„AIO“ heißt die Nachfolgerfirma der insolvent gewordenen „Maintools Formenbau“ im Industriegebiet Loh in Mellrichstadt. Dieser Name ist Programm und Verpflichtung zugleich: AIO steht für „All In One“, und damit ist gemeint, dass dem Kunden ein umfassendes Serviceangebot vorgelegt werden kann. Es heißt aber auch „Alles in Ordnung“, wie Olaf Schlösser, der designierte Geschäftsführer der Firma, den Namen interpretierte. „Alles in Ordnung“ nämlich, wenn der Auftrag des Kunden abgeschlossen und alles zu dessen Zufriedenheit erledigt ist.
Diese Erläuterungen und viele weitere Einzelheiten zur Lage der Firma gaben am Dienstag Dieter Pfister, der geschäftsführende Gesellschafter der AIO Formen- und Werkzeugbau GmbH, Marius Thein als stellvertretender Geschäftsführer und Olaf Schlösser. Sie hatten Landrat Thomas Habermann, Mellrichstadts Bürgermeister Eberhard Streit und die Presse zu einem Gespräch in ihre Räumlichkeiten eingeladen. Mit dem Ziel, ihre neu gegründete Firma vorzustellen.
Die Maintools Formenbau GmbH & Co. KG hatte am 1. Januar 2011 die insolvente Firma Weißenberger übernommen. Zwei Jahre später war Maintools selbst gezwungen, Insolvenz anzumelden. Ein Käufer für das Unternehmen wurde zwar gefunden, doch als eigentlich alles für die Geschäftsübergabe vorbereitet war – es fehlte nur noch die endgültige Unterschrift –, sprang der Investor in letzter Minute ab und ließ die Betriebsangehörigen wie auch die Führung von Maintools quasi im Regen stehen. Da fasste Dieter Pfister den Entschluss, die Firma unter Mithilfe seiner Frau Gudrun zu 100 Prozent zu übernehmen und ihr den neuen Namen „AIO Formen- und Werkzeugbau GmbH“ zu geben. Gudrun Pfister hatte sich damit sehr für die Mellrichstädter Betriebsangehörigen eingesetzt, „sie wollte Mellrichstadt unbedingt retten, die Belegschaft sei es wert“, sagte Dieter Pfister.
Doch auch der neue geschäftsführende Gesellschafter hatte für die Betriebsangehörigen ein Herz; denn er versteht sich als unterfränkischer Lokalpatriot, dem neben dem notwendigen geschäftlichen Erfolg der Betriebe auch die Arbeitsplätze für die Menschen ein Anliegen sind. Dass aus dieser Einstellung die Arbeitsplätze für AIO gerettet werden konnten, hatte zu einem vernehmlichen Aufatmen geführt bei den 81 Betriebsangehörigen, die AIO zurzeit hat, aber auch beim Mellrichstädter Bürgermeister Eberhard Streit und bei Landrat Thomas Habermann.
Pfister und Thein betonten mit Dankbarkeit, dass diese Weiterführung des Betriebs nur im Zusammenwirken der Firmenleitung mit dem Betriebsrat unter dem Vorsitz von Jürgen Breunig, der Sparkasse Bad Neustadt und dem Landkreis sowie auch mit Zustimmung der Gläubiger so reibungslos über die Bühne gehen konnte. Jetzt steht die junge Firma vor großen Herausforderungen.
Mit der Kompetenz der neuen Leitungs- und Führungsebene, die nicht nur aus den drei genannten Persönlichkeiten besteht, wird Sorge getragen dafür, dass zumindest einer der drei Männer stets im Betrieb als Ansprechpartner für Kunden und Betriebsangehörige anwesend ist. Und das trotz der anderen Aufgaben, die ihre Präsenz beispielsweise auch in Schweinfurt nötig machen. Nicht zu vergessen: Dieter Pfister ist ja auch der Präsident der Industrie- und Handelskammer Unterfranken.
Weitere Aufgaben für die nächste Zukunft sind unter anderem der Aufbau eines eigenen Firmen-Kommunikations- und Datenverwaltungssystems, Investitionen in den Maschinenpark und der Vertrauensaufbau bei den Mitarbeitern. Für diese fanden die neuen Firmenleiter nur anerkennende Worte, was die Solidarität mit dem Betrieb und auch ihr „unheimliches Know-how“ (Schlösser) betrifft. Zu den künftigen Aufgaben wird auch die Ausbildung von qualifiziertem Nachwuchs gehören, sowohl im technischen wie auch im kaufmännischen Bereich.
Pfister, Schlösser und Thein schauen mit Optimismus in die Zukunft. Die anstehenden Anfangsprobleme seien lösbar, und jetzt könne man nach den vielen negativen Schlagzeilen der Vergangenheit einmal auf positive Aspekte hinweisen. „Zusammen werden wir den Laden wieder auf Vordermann bringen“, ist sich Marius Thein sicher. Und Dieter Pfister fügt mit Blick auf seine Betriebsangehörigen an: „Die Rhöner sind ein eigenes Volk, aber wenn man ihnen etwas erklärt, dann stehen sie hinter einem wie ein Mann. Man muss sie nur mitnehmen!“
Die Firma hat auch Grund, optimistisch zu sein, denn die bisherigen Kunden sind AIO gegenüber positiv eingestellt, auch wenn die Auftragslage wegen der Insolvenzphase bis zum 1. März prekär gewesen ist. Mit vollem Einsatz wollen Pfister und seine Mitstreiter an die Arbeit gehen.
Landrat Thomas Habermann und Stadtchef Eberhard Streit wussten das Engagement von Dieter Pfister für die insolvente und nunmehr gerettete Firma zu würdigen und sprachen ihm ausdrücklich Dank für dessen Verantwortungsbewusstsein und den Erhalt der Arbeitsplätze aus. Denn, das machte Eberhard Streit deutlich, solche mittelständische Unternehmen seien das wirtschaftliche Rückgrat in unserer Region, „sie bieten die Arbeitsplätze, die auch die Menschen an unseren Landkreis binden und sie hier heimisch werden lassen“.
