
Die Idee, Holunder in der Region anzubauen, kam von Bionade-Chef Peter Kowalsky und dem Ostheimer Bio-Landwirt Martin Ritter. "Weshalb soll ich den Holunder Hunderte von Kilometern anfahren lassen, wenn ein Anbau sozusagen vor der Haustür möglich ist?", fragte Kowalsky, für den neben den ökologischen Anbaukriterien auch der regionale Aspekt zählt. "Lieber bezahle ich etwas mehr beim Einkauf und weiß, woher meine Zutaten kommen".
Als Ritter von der Größenordnung hörte, die das expandierende Unternehmen an Rohstoffen für die Getränkeherstellung benötigt, wurde ihm klar, dass davon der ganze Landkreis profitieren könnte, vorausgesetzt, der Holunder-Anbau gelingt.
Ein Netzwerk kann es schaffen
"Wir wussten, dass die Realisierung des Projektes nur im Rahmen eines Netzwerkes in Zusammenarbeit mit mehreren Beteiligten möglich ist", so Kowalsky. Schließlich kontaktierte man Michael Geier, den Leiter der bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön, Michael Diestel, den BBV-Kreisgeschäftsführer, und Johann Giglhuber vom ALF.
"Es gibt zwar jede Menge wilden Holunder in unserer Gegend, doch ein Anbau mit Kulturpflanzen ist bisher noch nie versucht worden", so Geier. Dennoch sieht er für das Rhöner Vorhaben gute Perspektiven. Pro Hektar werden rund 500 Pflanzen benötigt, wobei eine Pflanze etwa vier Euro kostet. Dazu kommt ein jährlicher Arbeitsaufwand von 500 Stunden pro Hektar. Schließlich vergehen voraussichtlich drei bis fünf Jahre, bis man wirklich mit einem ersten Ernteertrag rechnen kann. Es gilt, die strengen EU-Öko-Richtlinien einzuhalten, so können z.B. bei Schädlingsbefall große Probleme bis hin zum totalen Ernteausfall auf die Bauern zukommen. "Natürlich gehen wir ein gewisses Risiko ein, doch wenn alles klappt, dann eröffnen sich nicht nur für uns Bio-Landwirte ganz neue Möglichkeiten", so Ritter. Tatsächlich wäre dies ein Segen für die ganze Region, insbesondere auch für den stark gebeutelten Arbeitsmarkt, denn für aufwändige Bewirtschaftung wird letztlich viel Personal benötigt.
Auch Kowalsky weiß um die Risiken des Projektes, weshalb er die Sache finanziell unterstützt. "Diejenigen, die mitmachen, sollen auch davon profitieren", betont der erfolgreiche Unternehmer. "Das ist nicht selbstverständlich, schließlich holen sich die meisten Firmen ihre Sachen dort, wo sie sie am billigsten herbekommen", honoriert Michael Geier. In den vergangenen Wochen wurden im Landkreis insgesamt sechs Hektar Holunder-Kulturen angelegt. Martin Ritter bewirtschaftet zwei Hektar, Klaus Pörtner aus Oberelsbach einen Hektar. Unter der Federführung des stellvertretenden BBV-Kreisobmanns Willibald Mültner wurde die Rhöbino GbdR (Rhöner Bio-Anbaugemeinschaft Nordheim) ins Leben gerufen. Die Pflanzungen erfolgten durch Langzeitarbeitslose, die vom afz Schweinfurt betreut werden.