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Maria Bildhausen
Neue Ausstellung: Bei Paul Diestel entsteht aus einer Kiefernnadel ein Kunstwerk
Paul Diestel erläutert sein Objekt im Park am Rindhof in Maria Bildhausen, dessen Ursprung eine Kiefernadel ist.
Foto: Hanns Friedrich | Paul Diestel erläutert sein Objekt im Park am Rindhof in Maria Bildhausen, dessen Ursprung eine Kiefernadel ist.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 01.10.2021 02:51 Uhr

Wenn Paul Diestel aus Unsleben unterwegs ist, kann es durchaus vorkommen, dass er plötzlich stehen bleibt, etwas vom Boden aufhebt und dann eine Idee hat. So zum Beispiel bei einer Mohnblume, einer Kiefernnadel oder dem Flugsamen des Ahorn. In der Kunstausstellung "Nivard II" am Rindhof in Maria Bildhausen erzählen seine Werke von solchen Erlebnissen, die oftmals auch Kindheitserinnerungen wecken. Dort gehört er zu insgesamt fünf Künstlern aus Deutschland, die noch bis Sonntag, 10. Oktober, ihre Kunstwerke präsentieren und zwar Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr im Haus Nivard in Maria Bildhausen. Seine Kunstobjekte sind fast alle ausschließlich aus Holz gearbeitet. In der Ausstellung am Rindhof findet man Werke, die eng mit der Natur in Verbindung stehen: Blüten, Blätter oder auch Samen.

So nimmt Paul Diestel eine Kiefernnadel in die Hand, die der Baum abgeworfen hat. "Es ist Etwas, das mich zum Staunen bringt, ich finde die Form interessant und entwickle daraus etwas Eigenständiges, eben ein größeres oder kleineres Kunstobjekt." Im Rindhof in Maria Bildhausen sind seine Kunstwerke, wie er selbst sagt, sehr gut in die vorhandene Natur einzubinden.

Das "Mohnmännchen" erinnert an die Kindheit

So nennt er spontan neben der Kiefer ein "Mohnmännchen" aus Bronze. Ein Stück Kindheit: "Wenn man die Mohnblüte und die Mohnkapsel zusammen steckt, hat man eine Figur mit einer Art rotem Rock." Beim Spazierengehen hatte ihm seine Mutter oftmals solche Mohnmännchen gebastelt. "Es ist so etwas Einfaches, was auch Kinder begreifen." Das Kunstwerk selbst hat, wie der Künstler sagt, "fast eine königliche Ausstrahlung." Es ist übrigens eines seiner Lieblingswerke.

Eines seiner Lieblingswerke, das Paul Diestel auch an seine Kindheit erinnert: Das Mohnmännchen.
Foto: Hanns Friedrich | Eines seiner Lieblingswerke, das Paul Diestel auch an seine Kindheit erinnert: Das Mohnmännchen.

Angesprochen auf das Kunstobjekt, das aus Kiefernadeln entstanden ist, sagt Paul Diestel, dass dies eigentlich zwei Figuren sind, die Rücken an Rücken stehen. "Beide symbolisieren auch den Zusammenhalt, denn wenn die eine weg ist, fällt die andere um." Im Haus Nivard fällt ein kleines Boot mit zwei Paddeln auf, die an Blätter erinnern. Es ist ein keltisches Boot, wobei die Paddel wie Ginkoblätter aussehen. "Für mich sagt dieses Kunstwerk aus, dass hier die Natur mit am Ruder sitzt."

Dinge werden größer, Mensch wird kleiner

Das Boot ist aus Holz geschnitzt, entstanden 2020 und in einer langen Arbeitsphase mit Erde bearbeitet und geglättet. In Maria Bildhausen ist es erstmals zu sehen, dann wieder bei der Ausstellung im November im Dom von Würzburg. Aus Pappelholz ist ein weiteres Kunstwerk, das einer ikonischen Marienfigur ähnelt.

Ein Motiv, das Paul Diestel schon über Jahre begleitet, ist das Objekt, das aus einem Ahornsamen entstanden ist. Jeder kennt die propellerähnlichen Früchte des Ahornbaumes, die im Herbst auf den Boden fallen. Den Künstler begeisterte vor allem die einfache Form des "Flügels", der vom Baum in Drehbewegung auf den Boden fällt. "So etwas fasziniert, denn die Wenigsten nehmen es wahr." In diesem Zusammenhang nennt der Rhöner Künstler die Größe. "Wenn ich die Dinge größer mache, wird der Mensch eigentlich kleiner und das versuche ich heraus zu arbeiten." Dann findet man in der Ausstellung einen überdimensionalen Libellenflügel, auf dessen Spitze ein Stein liegt. "Zwei Dinge, die eigentlich nicht zusammen gehen." All das und einiges mehr kann man bei der Kunstaustellung im Haus Nivard am Rindhof in Maria Bildhausen betrachten.

Ein überdimensionaler Libellenflügel ist ein Kunstwerk von Paul Diestel, das er bei der Ausstellung im Rindhof in Maria Bildhausen zeigt. Hier mit dem Galeristen Thomas Pfarr aus Münnerstadt.
Foto: Hanns Friedrich | Ein überdimensionaler Libellenflügel ist ein Kunstwerk von Paul Diestel, das er bei der Ausstellung im Rindhof in Maria Bildhausen zeigt. Hier mit dem Galeristen Thomas Pfarr aus Münnerstadt.

Wenn das Kunstwerk im Bad präsentiert wird

Die Vernissage "Nivard II" wurde von der Galerie Thomas Pfarr aus Münnerstadt initiiert. Sie befindet sich im historischen Gebäude des letzten Abtes von Bildhausen. Das Haus wurde zuletzt als Wohnraum, Refektorium und als Großküche genutzt und bietet sich heute nicht unbedingt für eine Ausstellung an und trotzdem habe es seine Reize, sagt Thomas Pfarr. Die Werke befinden sich in Kammern, auf Dachböden oder auch im Bad, in Ecken und Winkeln, die nicht dafür vorgesehen sind. Damit würden die Besucher selbst zu Entdeckern. Gezeigt wird die ganze Vielfalt der zeitgenössischen Kunst und die verschiedenen Materialien, mit denen gearbeitet wird.

An Ginkoblätter erinnern die beiden Paddel an diesem Kunstobjekt.
Foto: Hanns Friedrich | An Ginkoblätter erinnern die beiden Paddel an diesem Kunstobjekt.

Fünf Künstler zeigen ihre Werke in dem historischen Ambiente: Stefanie Brehm (Bamberg), Paul Diestel (Unsleben), Heike Kleinlein, Norbert Kleinlein (beide Schweinfurt) und Kornelia Thümmel (Leipzig). Mit Rudolf Weigand (Bad Königshofen) fand Thomas Pfarr einen bekennender Kunstliebhaber, der Kunst am Rindhof präsentieren möchte. Die Ausstellung "Nivard II" ist noch bis 10. Oktober im Haus Nivard am Rindhof in Maria Bildhausen zu sehen. Geöffnet ist sie von Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr.

 
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