In die ehemalige jüdische Mädchenschule in der Mellrichstädter Kapellengasse 3 soll wieder Leben einziehen. Das einst recht baufällige Gebäude wird seit Sommer des letzten Jahres zu einem Wohnhaus für zwei Asylbewerber-Familien mit Bleiberecht umgebaut. Der Bauausschuss machte sich bei seiner Sitzung am Donnerstag ein Bild vom Fortgang der Arbeiten.
Architekt Dominik Wukowojac stellte den Ausschussmitgliedern den Stand der Dinge vor. So konnte man sich über das neu gedeckte Dach informieren, die anstehenden Verputzerarbeiten mit Gebäudeisolierung und den zukünftigen Zuschnitt der Räumlichkeiten. Jeweils zwei Kinderzimmer, eine Küche, ein Wohnzimmer und Sanitäreinrichtungen sind geplant. Es sollen separate Zugänge geschaffen werden.
Projekt 2015 in Angriff genommen
Wie Bürgermeister Eberhard Streit erläuterte, kümmert sich die Stadt schon seit 2015, also seit der Hochzeit der Flüchtlingswelle, um das Projekt. Im Rahmen der Städtebauförderung werden nämlich Wohnprojekte für anerkannte Flüchtlinge unterstützt, wenn sich diese im Fördergebiet befinden. Die Stadt hat sich schnell um eine Förderung beworben. Integrierten Flüchtlingen Wohnraum bieten und gleichzeitig historische Bausubstanz in der Altstadt zu erhalten, das war eine verlockende Kombination.
Dennoch hat sich das Projekt hingezogen, bis im Sommer letzten Jahres die ersten Arbeiter anrücken konnten. Das Haus steht auch unter Denkmalschutz, entsprechend müssen einige Vorgaben eingehalten werden. Auch teure Sprossenfenster müssen eingebaut werden, weil die Denkmalschutzbehörde das verlangt. Für Dominik Wukowojac nicht unbedingt nachzuvollziehen, weil es wichtigere Komponenten denkmalgerechten Bauens gebe. Natürlich sei die Rettung der alten Bausubstanz kostspielig, aber es werde eben auch Mellrichstädter Baugeschichte erhalten.
Bisher im Zeitplan
Bisher befinde sich alles im Zeitplan, konnte der Mellrichstädter Architekt dem Gremium mitteilen. Was die anstehenden Ausschreibungen für die Inneninstallationen betrifft, so glaubt Wukowojac aber nicht, dass alles nach Zeitplan laufen werde. "Es gibt mittlerweile erfolglose Ausschreibungen, und Bauherren müssen Ehrenrunden bei der Ausschreibung drehen", nahm es Wukowojac mit etwas Humor. Aber das Handwerk boomt und kommt mit Aufträgen nicht hinterher.
"Bis zum Herbst soll das Gebäude bezugsfertig sein", gibt der zuständige Architekt den Zeitplan vor. Dann kann neues Leben in das geschichtsträchtige Haus ziehen.
Diese benutzte das Haus danach als jüdisches Schulhaus. In diesem Schulhaus wurde dreimal in der Woche nachmittags jüdischer Religionsunterricht abgehalten. Der jeweilige Lehrer hatte im ersten Stock des Hauses seine Wohnung.