An diesem denkwürdigen Abend wackelten im Sofasalon Tisch und Wände. Zum 128ten Geburtstag von Friedrich Hollaender wurde sowohl ein Querschnitt durch Chansons und Filmmusiken, als auch Anekdoten aus seinem reichen Leben zu Gehör gebracht. Die Propstei Wechterswinkel konnte diesmal zwei echte Stars präsentieren, die nicht der Gage wegen den Weg in die Rhön gefunden hatten.
So berichtete Christiane Müller in der Anmoderation, dass das Team die Veranstaltung fast absagen wollte, als herauskam dass der als "Begleitung" von Rotraut Arnold angekündigte Pianist Rainer Armbrust zwischen Auftritten in New York und Tel Aviv pendelt und regelmäßig auf dem grünen Hügel in Bayreuth zu hören war. So war der aus der Verbundenheit mit dem Netzwerk der Propstei entstandene Auftritt der absolute Saisonhöhepunkt.
Ein Stammgast in der Pause: "Zwei absolute Vollprofis - Ein Programm, das man im TV kaum finden kann. Und alles im Kammerspielformat, im Sofasalon gibt’s ja nur Plätze in der ersten Reihe!" Rotraut Arnold war nicht nur gesanglich in Höchstform, die Schauspielerin "lebte" die Lieder und die Revueausschnitte, die von Schicksalen, alltäglichen Sorgen und Glücksmomenten erzählten. Und so waren es nicht nur die Welterfolge Hollaenders wie "Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" und "Wenn ich mir was wünschen dürfte" die beeindruckten. Auch die kleinen Milieustudien über die Welt der Prostituierten, die Träume der Zimmermädchen der gar nicht so goldenen 20er Jahre, wurden zu gesungenen und gespielten Kurzfilmen, die die Gäste nicht vergessen werden.
Die begeisterten Besucher des Sofasalons konnten sich nach den mehrfachen Zugaben nicht einigen, was nun das Allerbeste war an all den Eindrücken. Eine Dame war sich sicher: "Der helle Wahnsinn war die Freude der Künstler beim Kunstschaffen. Rotraut kannten wir ja schon vom Mascha Kaleko-Programm letztes Jahr. Aber die Verwandlungsfähigkeit heute Abend, jedes Lied ein eigener Charakter, die Showeinlagen auf dem Tisch. Und dazu Rainer Armbrust. Der Meister der E-Musik atmete im Takt der Hollaenderlieder. Vielleicht hatten wir heute Interpreten, die besser waren als in Hollaenders Berlinerl Tingel-Tangel-Theater."
Von: Klaus Dippel (Gesellschafter, Propstei Wechterswinkel)