Explosionsartiger Anstieg der Heizöl- und Benzinpreise, Einführung der CO2-Steuer, Erschwerung des Einbaus von Ölheizungen in Deutschland ab dem Jahr 2026: Das sind einige der Maßnahmen, die im Zusammenhang mit der Energiewende stehen, die die Bundesregierung in Form des Klimapaketes vorantreibt. Die Häuslebauer begeben sich auf die Suche nach alternativen Heizsystemen, die Eigenheimbesitzer ächzen angesichts der inflationären Preisentwicklung und der Verknappung des Rohstoffs Öl. Doch was machen Unternehmen wie die Firma Bau- und Brennstoffe Kolb in Oberelsbach, deren Hauptgeschäft das Heizölgeschäft darstellt? Sie suchen nach neuen Geschäftsfeldern, wie ein Blick hinter die Kulissen zeigt?
"Zwar wird der Rohstoff Heizöl so schnell nicht aussterben, uns war aber schnell klar, dass wir den Betrieb in die Zukunft ausrichten müssen", berichten Christoph und Marcel Kolb. Der 28-jährige Christoph Kolb hat sich nach einer langjährigen Tätigkeit als Techniker für Elektromobilität und Fahrzeugtechnik im März vergangenen Jahres bewusst für das Familienunternehmen seiner Mutter Anita Kolb und seines Großvaters Alois Kolb entschieden. Marcel Kolb ist nach einer Maurerlehre sogar schon seit 2008 Teil des Oberelsbacher Betriebes. Beide begleiten seitdem die Neuausrichtung und Optimierung des Betriebs. Man merke zwar "noch keinen starken Einbruch", die Auswirkungen der Energiewende seien jedoch spürbar und ließen sich auch ausrechnen.
Mehr als 500 000 Euro investiert
Bewusst hat sich die Familienbande, bestehend aus Mutter Anita Kolb mit Lebenspartner Volkmar Fries und den Söhnen Christoph und Marcel Kolb vor wenigen Wochen für eine Investition in Höhe von mehr als eine halbe Million Euro in einen neuen Lastkraftwagen entschieden, um künftig die Kunden mit Holzpellets beliefern zu können. Ein Pellet-Lkw müsse mit 18 Tonnen Fassungsvermögen etwas höher dimensioniert sein als herkömmliche Tankwagen und auch entsprechend umgerüstet sein. Mit dieser Investition einher ging auch die Beschaffung eines neuen Tankwagens.
"Die Nachfrage ist schon ganz gut angelaufen", stellt Christoph Kolb fest. Rund zweimal die Woche ist das Unternehmen mit dem Pellet-Lkw unterwegs, obwohl dieser erst seit August im Einsatz ist. Bei den Kunden spüre man die Unsicherheit, was das Heizungssystem angeht. Gerade für Altbauten seien Luft-, Wasser- oder Erd-Wasser-Wärmepumpen oder Hybridheizungen aufgrund des unzureichenden Dämmstandards des Altbaus nicht die Mittel der Wahl. Holzpelletheizungssysteme verlangen eine große Investitionssumme mit ebenfalls unsicherer Entwicklung der Brennstoffpreise. Ähnliche Preisanstiege wie beim Heizöl, die auch die Firma Kolb täglich spürt, seien beim Erdgas zu verzeichnen und Nahwärmeversorgungssysteme seien lange nicht überall vorhanden. "Wir treffen auf besorgte Kunden, wenn es um das Heizen geht", berichten die beiden Söhne von Anita Kolb.
Betrieb in die Zukunft führen
Anita Kolb hat den Mineral- und Baustoffhandel in der Rhönstraße in Oberelsbach im Jahr 2006 nach dem Tod ihres Vaters Alois mit viel Leidenschaft übernommen. Seit der Gründung des Betriebs im Jahr 1962 war Anita Kolb mit in den Betrieb eingebunden. Umso mehr freut es sie, dass beide Söhne die Entscheidung getroffen haben, ebenso im Betrieb mitzuarbeiten und ihn in die Zukunft auszurichten.
Das Kerngeschäft sei in den letzten Jahrzehnten stets der Mineralölhandel gewesen, ergänzt vom Baustoffhandel, der ebenso rege betrieben wird. Zwei Tankwagen, ein Pellet-Lkw sowie zwei Lkw für Baustoffe unterhält das Unternehmen und beliefert damit die Kunden. "Wir haben uns trotz Konkurrenz und unserer Größe all die Jahre auf dem Markt behauptet", berichtet Anita Kolb. "Das soll auch so weitergehen", erklären Marcel und Christoph Kolb zuversichtlich.