
37 Künstlerinnen aus ganz Franken haben vor wenigen Tagen das "Kloster Wechterswinkel" in "Besitz genommen" und mit ihren Werken aus unterschiedlichen Kunstgenres bestückt. Und so wie ihre Geschlechtsgenossinnen im Mittelalter das Zisterzienserinnen-Kloster prägten, so prägen vielleicht nun diese Künstlerinnen eine neue Kunstepoche – jede dabei auf ihre ganz eigene Art. Daher auch der Bezug zum Kloster in der Bezeichnung der neuen Ausstellung, die den Titel "Sisters in Art" trägt.
Die 37 Künstlerinnen haben sich in der Künstlerinnengemeinschaft GEDOK (Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnen aller Kunstgattungen) Franken zusammen geschlossen und präsentieren im Foyer, im Ausstellungs- sowie im Konzertsaal, auf der Galerie sowie im Innenhof des Kreiskulturzentrums, ja sogar in der Klosterkirche, Gemälde, Skulpturen, Installationen, Fotos, Keramik, Montagen, Collagen, Holzschnitzereien und vieles mehr.
Entwicklung zu einer "impulsgebenden Einrichtung"
Sie bieten den Besuchenden eine hochinteressantes, breitgefächertes Spektrum ihrer künstlerischen Kreativität. Bereits im Rahmen der Vernissage fand die Ausstellung viele Bewunderer und erntete Lob. In Vertretung des wegen eines anderen Termins verhinderten Landrats Thomas Habermann, freute sich stellvertretender Landrat Bruno Altrichter, dass die GEDOK das Kloster Wechterswinkel mit dieser Ausstellung "beschert".

Das Kreiskulturzentrum im ältesten Anwesen des Landkreises habe sich in den vergangenen Jahren zu "einer impulsgebenden Einrichtung entwickelt und sich vor allem durch zeitgenössische Kunst einen Namen" gemacht, unterstrich Altrichter und dankte allen, die sich bei der Ausstellung eingebracht und diese umgesetzt haben.
Frauen sind in der Kunst noch immer unterrepräsentiert
Christine Hagner, die Vorsitzende von GEDOK Franken, ging in ihrer Ansprache vor allem auf die Rolle der Frau im Kunstgeschehen ein. Zwar sind Frauen in der Kunst heutzutage präsent, aber "noch nicht ganz am Ziel", was sie auch mit konkreten Zahlen unterstrich. Nur 26 Prozent der verkauften Kunstwerke stammen von Künstlerinnen, obwohl der Anteil der weiblichen Kunststudierenden inzwischen bei 60 Prozent liegt. Jedoch wurden nur zwei Prozent des Umsatzes bei Auktionen in den letzten zehn Jahren durch Kunst von Frauen erwirtschaftet.

Mit einem Beispiel machte sie dies besonders deutlich. Laut einer Studie von Artnet und der Plattform "In Other Words" erzielte ein einziges Werk von Pablo Picaso auf einer Kunstmarkt-Plattform mit 4,8 Milliarden Dollar mehr Einnahmen als die Werke von 6000 Künstlerinnen zusammengenommen. Doch ein Berliner Galerist glaubt, dass sich die Situation schon bald ändern wird. Seiner Meinung nach sind Künstlerinnen die "Kunstmarkt-Stars von morgen, wer Geld mit Kunst machen will, muss Werke von Frauen kaufen."
Über 100 Gäste kamen zur Ausstellung "Sisters in Art"
Kreiskulturmanagerin Dr. Astrid Hedrich-Scherpf, die viel Herzblut in die Konzeption der Ausstellung eingebracht hatte, konnte an der Vernissage nicht teilnehmen. Ihre Mitarbeiterin in der Kreiskulturagentur, Annemarie Graf, dankte für ihr Engagement und stellte das Begleitprogramm zur neuen zeitgenössischen Kunstausstellung "Sisters in Art" vor.

Mit Liedern aus dem Musical "Cats" sowie unter anderem von Hildegard Knef umrahmte die mitreißende Stimme von Lygia Wagenführers – begleitet ebenso eindrucksvoll von Monika Tengler auf dem Steinway-Flügel – die Ausstellungseröffnung, zu der über einhundert Gäste aus nah und fern gekommen waren. Ein Besuch von "Sisters in Art" lohnt sich. So kann man in der Klosterkirche die Kleider von Goldmarie und Pechmarie aus dem bekannten Märchen von "Frau Holle" bewundern oder auch den "Gotteshut" sowie die "Joy Animals" im Ausstellungsraum des Kreiskulturzentrums.
Die "Geduldsfadenmaschine" ist im Foyer ebenso ein Hingucker, wie auch die Porträts auf der Galerie, oder die "Drei Zustände der Glückseligkeit" aus Lindenholz im Konzertsaal. Weitere Kunstwerke befinden sich darüber hinaus im Innenhof.
Die Ausstellung ist noch bis 20. Oktober im Kloster Wechterswinkel zu sehen.

