Der Trend zu Camping und Wohnmobiltourismus boomt seit Jahren ungebrochen. Durch die Corona-Pandemie wurde er nun weiter verstärkt. Allein im April 2021 wurden in Deutschland etwa 8000 neue Wohnmobile zugelassen. Und auch die Rhön als zentral gelegenes deutsches Mittelgebirge rückt in den Fokus der Wohnmobillisten.
Die vielfältige Natur- und Kulturlandschaft des Biosphärenreservats Rhön wird als Ziel auserkoren. Die Stellplatzangebote sind allerdings rar, und oft sind die wenigen kommunalen Stellplätze hoffnungslos überfüllt. Das wiederum hat zur Folge, dass die Camper auf Wanderparkplätze, Waldwege, Parkbuchten und, schlimmstenfalls oder gar auf wertvolle Flächen in Schutzgebieten ausweichen.
Wohnmobilisten willkommen, aber nicht auf Schutzflächen
Bundesweit wird die Entwicklung in den deutschen Nationalparken, Biosphärenreservaten und Naturparken mit Sorge beobachtet. Martina Klüber-Wibelitz von der Rhön GmbH betont: „Wohnmobilisten sind uns in der touristischen Destination Rhön sehr willkommen – allerdings darf der aktuelle Boom nicht zulasten der hier lebenden Menschen und der Natur gehen.“
Martin Kremer, Geschäftsführer des hessischen Vereins Natur- und Lebensraum Rhön (VNLR), ergänzt: „Tourismus ist für die Rhön wichtig. Aber wir benötigen auch deutlich mehr Stellplätze, um die Besucherströme intelligent zu lenken.“ Neben größeren öffentlichen Stellplätzen wird eine Lösung in dezentralen Angeboten wie beispielsweise auf Bauernhöfen, gesehen. Denn in vielen Wohnmobil-Reiseführern ist die Rhön noch ein weißer Fleck, Stellplätze sind kaum gelistet.
Website für regionale Stellplätze
Stefan Knüttel von der Rhön Adventure Academy in Gersfeld hat hier eine Lösung gesucht und ein Angebot für die Rhön entwickelt. Mit www.stellplatz-rhoen.de steht eine Webseite zur Verfügung, auf der regionale Stellplätze ab sofort eingetragen werden können. Knüttels Idee: Anbieter von „alternativen“ Stellplätzen laden ihre Angebote eigenständig mit Kurzbeschreibung und Foto auf dem Portal hoch. Das Team um Stefan Knüttel prüft das Angebot und schaltet es frei.
Die Plattform ist bereits online
Ein Wohnmobilstellplatz an einem Bauernhof oder an einem Gasthof, bei einem idyllischen Forsthaus oder einem Dorfgemeinschaftshaus sind Optionen, die einfach und ohne Auflagen umzusetzen sind. In anderen Regionen ist es längst üblich, dass Wohnmobilisten z. B. den Parkplatz eines Gasthofs für eine Nacht nutzen dürfen, wenn sie dort auch zum Essen einkehren. Landwirtinnen und Landwirte nutzen die eigenen Stellplatzflächen am Hof auch als Absatzmöglichkeit für die hofeigenen Produkte. Privatleute können auf ihren Grundstücken ebenfalls Plätze, z. B. gegen eine kleine Gebühr, bereitstellen.
So können legale Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen und dem Wildcampen Einhalt geboten werden. Gemeinsam soll in nächsten Schritten eine Art „Wohnmobil-Knigge“ für die Rhön erarbeitet werden. Für Landwirtinnen und Landwirte soll eine Informationsveranstaltung angeboten werden.
Sowohl seitens der Rhön GmbH, die für das touristische Destinationsmanagement der Rhön zuständig ist, wie auch seitens des Biosphärenreservats wird das Engagement rund um das Camping erfreut zur Kenntnis genommen, geprüft und bei sinnvollem Nutzen für die Gäste unterstützt.
Stefan Knüttel ist es bei all dem wichtig, dass das neue Angebot nicht als Konkurrenz zu den bestehenden Campingplätzen gesehen werden soll. Auch deren Stellplatzangebote sind auf der Stellplatz-Rhön-Plattform herzlich willkommen.