Manch einer blieb erst einmal stehen, um staunend das Ausmaß des Festzelts in Augenschein zu nehmen. Hinzu kamen die kaum enden wollenden Reihen der gedeckten Tische für etwa 900 Gäste. Doch dann strömten sie herein und gaben ein farbenprächtiges Bild ab: Mit orangen oder grünen T-Shirts, Strohhüten, blaugestreiften Trachtenhemden aus dem Norden Deutschlands und den unterschiedlichsten bunten Kleidungsstücken. Allen anderen stahlen allerdings die Holländer die Schau: zum einen kamen sie zu spät, zum anderen zogen sie in Oranje-Shirts, aber vor allem sehr lautstark mit einer ganzen Kapelle ein. So herrschte von Anfang an beim offiziellen Jubiläumsfest zum 40-jährigen Bestehen des Städtebundes ausgelassene Stimmung.
Die Stadt hatte es sich aber auch einiges kosten lassen, um den Gästen einen angenehmen Aufenthalt zu verschaffen, verriet Bürgermeister Bruno Altrichter, der später dann traditionell vom polnischen Bürgermeister Mariusz Dziuba die Fahne "Neustadt in Europa" entgegennahm. "Der europäische Gedanke, der hinter der Idee steckt, fruchtet auch", betonte Petra Bieber, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft "Neustadt in Europa".
Die Stadträtin erinnerte dazu an die vielen Verbindungen, freundschaftlichen Kontakten, zwischenmenschlichen Beziehungen, Austauschmöglichkeiten oder die touristischen Anreize. Sie selbst und viele andere nutzen den Gedanken der Initiative und besuchen eines der knapp 40 Neustadts, um andere Kulturen kennen zu lernen.
Davon kann auch Karl Breitenbücher ein Lied singen. Der "grüne" Stadtrat hat gleich acht junge Burschen aus Neustadl an der Donau aufgenommen. Diese Truppe gab sich nicht nur recht trinkfreudig, wie er berichtete, sondern auch sehr lebenslustig wie sie mit einer Einlage während der Jubiläumsfests eindrucksvoll bewies, in dem sie sich als Volkstanzgruppe vorstellte und lautstark einen Schuhplattler zum Besten gab.
Deutsch-niederländische Koproduktion
Gleichwohl mit den Ansprachen von Schirmherrin Dorothee Bär und kurzen Statements der lokalen politischen Prominenz feierliche Akzente gesetzt wurden, war die Veranstaltung eher heiter ausgelassen, was auch Tanja Domes zu spüren bekam. Sie sorgte mit ihrer Kapelle aus der Gartenstadt für die musikalische Umrahmung und war ganz sicher nicht, wie sie beteuerte, darauf eingestellt, dass sich plötzlich Musiker aus Holland unter ihr Ensemble mischten. Doch die Dirigentin machte gute Miene zu der Herausforderung und erhob den Taktstock zur Europahymne in einer deutsch-niederländischen Koproduktion.
Seit 25 Jahren mit dem Rad dabei
Eine weitere Geschichte, die die Städtepartnerschaft schrieb, war auch die Ehrung eines älteren, aber sichtbar gut durchtrainierten Herren. Der Hesse Heinz-Jürgen Huber besucht mit dem Fahrrad nun schon seit 25 Jahren die Beteiligten der Partnerschaft, hat bereits 50 Neustadts kennengelernt und dabei rund 11 000 Kilometer mit seinem Drahtesel zurückgelegt.
Angesichts der herrschenden Temperaturen wurde das offizielle Programm auch nicht über die Gebühr in die Länge gezogen. Die beiden Gesprächsrunden, mit zum einen den Politikern und zum anderen mit Bürgermeistern, sowie die Eintragung ins Goldene Buch waren zügig bewältigt, so dass der Bürgermeister ziemlich pünktlich den Köchen das Zeichen zur Essensausgabe und damit zum geselligen Teil des von der Big Band der Kreismusikschule umrahmten Abends gab.