Blut ist dicker als Wasser. Erinnerungen sind stärker als die Zeit. Und vor allem: Schwesternliebe ist größer als Distanz. Das wissen Edeltraud Hopf aus der Steiermark und Elfriede "Elfi" Hauck, die in Niederlauer lebt, nur zu gut. Vor fast sechs Jahrzehnten haben sie sich zuletzt gesehen und erst im letzten Jahr wieder getroffen. Dass die Schwestern heute wieder vereint sind, haben sie der Sat 1-Sendung "Bitte melde dich" zu verdanken.
"Wenn man zu seiner Schwester keinen Kontakt hat, nicht einmal weiß, ob sie überhaupt noch lebt, das lässt einen sein Leben lang nicht los", erzählt Elfi Hauck einige Wochen nach der Ausstrahlung ihrer emotionalen Geschichte bei "Bitte melde dich". Geboren werden sie und ihre eineinhalb Jahre ältere Schwester Edeltraud in der Steiermark. Als Elfi, damals noch Horn, vier Jahre alt ist, trennen sich die Eltern. Ihre Schwester Edeltraud bleibt mit der Mutter in Österreich, Elfi geht mit dem Vater zurück in dessen Heimat nach Bad Bocklet, wo sie bei seinen Verwandten leben. Im Jahr 1965 kommt die Mutter dann noch einmal mit Edeltraud zu Besuch.
Ein Telefonat vor rund 30 Jahren verletzt Elfi Hauck sehr
Danach gibt es nur noch einen einzigen, für Elfi Hauck sehr schmerzvollen Kontakt: "Mein Ex-Mann hatte vor rund 30 Jahren die Telefonnummer von Edeltraud herausgefunden. Nach längerer Zeit konnte ich mich endlich überwinden, dort anzurufen. Ich hoffte, dass wir uns kennenlernen könnten." Doch sie wird bitter enttäuscht, denn Edeltraud sagt ihr damals - sie bezeichnet es in der "Bitte melde dich"-Folge heute als größten Fehler ihres Lebens - dass Elfi sie und ihre Mutter in Ruhe lassen solle. Danach herrscht Funkstille. Bis Edeltrauds Enkelin Melanie sich 2020 hilfesuchend an Sat 1 wendet.
Denn auch Edeltraud, die noch in der Steiermark lebt, vermisst ihre Schwester Elfi, wie sie im TV erzählt. Moderatorin Julia Leischik und Reporter Lukas Stege beginnen gleich mit der Suche. Die einzigen Anhaltspunkte, die Edeltraud liefern kann, sind der Mädchenname "Horn", das Geburtsjahr und der Ort Bad Kissingen, den sie aus ihrem Besuch von 1965 noch in Erinnerung hat.
Eine Bad Kissinger Praxis und ein Besuch auf dem Sulzfelder Camping-Platz
Nach einer erfolglosen Suche im Schwarzwald macht sich der Reporter also auf in den "bayerischen Kurort, in dem sich die Schwestern zum letzten Mal sahen". In der Park- und der Elisabethstraße klappert er Kontaktadressen einer Familie Horn ab, jedoch erfolglos. Auch in der Innenstadt bei der ehemaligen Kieferorthopädie-Praxis von Petra Mattner-Horn und später an deren Privatadresse in Reiterswiesen wird er nicht fündig.
Also weiter zur nächsten Elfriede Horn, die das Sat 1-Team als Dauercamperin auf dem Sulzfelder Camping-Platz ausfindig gemacht hat. Hier wird der Reporter von Bürgermeister Jürgen Heusinger empfangen. "Das sind 208 Dauercamper an der Zahl, viel Spaß, um halb neun ist es dunkel", gibt das Ortsoberhaupt dem Fernsehmann für die Suche mit auf den Weg. Doch nicht mal Achim und Anna, das "Tagblatt" des Platzes, können ihm helfen. "Der Campingplatz gleicht einer Geisterstadt", seufzt Moderatorin Julia Leischik und fügt hinzu: "Keiner kennt hier eine Elfriede Horn".
Tränen der Rührung
Doch eine Chance gibt es noch: Die letzte Kontaktadresse führt Lukas Stege nach Bad Bocklet. Zwar findet er unter der vom Sender ergoogelten Adresse zunächst nur eine Kirche. Doch zwei nette Damen auf dem Friedhof können ihm die passende Anschrift nennen. Sie gehört zu Irmgard Gündling, der Cousine der Schwestern - bei ihr und ihren Eltern lebte Elfi nach der Trennung der Eltern. Onkel und Tante sind mittlerweile gestorben, die Cousinen haben aber noch Kontakt. Von Irmgard Gündling erfährt der Reporter: "Elfi wohnt in Niederlauer, Unterfranken."
Dorthin macht sich Julia Leischik gleich auf und besucht Elfi Hauck. Schöne Panorama-Aufnahmen werden eingeblendet, wie sie vorher schon von Bad Kissingen und Bad Bocklet gezeigt wurden. Elfis erstaunter Blick, als sie ein aktuelles Foto von Edeltraud in Händen hält, spricht Bände. "Die sieht ja aus wie ich! Früher waren wir uns doch gar nicht so ähnlich", ruft Elfi Hauck überrascht.
Schwestern haben regelmäßig Kontakt
Wie waren die Dreharbeiten? "Viel weniger schlimm als ich gedacht hätte. Alles waren sehr nett, sie kamen - auch wegen Corona- nicht mit einem riesigen Kamerateam, es hat kaum einer gemerkt, dass sie da waren außer uns", erinnert sich Elfi Hauck. An das sehr emotionale Wiedersehen mit ihrer Schwester in Köln, bei dem Tränen der Rührung flossen, denkt Elfi gerne zurück - obwohl sie damals sehr aufgeregt war. "Ich habe so gezittert und zu den Fernsehleuten gesagt: 'Wenn es noch bissle' dauert, bis die Tür aufgeht und sie rauskommt, könnt ihr mich auf dem Pflaster zusammenkratzen'."
Noch im Jahr 2020 machen Elfi Hauck und ihr Partner zweimal Urlaub in der Steiermark bei Edeltraud, ein Treffen in Deutschland soll 2022 folgen. Regelmäßig telefonieren und schreiben die Schwestern miteinander. Und sind immer noch erstaunt, wie ähnlich sie sich eigentlich sind, auch charakterlich. "Wir fahren beide nicht so gern Auto, sind nicht so computeraffin, haben fast den gleichen Klamottengeschmack. Mein Partner meint auch, dass wir fast Zwillinge sein könnten." Schwesternliebe ist eben doch größer als Distanz.
Die Folge "Bitte melde dich" wurde am 12. September ausgestrahlt, kann aber auf dem YouTube-Kanal "Bitte melde dich" abgerufen werden. "Julia Leischik sucht: Bitte melde dich", sonntags um 17.55 und 18.55 Uhr in SAT.1.