Ein Modellprojekt soll Schule machen: Dank einer neuen Kooperation zwischen Umweltbildungsstätte und Markt Oberelsbach gibt es in den Kindertageseinrichtungen in Oberelsbach und Weisbach seit dem neuen Kindergartenjahr ausschließlich bio-regionales, saisonales und faires Mittagessen. "Essen bedeutet mehr als nur satt werden", zeigt sich Einrichtungsleiterin Monika Enders überzeugt. Für Bürgermeisterin Birgit Erb geht damit ein "lang gehegter Wunsch" in Erfüllung.
"Die Kinder unseres Horts und unserer Biosphären-Kita haben ab sofort die Möglichkeit einer Verpflegung mit regionaler, vollwertiger Kost unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeitskriterien bio, regional, saisonal und fair aus der Küche der Umweltbildungsstätte", erklärt Erb. Durch den Besuch lokaler Erzeuger im Gegenzug sollen regionale Wertschöpfungsketten aufgezeigt werden und die Kinder für den verantwortungsvollen Konsum von Lebensmitteln und für den Mehrwert von regionalen Bio-Lebensmitteln sensibilisiert werden, erläutert Bernd Fischer, Geschäftsführer der Umweltbildungsstätte Oberelsbach, die Idee. "Das Projekt soll Strahlwirkung bis ins Elternhaus haben."
Was lernen die Kinder bei dem Projekt?
Konkret besuchen die Kinder im Rahmen von Exkursionen die örtlichen Erzeuger, deren Produkte zur Zubereitung ihres eigenen Mittagessens verarbeitet werden. So kommt das frische Gemüse vom Bio-Hof Hartmann aus Weisbach, das Bio-Rindfleisch vom Bio-Hof Heimgärtner aus Oberelsbach, die Bio-Eier von Kolbs Bio-Hof in Ginolfs und das Bio-Geflügel vom Bio-Hof Martin Ritter in Ostheim. Dazu erfahren die Kinder, wie das im Nutzgarten und im Streuobstprojekt selbst produzierte Obst und Gemüse bei den Kindern auf den Tellern landet.
"Weiter unterstützt wird das Thema der gesunden Ernährung durch thematisch passende Bildungsmodule, die von der Umweltbildungsstätte in den Kindertageseinrichtungen angeboten werden", berichten Erb und Fischer. Wo die Lebensmittel im Supermarkt herkommen und welche Auswahlmöglichkeiten der einzelne hat, lernen die Kinder beim Bildungsmodul "Exkursion in den Supermarkt". Aber auch "Nudeln selbst gemacht", "Brezel, Brötchen und Butter herstellen" oder die "Kräuterwanderung" passen in den Themenkreis "Ernährung".
Das letzte Puzzlestück für die Auszeichnung
Ernährung ist eines der fünf Handlungsfelder, welcher für eine Auszeichnung von Biosphären-Kitas und Biosphären-Schulen im Rahmen des Rahmenkonzepts des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön entscheidend ist. Der Kindergarten des Marktes Oberelsbach wurde bisher bereits für die Maßnahmen in den anderen Themenfeldern Ökologie, Soziales und Kooperationen, Konsum und Ökologie ausgezeichnet.
Das Themenfeld "Ernährung" hatte bisher noch gefehlt. Nun werden alle drei Kriterien für die Auszeichnung des Biosphären-Kindergartens erfüllt: Gesunde Ernährung mit Produkten aus der Region und im Fair-Trade-Handel, Obst und Gemüse in Bio-Qualität sowie mindestens zweimal die Woche ein vegetarisches Gericht. "Da freuen wir uns ganz riesig", strahlte Marisa Herbert, die Leiterin des Horts in Weisbach, die den Eltern bei den Elternbeiratssitzungen in dieser Woche das Konzept erklärte.
Anzahl bestellter Essen ist gestiegen
Entsprechend Verständnis erreichten die Verantwortlichen dann auch für die Preiserhöhung des Mittagessens von 2,80 Euro auf 3,50 Euro. "Ich kann Ihnen versichern, dass die 3,50 Euro es auf jeden Fall wert sind", so Marisa Herbert. Bei Krankheit könne das Essen, das einen Monat im Voraus bestellt werden sollte, noch bis 9 Uhr abbestellt werden. "Den Kindern schmeckt das Essen ausgezeichnet", berichtet Einrichtungsleiterin Monika Enders. Man merke dies auch daran, dass die Anzahl der Essensbestellungen schon spürbar gestiegen ist. "40 Essen an einem Tag hatten wir noch nie", fügt Herbert hinzu.
Alle Beteiligten sprechen von einer Erfolgsgeschichte, die Schule machen soll, weisen jedoch darauf hin, dass das gesunde Essen aus der Küche der Umweltbildungsstätte nicht von anderen Kindertagesstätten-Trägern bestellt werden kann. Hintergrund ist eine Ausnahmegenehmigung des Staatsministeriums für den Markt Oberelsbach als Gesellschafter der Umweltbildungsstätte Oberelsbach gGmbH, im Zuge dessen Beantragung auch dargelegt werden musste, dass beim Verkauf des Mittagessens kostendeckend gearbeitet werden muss.