (BSB), Franz Sennefelder aus Schwebheim. Dass immer mehr Reservisten- und Soldatenkameradschaften aufgelöst werden müssen, sei unter anderem auf die Aussetzung der Wehrpflicht und das Desinteresse der Bevölkerung zurückzuführen. Das führe dazu, dass es keine neuen Mitglieder mehr gebe, "sodass landauf und landab die Kameradschaften aus Altersgründen und fehlender Neuzugänge aufgelöst werden."
Es fehlt an Nachwuchs
Helmut Luff, Ortsvorsitzender der Soldatenkameradschaft Bad Königshofen, kennt den Mitgliederschwund aus eigener Erfahrung. "Unsere Mitglieder werden immer älter und es fehlt an jungen Interessierten." Seine Überlegungen gehen deshalb bereits dahin, eventuell mit der Soldatenkameradschaft Merkershausen zu fusionieren. "Nur so könne man den Verband noch einige Jahre weiterführen."
Die Kameradschaft Bad Königshofen hat aktuell noch 17 Mitglieder, Merkershausen an die 80, wobei das Durchschnittsalter zwischenzeitlich bei 75 Jahren liegt. So geht es auch vielen anderen Ortsvereinen. Das sagt auch BSB-Kreisvorsitzender Günter Neundorf aus Merkershausen. Er weiß von Kameradschaften, die sich abgemeldet haben oder sich bereits mit dem Gedanken tragen, den Verein nicht mehr weiterzuführen. Erfreulich sei, dass sich gerade in den kleinen Ortschaften die Kameradschaften noch halten, sagt Neundorf. Sein Blick in die Zukunft? "Wir müssen mit dem zufrieden sein, was wir noch haben und halten können."
Kameradschaft von Großwenkheim aufgelöst
Was aber tun, wenn nach und nach die Mitglieder immer weniger werden? In Großwenkheim hat man vor wenigen Wochen die Reißleine gezogen und die Kameradschaft aufgelöst. Das auf dem Konto vorhandene Guthaben wurde nach und nach in Projekte investiert, so unter anderem in die Restaurierung des örtlichen Kriegerdenkmals und die Kriegergedächtniskapelle.
Die historische Fahne und schriftliche Unterlagen gingen an die Stadt Münnerstadt. Allerdings mit dem Hinweis, dass, sollte die Kameradschaft eines Tages wieder aufleben, Fahne, Protokollbuch und Schriftstücke an diese zurückgegeben werden. Bezirksvorsitzender Franz Sennefelder verweist in diesem Zusammenhang auch auf die teils historischen Fahnen oder auch Auszeichnungen, die in den einzelnen Kameradschaften noch vorhanden sind.
Verantwortlich für Kriegsgräbersamlung
Das konnte man bei der Friedenswallfahrt in Merkershausen feststellen. Die Kameradschaften treten unter anderem am Volkstrauertag, bei Beerdigungen von Mitgliedern oder bei Festumzügen und kirchlichen Veranstaltungen an die Öffentlichkeit. Helmut Luff nennt in diesem Zusammenhang Bad Königshofen, wo die ältere, historische Fahne bereits im Rathaussaal in die dort vorhandenen Fahnen eingereiht wurde. "Die neuere Fahne wird bei Veranstaltungen, wie auch in Merkershausen bei der Friedenswallfahrt, mitgetragen." Allerdings haben die Fahnenträger auch hier ein entsprechendes Alter, sodass sie nicht immer einen Festzug begleiten können. Ein "harter Kern" trifft sich noch regelmäßigen zum monatlichen Stammtisch.
Soldaten-Reservistenkameradschaften sind aber auch für die Kriegsgräbersammlung verantwortlich. Nachdem dies nicht mehr von den Mitgliedern vorgenommen werden kann, wird dies in Bad Königshofen mit dem katholischen Pfarramt durchgeführt. Aktuell gibt es im Bezirk Unterfranken 112 Kameradschaften mit 5535 Mitgliedern, bereits im kommenden Jahr sind es nur noch 108 mit 5433 Mitgliedern, bedingt durch Abmeldungen, erklärt Bezirksvorsitzender Sennefelder.