
Der Mann am Computer ist sehr konzentriert. "Du brauchst genau eine Minute 16, bis du auf der Bühne bist, den Einsatz müssen wir nochmal üben", sagt Michael Heun. Er steuert Licht und Ton, koordiniert die Mikrofone und ist erster Ansprechpartner für alles Technische während der Büttenabende des neu gegründeten Faschingsverein in Unterweißenbrunn. Die Ungewissheit ist groß, der Arbeitsaufwand immens – ohne das, was die junge Truppe vorab bereits geleistet hat.
"Wir haben noch nie etwas zusammen gemacht, wir müssen uns erst einmal finden", ist die erste vorsichtige Ansage von Julia Seifert zu der Vereinsneugründung. Sein Name ist "Die Bloobäuch" – wie der Dorfspitzname. Das Logo ist der Name in Blau gehalten, das zweite "B" als Männchen mit blauem Bauch. Passt.
Drei Garden plus einem Männerballett gibt es schon, Sketchgruppen und eine hochmotivierte Vorstandschaft, die allesamt bereits eifrig am Proben und Trainieren sind.
Nach der Hallenrenovierung kam Corona
Doch wie kam es dazu? Den letzten Büttenabend – noch vom Sportverein DJK Unterweißenbrunn veranstaltet – gab es 2019. Im darauffolgenden Jahr wurde die Frankenheimer Rhönhalle renoviert und war nicht nutzbar. Dann folgte Corona und brachte alles vollständig zum Erliegen.

Aus Sicht der Initiatoren des neuen Faschingsvereines eine schlechte Situation. Keiner der bestehenden Unterweißenbrunner Vereine war auf Nachfrage bereit, eine Sparte für den Fasching zu eröffnen, somit beschloss man "Die Bloobäuch" zu gründen.
Interessenten gab es viele und so fand am 31. Mai 2024 die Gründungsversammlung im Sportheim statt, bestehend aus zehn Gründungsmitgliedern. Der Vorstandsposten ist für eine Person alleine zu viel Arbeit, somit wurden Steffi Schmitt, Kristina Klug und Julia Seifert gemeinsam damit betraut. Seither hält der junge Verein einmal im Monat seine Sitzung ab, um den Bloobäuch-Fasching zu planen.
Verkaufsstände und Firmenspenden brachten Geld in die Kasse
Wichtig war es auch, zunächst einmal Geld hereinzubringen, denn es muss einiges angeschafft werden, Requisiten besorgt und Genehmigungen eingeholt werden. Bei einem der Bischofsheimer Freitagskonzerte betrieben "Die Bloobäuch" deshalb ein Verkaufshäuschen, unterstützten den Unterweißenbrunner Weihnachtsmarkt mit Verkaufsständen und warben bei den ortsansässigen Firmen erfolgreich um Geldspenden, wie Julia Seifert berichtete.
"Wir sind dankbar um jedes Mitglied", betonte Kristina Klug und berichtet stolz von 86 Mitgliedern nach einem halben Jahr des Vereinsbestehen. Ohne die noch ausstehenden Anmeldungen der Akteure, wie Kassiererin Kathrin Vorndran anfügt.

Kathrin, Steffi und Julia schwärmen noch heute von ihrer Zeit als Gardemädchen in der Kindheit und dass sie das auch den Jungen wieder ermöglichen möchten. "Wir machen es, damit es im Dorf wieder einen Fasching und einen Kinderfasching gibt", sind sie sich einig. Und dass Bedarf besteht, wurde beim Kartenvorverkauf für die beiden Büttenabende deutlich.
Die beiden Büttenabend waren ruckzuck ausverkauft
In nur anderthalb Stunden waren beide Abende restlos ausverkauft, eine lange Warteliste gäbe es auch noch – auf die Wertschätzung im Dorf sind sie richtig stolz. Auf die Frage, warum sie keinen dritten Abend organisieren wollen, winken alle sofort ab. "Unsere Helfer reichen genau für zwei Abende, mehr geht einfach nicht."

Knapp vier Stunden füllen die Beiträge der Akteure – eine tolle Mischung, stellt man freudig beim flüchtig erhaschten Blick auf die streng gehütete Programmliste fest. Es gibt sogar ein Tanzmariechen, das nach dem Akteure-Treffen zur Probe der Vorstandschaft neben Michael Heun Platz genommen hat.
Sogar ein eigener Vereinsraum ist in Aussicht
Trotz der Konzentration ist die Stimmung gut, sind die Akteure voller Spielfreude und entwickeln gemeinsam mit Energie ihr Programm.
Dem Musikverein sind sie sehr dankbar, dass sie in dessen Räumlichkeiten in der alten Milchsammelstelle ihre Treffen veranstalten dürfen, so wie sie auch sonst gute Unterstützung bekommen. Künftig werden "Die Bloobäuch" sogar einen eigenen Vereinsraum bekommen, denn gleich nebenan ist der des Stricktreffs frei geworden.

Am 16. Februar startet mit der Generalprobe die heiße Phase und mit dem Schlachtruf "Bloobäuch Helau" werden die Unterweißenbrunner durch die Fosenocht ziehen. Zu ihren Sitzungen haben sie alle umliegenden Faschingsvereine eingeladen, die ihren Besuch bereits zugesagt haben.
Nach dieser ersten Session wollen sie sich wieder treffen und besprechen, was gut war – und was weniger. Und auch darüber, ob es gelang, ein ganzes Dorf aus dem Faschingstief zu holen.
Termine: Die Büttenabende der Unterweißenbrunner Bloobäuch finden am 21. und 22. Februar ab 19.30 Uhr in der Frankenheimer Rhönhalle statt. Karten gibt es keine mehr.