Zuletzt machte doch glatt der ehemalige Biathlon-Bundestrainer Frank Ullrich ein Selfie-Video mit den Tischtennis-Größen Timo Boll und Bastian Steger. Der Suhler, mehrfacher Weltmeister und Olympiasieger, war beeindruckt vom Highlight-Spiel der Tischtennis-Bundesliga an diesem Spätsommerabend. "Absolute Klasse, was ich da gesehen habe. Die Spieler, das Publikum, die schnelle Sportart - das hat mich echt fasziniert!", bescheinigte er nach dem 0:3 des TSV gegen den Championsleague-Sieger Düsseldorf. "Das war trotz des klaren Ausgangs immer Augenhöhe!"
VR-Bank-Chef Markus Merz hatte den Thüringer mit in die Shakehands-Arena gebracht. "In seinem Terminkalender stand gerade nichts, also haben wir ihn eingeladen", erzählte Merz' Frau Janine. Sie ist wie der frühere Biathlon-Star SPD-Mitglied und sitzt im Thüringer Landtag. Ullrich tritt für die Sozialdemokraten im umkämpften Südthüringer Wahlkreis 196 bei der kommenden Bundestagswahl gegen den früheren Chef des Bundesverfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen (CDU), an. "Bei uns trifft er auf mindestens 150 seiner potenziellen Wähler", zwinkerte TSV-Manager Andy Albert dem drahtigen 63-Jährigen zu.
Bundestagswahlkämpfer im Smalltalk
Wahlkampf war aber weniger das Thema an diesem Abend. Obwohl er bei einem Smalltalk mit dem Bad Königshöfer Frank Hellmerich - er tritt im Nachbar-Wahlkreis in Bayern als Direktkandidat für die Freien Wähler an - scherzend ausgemacht hat, dass sie gemeinsam nach Berlin fahren, sollten beide in den Bundestag einziehen. Für Frank Ullrich stand an diesem Abend der Sport im Mittelpunkt. Als Biathlon-Trainer habe er schon immer Tischtennis als Regeneration einerseits, aber auch als Schulung der Reaktion und der Psyche andererseits gerne spielen lassen. "Aber das, was ich hier heute gesehen habe, hat mit unserem Spiel damals nichts zu tun. Phänomenal, wie schnell Tischtennis auf höchstem Niveau gespielt wird!"
Zwei Träger der deutschen Fahne bei Olympia
TSV-Hallensprecher Jürgen Halbig hatte schon bei der Anmoderation darauf hingewiesen, dass an diesem Abend zwei Sportler zugegen sind, die bei Olympischen Spielen jeweils die deutsche Fahne getragen haben. "Und wir können hier gleichsam noch die Familie eines dritten Olympia-Fahnenträgers hier begrüßen: Jörg Nowitzki ist mit Schwiegersohn und Enkel im Publikum." Der Vater der deutschen Basketball-Legende Dirk Nowitzki war mal schnell auf Einladung von Timo Boll von Würzburg ins Grabfeld gefahren. "Beim letzten Spiel von Timo war meine Frau dabei. Und die hatte so von der Atmosphäre geschwärmt, dass ich Timos Einladung hierher gerne angenommen habe!", erzählte der ehemalige Handballer der TG Würzburg.
Mit dem Tischtennis-Vorzeige-Sportler Boll verbindet die Familie Nowitzki eine lange Freundschaft. "Timo kommt mit seinem Wohnmobil öfters bei uns in Würzburg vorbei. Selbst am Tag vor seinem Abflug nach Tokio zu den Olympischen Spielen hat er uns noch besucht", sagte Jörg Nowitzki. Auch er war angetan vom schnellen Sport und der stimmungsvollen, fairen Atmosphäre in der dieses Mal mit 250 Fans besetzten Halle. In der hatte Tochter Silke früher auch schon Basketball gegen die TSV-Damen gespielt, wie Josef Ort den Nowitzkis mitteilte.
Auch Bad Königshofens Bürgermeister Thomas Helbling hat eine ganz besondere Erinnerung an Dirk Nowitzki. "Ich habe ein persönlich signiertes Trikot und Sportschuhe von ihrem Sohn zu Hause. Das habe ich als Geschenk aus unserer Partnerstadt Arlington in Texas bekommen", erzählte er Jörg Nowitzki.
Fahrdienst für Maksim Grebnev
Dass Timo Boll die Nowitzkis nach Bad Königshofen an diesem Abend eingeladen hatte, erwies sich für den TSV als zusätzlicher Glücksfall. Ihr neuer Spieler Maksim Grebnev musste schnell nach dem Spiel nach Würzburg, um den ICE zum Frankfurter Flughafen zu bekommen. "Maxi muss am Mittwoch in Moskau zu einer Sportuntersuchung. Der russische Verband akzeptiert leider keine deutschen Ergebnisse", erklärte TSV-Geschäftsführer Udo Braungart. Hätte er den Flieger nicht rechtzeitig erwischt, wäre der Zeitplan bis zum nächsten Spiel-Einsatz gegen Saarbrücken fraglich gewesen, so Braungart. Denn Grebnev muss bei seiner Rückreise eine fünftägige Quarantäne einhalten.
"Ich hab die Nowitzkis einfach gefragt, ob sie ihn mit nach Würzburg nehmen und ihm online beim Fahrkarten-Kauf helfen", sagte Josef Ort. "Das sind ja schließlich auch alles Sportler!" Und prompt kam kurz nach Mitternacht die Nachricht, dass der Neu-TSVler pünktlich um 0:13 Uhr am Frankfurter Flughafen angekommen ist. Die Vernetzung des TSV Bad Königshofen in die große Sportwelt ist nun um weitere Facetten reicher.
