
Idyllisch liegt der Reuthsee nahe Sulzdorf an der Lederhecke in einem großen Waldgebiet und ist gerade jetzt im Herbst einen Besuch wert. Die Laubbäume haben sich bunt verfärbt und spiegeln sich im Wasser des naturnahen Landschaftssees.
Das grandiose Naturschauspiel genießt auch Erwin Schmidt, der sich oft am Reuthsee auffällt, denn der Sulzdorfer ist seit fast zehn Jahren der Sprecher der „Angel- und Interessengemeinschaft Reuthsee“, die 2006 auf der Taufe aufgehoben wurde. Ziel war es damals, zu verhindern, dass der See komplett dem Naturschutz unterworfen wird mit der Folge, dass er in Teilbereichen abgezäunt werden sollte und Angeln kaum oder gar nicht mehr möglich gewesen wäre.
Die Bemühungen der Interessengemeinschaft und vieler weiterer Mitstreiter waren von Erfolg gekrönt. 2009 war endlich klar, dass der Reuthsee in seiner Form erhalten werden soll. „In der Folgezeit haben wir dann dafür gesorgt, dass sich die Wasserqualität bis heute deutlich verbessert hat“, so Schmidt. So habe man in Abstimmung mit der Fischereifachberatung durch Kalken und Freilegen von zum See hinführenden Gräben und Rinnen erreicht, dass das Wasser längst nicht mehr so sauer ist wie noch Mitte des vergangenen Jahrzehnts.
Dass der Reuthsee dem Sprecher der „Angel- und Interessengemeinschaft jetzt wieder Sorgen bereitet, liegt an seinem extrem niedrigen Wasserstand. „Es fehlen rund 60 Zentimeter“, weiß Schmidt, der akribisch Buch darüber führt, wie sich das Gewässer entwickelt und wie seine Wasserqualität ist. „Wenn es im Winter nicht ordentlich regnet oder schneit, besteht die Gefahr, dass der See bald umkippen könnte“, so der Sulzdorfer. Auf den ersten Blick hören sich 60 Zentimeter weniger Wasserstand nicht dramatisch an. Doch der etwa zwölf Hektar große See ist an seiner tiefsten Stelle nur 2,20 Meter tief, an anderen Stellen nur 1,50 Meter. Folglich fehlt mindestens ein Drittel der Wassermenge.
Schmidt hofft, dass sich der Wasserstand wieder auf sein normales Maß einpendelt, „schließlich ist der Reuthsee ein Aushängeschild für die Gemeinde.“ Dass es dort auch künftig keinen Massenandrang von Anglern oder Badegästen geben soll, darüber sind sich die Angel- und Interessengemeinschaft und die Kommune einig, der Schmidt ein Lob für die Unterstützung ausspricht. „Wenn wir etwas brauchen wie zum Beispiel frischen Kalk oder Unterstützung bei der Pflege, stoßen wir immer auf ein offenes Ohr.“
Woher der Reuthsee seinen Namen hat und wie er entstand
Der Reuthsee gilt als einer der größten Landschaftsseen im Regierungsbezirk Unterfranken. Was der Name Reuthsee bedeutet, erklärt Kreisheimatpfleger Reinhold Albert in einer Abhandlung über das Gewässer. Demnach setzten im 8. und 9. Jahrhundert nach Christus große Rodungen der Wälder ein. Dies geschah entweder durch Reuten (das ist das Fällen der Bäume und die Herausnahme der Wurzelstöcke) oder durch Sengen (Niederbrennen des Unterholzes). Der hierdurch gewonnene Platz hieß die Reute oder das Reuth. Entweder besteht der See schon seit Urzeiten oder die Altvorderen stellten nach dem Roden fest, dass die Fläche sehr feucht war und so folglich der 12 Hektar große See entstand. Der Reuthsee wird ausschließlich durch Niederschlagswasser gespeist, das heißt, er hat weder einen Zufluss noch Quellen aufzuweisen. Auf einer um 1685 gezeichneten Karte ist unterhalb des Reuthsees ein weiterer See eingezeichnet. Daraus lässt sich schließen, dass im 17. Jahrhundert an der Südseite ein Damm aufgeschüttet wurde und anstelle einer Viehweide ein weiterer See, der kleine Reuthsee, geschaffen wurde. Dieser dürfte insbesondere für die Verbesserung des Feuerschutzes im nahen Sulzdorf angelegt worden sein.
Vor 1939 befand sich der Reuthsee im Besitz des Reichsrates Friedrich von Deuster (Schloss Sternberg). 1949 erwarb die Gemeinde Sulzdorf den Reuthsee. 2000 wurde er als FFH-Gebiet, das heißt, als außergewöhnliches Biotop ausgewiesen.