
Nur Augen im Kopf für „ihren“ Matthias hatte Nilpferddame Amanda in Oberstreu. Sebastian Reich, früher auch als Pierre Ruby bekannt, war mit seiner Bauchrednerpuppe auf der Bühne beim Brauhausfest zu Gast. Der gelungene Comedy-Abend bildete die Auftaktveranstaltung zum 30. Brauhausfest. Einen Flug der besonderen Art nach Rio de Janeiro erlebten die über 200 Zuschauer im Festzelt.
Die einzelnen Reihen wurde zunächst in Kategorien eingeteilt. Die ersten fünf waren sozusagen „First class“ unterwegs, hier könne es auch passieren, dass man mit in das Programm einbezogen werde. Die mittleren Reihen „Economy“, werden davon verschont bleiben. Die hinteren Plätze reisen im Handgepäckfach. Es waren Passagiere aus Oberstreu und Mittelstreu sowie einige Gäste aus Bad Neustadt, Ostheim, Eußenhausen und Stockheim an Bord. Die weiteste Anreise hatte eine Dame aus Landau. Nachdem Reich vier Gäste aus Mühlfeld begrüßt hatte, stellte er fest, dass wohl das ganze Dorf vertreten sei. Und natürlich wurden Bürgermeister Matthias Liebst persönlich begrüßt. Er saß leider nur im Handgepäck. „Merken Sie sich den Namen Matthias“, so der Comedian, „den brauchen wir heute noch öfters.“
Dann hatte auch die charmanteste aller Flugbegleiterinnen Amanda ihren großen Auftritt. Unter dem stürmischem Applaus der Zuschauer kam sie auf ihrem Rollator auf die Bühne. Fans warfen Blumen und Lolly's – diese hatte der Kapitän zuvor im Publikum verteilt. Bürgermeister Liebst warf ebenfalls ein kleines Präsent in Form einer Unterhose auf die Bühne. Diese wurde von der Chefstewardess jedoch kritisch beäugt. Sie hob sogleich hervor, dass sie noch Single sei.
Als nächstes sollte das Bord-Entertainment-Programm zum Einsatz kommen. „Das ist kaputt“, verkündete Amanda. Sie werden es selbst reparieren, schließlich heißt es immer „Selbst ist die Frau“. In der Zwischenzeit wird das Publikum durch den Amateur - oder besser Animateur, Herrn Esel unterhalten. Er forderte Stimmung im Publikum und animierte dieses mit kleinen Schildern zum applaudieren. Außerdem präsentierte er seine Kunst als Gedankenleser. Schließlich übernahm die Chefin selbst wieder. Sebastian Reich wollte ihr noch eine Frage stellen, eine spezifische. Und da war es – spezi-fisch. Die meisten Zuschauer hatten schon darauf gewartet. Und spezifisch war an diesem Abend noch öfters zu hören.
Amanda liebt Schlager und sie habe extra für ihren Matthias einen solchen vorbereitet. Beim Lied „Er gehört zu mir“ von Marianne Rosenberg war dann auch das Publikum gefordert. Kleine Schildchen, jeweils für die Damen und Herren, signalisierten den Einsatz. Es folgte eine kurze Zwischenlandung, bei der die Gäste die Möglichkeit hatten, die historische Keramikausstellung von Oberstreu im Wohnwagen zu besichtigen. Amanda hoffte indes, dass „ihr“ Matthias noch an Bord bliebe.
Auch nach der Pause war Amanda's geliebter Matthias noch mit dabei. Den Horst (Seehofer) habe sie im Übrigen nicht gewollt. Schließlich begab sich Amanda wieder hinter die Bühne, um das Entertainment-System zu reparieren.
Jetzt war die Zeit für Sebastian Reich als Alleinunterhalter gekommen. Er präsentierte einen Kinofilm der anderen Art mit nur einer Person in der Hauptrolle. Dass der Hauptdarsteller Matthias hießt, war eigentlich schon klar. Es wurden auch einige Ortschaften für diesen Film benötigt. Das Publikum gab sich hier sehr kreativ und schlug Oberstreu bzw. „Öberströ“ vor. Das gefiel Reich besonders gut, „Öberströ“ könnte auch eine Stadt in Norwegen sein. Auch „Stooge“ (Stockheim) und „Össehause“ (Eußenhausen) wurden genannt. Im Film ging es um den geheimen Geheimagenten Matthias. Er ritt auf seinem Schwein von Öberströ nach Össehausen, durch den Kreisverkehr in Stooge. Dort ging er sogleich in das Rathaus. Kreisverkehr und Rathaus wurden übrigens erst am Vortag gebaut. Er kämpfte gegen Piraten auf der „Strö“ und auch gegen Ufo's. Ein Seemann gestand Matthias schließlich eine Affäre mit einer Nonne, aus der ein kleines Geheimnis mit 53 Zentimetern hervorging. Alle Charaktere stellte Reich, untermalt von der passenden Musik, nur mit einer Hutkrempe und wenigen Utensilien dar. Hier zeigte sich sein schauspielerisch-komödiantisches Talent und das Publikum war von seinem Film restlos begeistert.
Zwischendurch kam ein sprechender Donut in einer Lunchtüte zu Wort. Die kleine Kalorienbombe erzählte unter anderem von ihrer Verwandtschaft in Italien: Donatella Versace und ihrem Onkel Dönut in der Türkei. Hinter der Kulisse fand Amanda ein herrenloses Gepäckstück. Dies entpuppte sich als blinder Passagier: „Sachsen-Ronny“ von drüben, original mit 100-DM Begrüßungsgeld und einer Banane.
Unter dem begeisterten Applaus des Publikums bat schließlich Amanda „ihren“ Matthias auf die Bühne. Hier musste der Bürgermeister als Bauchrednerpuppe „Schlager-Matthias aus Mittelstreu“ herhalten. Gemeinsam mit Amanda gab er ein Medley verschiedenster Schlager zum Besten. Zum Abschied schenkte ihr Matthias noch einen Kuss – Amanda fragte gleich nach Sacrotan. Sebastian Reich stellte fest, dass Amanda zwar den ganzen Abend flirtete, trotzdem sei sie noch Single. Ihr fehle die Erotik. Dies konterte sie mit einem heißen Striptease. Zum Vorschein kam ein glitzernder Bikini. Und da man bereits am Ziel der Reise, in Rio angekommen sei, wurde auch der passende Kopfschmuck angelegt. Mit dem Lied „Copacabana“ ging das Programm zu Ende.
Das Publikum bedankte sich mit tosendem Applaus und stehenden Ovationen und forderte natürlich eine Zugabe. Es folgte ein kurzes Frage-Antwort-Spiel. Unter anderem mit der Frage nach einem männlichen Sexsymbol mit acht Buchstaben - wie könnte es anders sein - Matthias. Außerdem wurde nach dem Ende der Welt gefragt: „Össehause“. Dies sorgte nochmals für Lachsalven im Publikum.
Sebastian Reich und seine Nilpferddame Amanda bescherten dem Publikum in Oberstreu einen lustigen Abend, der „wie im Flug verging“. So mancher Gast hatte sicherlich Lachtränen in den Augen. Auch der Entertainer hatte sichtlich Spaß bei seinem Auftritt und ließ sich immer wieder zu spontanen Kommentaren hinreisen. Nach der Autogrammstunde für die großen und kleinen Fans, ließ es sich der Comedian nicht nehmen, auf dem Plakat der Initiative „Jugend NES gegen Gewalt“ zu unterschreiben.