Die Nachricht des Anrufbeantworters ist knapp: "Sie sind verbunden mit dem Anschluss der Mai und Sohn KG. Der Betrieb ist geschlossen". Die traurige Ansage am Telefon lässt erahnen, durch welches schwierige Jahr die insgesamt 64 Mitarbeiter des Oberelsbacher Holzverarbeitungsbetriebes Mai inmitten der Corona-Pandemie gehen mussten. Es bedeutete für sie Ende August den Verlust des Arbeitsplatzes.
Im März war bekannt geworden, dass der alteingesessene Betrieb vor den Toren der Marktgemeinde Insolvenz anmelden musste. Chef Claus Mai war im Frühjahr sicher, dass der Betrieb noch weiterlaufen kann, zumal mit Sohn Christian ein Nachfolger in den Startlöchern steht und die Auftragsbücher voll sind.
Große Schäden durch trockene Sommer
Zu schaffen hatte dem Unternehmen nicht die heraufziehende Corona-Krise gemacht, sondern trockene Sommer 2018 und 2019, die große Trockenschäden am eingelagerten Holz verursacht haben. Bei der Produktion zum Beispiel von Holz-Rundstäben für Holzdübel, Gitterstäbe oder Babyhochstühle sei der Ausschuss um bis zu 66 Prozent höher gewesen als üblich. Doch erst bei der Verarbeitung seien die kleinen Trocknungsrisse festgestellt worden, erklärte im März Firmenchef Mai die Gründe für die finanzielle Schieflage.
Hinzu sei gekommen, dass qualitativ hochwertiges Buchenholz Mangelware geworden sei. Damit fertigte Mai und Sohn spezielle Holzdübel für den Hausbau speziell in Erdbebengebieten. Doch auch Mais Lieferanten hatten mit Trockenschäden zu kämpfen. Für das Oberelsbacher Unternehmen drohten Liquiditätsprobleme, weil Lieferverpflichtungen an Kunden nicht eingehalten werden konnten.
Potenzieller Investor war da
"Der Betrieb läuft weiter. Entlassungen sind nicht zu erwarten", hatte sich Mai im März noch optimistisch gezeigt. Leider erfüllten sich die Hoffnungen nicht. "Der Betrieb ist bis Ende Juli weiter gelaufen, es gab auch einen potenziellen Investor", erklärt Insolvenzverwalter Stefan Hermann aus Würzburg gegenüber dieser Redaktion.
Im August habe die Mai und Sohn KG die üblichen Betriebsferien gehabt. Genau in dieser Zeit meldete sich der Investor, dass er von seinen Übernahmeplänen absehe. "Damit war klar, dass es keinen Sinn macht, nach den Sommerferien den Betrieb wieder aufzunehmen", so Hermann weiter gegenüber der Redaktion.
Maschinenpark ist versteigert
Mittlerweile wurde der Maschinenpark des Unternehmens in entsprechenden Auktionsportalen im Internet versteigert, für Gebotsabgaben ist die Frist abgelaufen. Derzeit würden die veräußerten Maschinen von den Käufern abgeholt. "Jetzt geht es nur noch darum, auch die Immobilie an den Mann zu bringen", so der Insolvenzverwalter weiter. "Der Sohn wäre in den Startlöchern gestanden. Aber wenn kein frisches Geld kommt...", bedauert Insolvenzverwalter Hermann die Entwicklung.