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BAD NEUSTADT
„Nessi-Vater“ wirbt für den Brückenschlag
Frieder Voigt war einst maßgeblich an der Entwicklung des Nessi-Fahrplans beteiligt.
Foto: K. Nerche Wolf | Frieder Voigt war einst maßgeblich an der Entwicklung des Nessi-Fahrplans beteiligt.
Karin Nerche-Wolf
 |  aktualisiert: 17.10.2017 10:49 Uhr

Mit der Entwicklung der Stadtbuslinie Nessi leistete Frieder Voigt vor 20 Jahren einen enormen Beitrag zur Lebensqualität in der Stadt. Jetzt sah es der engagierte Bürger im Erzähl-Café als seine Aufgabe an, eine Lanze für den Brückenschlag über die Brend zu brechen.

Mit dieser Brücke beginne eine neue Epoche der Stadtentwicklung, begrüßte der promovierte frühere Siemens-Ingenieur das viel kritisierte Bauwerk, durch das die Stadt nun zum ersten Mal in Verbindung mit dem Bahnhof trete. Dabei biete das Gebiet zwischen Brend und Bahnhof Investitionsmöglichkeiten, die so in der Altstadt nicht gegeben seien.

Nicht nur diese Einschätzung brachte Voigt seinen Zuhörern im Gewölbekeller des Caritashauses nahe, sondern auch seinen persönlichen Werdegang, der 1928 in Leipzig begann. Seine Kindheit und Jugend waren geprägt vom Geist der Zeit, der in vielen kleinen Details lebendig wurde und den sein Publikum gut nachempfinden konnte.

Erste Grundsteine für eine Nessi in Bad Neustadt wurden – freilich im Nachhinein betrachtet – wohl gelegt, als Familie Voigt 1934 nach Berlin zog und der kleine Frieder dort von der U-Bahn total fasziniert war. Wie das alles funktionierte, das interessierte ihn mächtig, und sein schönstes Erlebnis war es, als er sich auf den Platz des Abfahrers setzen durfte, weil der doch ein mächtiger Mann war: Mit seinem Pfiff gab er das Signal zum Losfahren.

Saalfeld in Thüringen wurde 1938 der neue Wohnsitz von Voigts, 1944 kam der jugendliche Frieder als Luftwaffenhelfer nach Jena.

Nach dem Krieg begann eine berufliche Ausbildung mit Hindernissen und Umwegen. Zunächst tat sich die Chance zum Abitur auf: In einem Saalfelder Gasthaus trafen sich 15 junge Leute, um mit einem Schuldirektor dafür zu lernen.

Der erste Anlauf, an der Technischen Hochschule Dresden das Ingenieurstudium aufzunehmen, scheiterte daran, dass der Arbeiter- und Bauernstaat DDR ja nur Arbeiter zum Studium zuließ. Also absolvierte Voigt erst einmal in Leipzig eine Ausbildung zum Maschinenschlosser. Er sprach erneut an der TH Dresden vor, diesmal wollte man ihn nicht, weil sein Vater in der nationalsozialistischen Partei gewesen war.

Flucht in den Westen

In Leipzig ließ man Frieder Voigt Mathematik und Physik studieren. Als 1950 der Koreakrieg in der Luft lag, fürchtete der junge Mann, eine russische Uniform anziehen zu müssen. Er packte eine Tasche und rannte an der Grenze bei Marienborn (Sachsen-Anhalt) um sein Leben. Er erreichte sein Ziel, den Vater in Köln, der sich mit der Teilung Deutschlands für die Westseite und gegen seine Frau entschieden hatte.

In Aachen konnte Voigt endlich sein Ingenieurstudium aufnehmen. Seiner Leipziger Freundin Helga gelang ebenfalls die Flucht, die beiden heirateten, weil Liebschaften damals von den Vermietern nicht geduldet wurden. Diese „erzwungene“ Ehe erwies sich als sehr beständig: Vor vier Jahren feierte das Paar diamantene Hochzeit.

1960 hatte Frieder Voigt dann seinen Doktortitel in der Tasche. Als er 1962 ein Angebot von Siemens aus Bad Neustadt bekam, nahm er an, weil er hier gute Ausbildungsmöglichkeiten für seine Kinder – es wurden drei – sah. Er fand eine Heimat, in der er sich wohlfühlt.

 
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